Hallo zusammen
Gestern war es soweit, ich habe ihr geschrieben, ob wir uns nicht am Abend treffen könnten. Wir haben dann trotzdem bei ihr zu Hause abgemacht, da sie meinte, es wäre eine Entscheidung, die wir beide fällen müssten. Auf dem Weg zu ihr schrieben wir sogar ein bisschen miteinander, als wären wir noch zusammen. Natürlich sah ich dann meine Chance, sie wiederzuhaben, immer grösser. Als ich dann bei ihr ankam, begrüsste sie mich mit einem Lächeln, da dachte ich mir, dass ich wirklich eine Chance hätte! Wir sassen uns im Wohnzimmer auf ein Sofa und sprachen zuerst über ihr Woche und dann über mein Praktikum. Es fühlte sich an, als wäre nichts dergleichen gewesen, dass ihre Unsicherheit doch nur ein Strohfeuer war. Ich fühlte mich einfach nur wohl und glücklich. Doch dann beschliessen wir, über unsere Beziehung zu reden. Ich schlug vor, dass sie anfangen würde. Nun, sie fing an und sagte, dass sie sich natürlich viel Gedanken darüber machte, was das beste für ihr, mich und unsere Beziehung wäre. Sie fand unsere Beziehung gegen Ende langweilig und matt (dabei wären wir beide Schuld) und sie wäre mit sich selber nicht zufrieden, das gewisse etwas würde fehlen. Sie meinte, sie bräuchte Zeit für sich, sie wolle sich weinterentwickeln, so leid es ihr tue. Sie meinte eine Pause würde auch für mich und unsere Beziehung gut tun, damit ich herausfinde, wer ich bin, was ich will und dass ich auch eine Person ohne sie sein könnte. Somit wenn wir uns trennen würden, die Chance besteht, bei einem zweiten Mal besser laufen würde. In Zukunft würden uns, wegen unsere Vergangenheit am Internat und des gemeinsamen Freundeskreises, viele Möglichkeiten bieten, wieder zu treffen und zu sehen. Damit meinte sie, es wäre kein Abschied, keine Trennung für immer. Vielleicht, erhoffte sie sich, wenn sich beide sich und den Sinn des Lebens gefunden hätten, würde es mit uns wieder klappen.
Ich war auf solch eine Aussage überhaupt nicht vorbereitet. Ich war völlig durcheinander. Ich probierte zuerst, meine Fehler einzugestehen und ihr zu erklären, dass ich mich mit meinen Problemen bewusst wäre und es auch ankämpfen würde, auch in einer Beziehung. Doch ich habe die Kontrolle (wieder einmal) verloren, ich war am verzweifeln. Ich fragte sie aus, ob sie mich nun verlassen will oder eine Auszeit bräuchte, woraufhin sie antwortet, sie wisse es nicht. Dann fragte ich sie, ob sie aus Mitleid mir die Trennung durch eine "Pause" beschönigt. Sie verneinte, denn sie hätte mich gern und will mich ebenfalls auf gar keinen Fall verlieren und vielleicht würde dann die Chance bestehen, dass wir aus dieser Auszeit uns wieder zusammen finden könnten, wenn wir beide unabhängig voneinander mit sich selber beschäftigen würden. Ich konnte nicht mehr klar denken und fuhr nun auf der Pessimisten-Schiene. Denn ich meinte, die Wahrschienlichkeit, dass wir durch eine Pause völlig auseinanderleben würden und uns auch gefühlsmässig distanzieren würden, was ich auf keinen Fall möchte. Sie widersprach mich und war der Meinung, dass es vielleicht eintreten könnte, doch niemand von uns würde es wissen, wenn es der Schicksal so will, werden wir irgendeinmal wieder zusammenkommen oder aber auch nicht.
Danach war es einfach nur verwirrend. Ich kann mich nicht mehr so an diesen Teil des Abends erinnern, da die Situation gefühlsmässig ausser Kontrolle geriet. Ich suchte nach Wörter, als mir gleichzeitig die Tränen kamen. Sie kam dann zu mir, und tröstete mich, als ich anfing, wieder alles auszufragen, wieso sie denn unsere Beziehung langweilig fand, ob es wegen mir wäre, ob ihre Verantwortung (Mamasein) für mich zu viel war. Sie verneinte, sie meinte sogar, dass sie es gern machte, für mich die Verantwortung zu übernehmen, es schätzte, dass ich ihr all die Probleme erzählte. Sie bräuchte einfach Zeit für sich und fühlt, dass sie in ihrem Leben momentan steckengeblieben wäre. Ich wusste dann einfach nicht wie damit umgehen, ich wollte am liebsten von ihr wissen, was ihr an mir stören würde, wie ich ihre Entwicklung gestoppt hätte, ob wir nicht gemeinsam in einer Beziehung uns entwickeln könnten und dass ich alles würde dafür tun, um die Beziehung wieder zu beleben. Aber das ist es ja, sie hätte Gefühle für mich, aber für eine Beziehung würde es nicht reichen und sie will auch, das ich herausfinde, wer ich bin und auch ein Leben führen kann ohne sie, dass ich auch ein jemand wäre ohne sie. Mich irritierte es auch gestern, dass sie für eine Trennung war, aber dann trotzdem mit mir umgangen ist, als wäre ich ihr Freund. Dann wurde es nur noch ein hin und her. Zuerst weinte ich für mich, woraufhin sie zu mir kam und wir uns lange umarmten, was mich beruhigte. Dann versuchte ich wieder (war auch sehr dumm von mir) wieder die gleichen Fragen zu stellen, wieso sie jetzt doch von mir trennen will, was ihr an mir störte, ob ich langweilig wäre und so weiter. Ich wollte endlich wissen, was die Fehler für den Beziehungsaus waren. Was sie wiederrum aufregte, mich zurechtwies und in die andere Ecke des Sofas zusammenkauerte. Dann tat sie mir Leid, ich nahm sie zu mir und dann haben wir wieder lange umarmt und währenddessen Tränen vergossen. Es wiederholte sich. Gegen Schluss bot sie mir an, bei ihr zu übernachten, da ich einen langen Weg nach Hause hätte und es schon spät wäre. Ich wusste dann einfach nicht was machen. Am liebsten wollte ich bleiben um noch wenigstens die letzten Augenblicke mit ihr zu geniessen, aber auf der anderen Seite wusste, dass das mich nur noch mehr fertig machen würde. Ich entschied mich zu gehen. Der Moment beim Abschied vor der Tür kann man kaum in Worte fassen. Beiden überkamen die Emotionen und liessen unseren Tränen freien Lauf währenddessen wir uns lange, stark und innig umarmten. Wir waren beide völlig am Ende, jedesmal als wir uns dann wieder losliessen, umarmten wir uns wieder. Beide wollten den anderen irgendwie nicht loslassen, nicht verlieren. Wir küssten uns sogar mit weinendem Gesicht, umarmten uns wieder, liessen uns wieder los, ich bedankte mich bei ihrer Ehrlichkeit und ihrem starken Charakter und sie sagte, dass wir uns wiedersehen würde, dass es kein Nimmerwiedersehen wäre. Wir umarmten uns wieder, die Tränen flossen umso stärker, wir liessen uns und ich verabschiedete mich mit zurückblickenden Gesicht und einem Wink endgültig von ihr.
Ihr hattet alle Recht. Doch der Abschied, der haute mich einfach um, denn ich hatte das Gefühl, das war eine Trennung zweier Liebenden zum Wohle der Beziehung. Denn ich merkte an diesem Abend, dass sie mich noch liebt, es war kein Mitleid
Nachher fühlte ich mich elendig, doch mit der Zeit verstand ich sie endlich. Was für eine Frau! Sie hatte Recht, die Beziehung lief wirklich nicht gut und wir beide hatten unsere Probleme. Sie hat auch Recht, dass uns beiden eine Trennung gut tun würde und vielleicht bei einem nächsten Mal besser klappen würde. Doch eben, wenn es überhaupt ein nächstes Mal geben würde.
Ich hatte eindeutig schon bessere Tage, aber es wäre übertrieben zu sagen, dass ich mich jetzt richtig mies fühle. Ich vermisse sie und Herzschmerzen habe ich auch, aber vielleicht kommen die wirklich schlimmen, schwarze Tage dann wieder. Ich weiss nicht, aber habe jetzt eine Art Aufbruchstimmung, die aber jedesmal von meinen Problemen wieder gedämpft werden. Ich merke, dass ich wirklich ein Problem mit mir selber habe, aber die Vorstellung jetzt, diese ohne sie zu bewältigen macht mich wiederrum fertig. Aber wow, was für eine charakterstarcke Frau. Solche Frauen gibt es einfach nicht viel.
Ich habe nun Angst, dass ich wieder einen Rückfall erleben wird. Wie soll ich jetzt die Zeit angehen, wie stelle ich meinen Problemen, wie gehe ich mit einem (seelischen) Rückfall um? Es ist definitiv aus mit uns, aber ich will mich, wenn wir uns irgendeinmal wiedersehen, endlich selbstbewusst, unabhänig und aktiv auftreten. Nicht für sie, sondern für mich.