Mann, da bin ich ja fast vorbeigeschlittert an diesem Thema. Zum Glück noch aus dem Augenwinkel gecheckt.
Ja, Checklisten sind extrem wichtig. Wobei. Wenn jemand erst nach 10'000 SMS und Liebesbekundungen erst erfährt, dass die Gegenseite die Erde als Scheibe betrachtet, weckt das in mir die duale Seele:
Einerseits ist es ja wunderbar, wenn man 10'000 Mitteilungen austauschen kann und sich so viel zu sagen hat, dass solcherlei (Hunde/Katzenallergie, Flacheerdler, Bluter oder Idiot) erst so spät überhaupt zum Gespräch wird. Man darf dann aber getrost annehmen, dass es nicht besonders wichtig ist, denn sonst wäre es 5000 Mitteilung früher aufgetaucht. Wenn es für eine Beziehung fundamental ausschlaggebend gewesen wäre bereits in der ersten oder zweiten Nachricht nach der ersten Liebebezeugung (du, ich muss dir noch gestehen, dass ich also keine runde Erde sehe, wenn ich auf die Strasse trete, vielmehr geht es flach geradeaus und bei den Bergen hoch (oder runter). Aber da das Wasser in meinem Becher nicht von alleine rausfliesst, muss die Erde flach sein. Alles andere macht ja keinen Sinn. Und dass auf der andern Seite Menschen Kopf stehen würden, das kann leicht widerlegt werden. Wäre dem so, würde bei denen ich das Wasser eben geradewegs in einem geraden Strahl aus dem Becher fliessen gegen den Himmel...)
Andererseits: Es geht ganz nach dem Motto, dass man dann nicht getraut zu fragen, was Sache ist, um den andern nicht sofort wieder zu verlieren. Wenn man schon mal jemanden an der Angel hat, dann lässt man nicht mehr so schnell los. so vermeidet man auch das Unvermeidliche, sollte sich herausstellen, dass der andere sein Serienmörder ist oder sie auf den Strich geht und darum mit dem Porsche vorfahren kann (worüber man sich ja schon ein wenig wunderte). War dann aber abgelenkt durch die kesse Kleidung und das sei auftreten...
Grundsätzlich finde ich aber gut, wenn man Checklisten hat und sofort damit beginnt, den andern auf Kompatibilität und Verträglichkeit abzuklopfen.
allerdings:
Dieses Vorgehen widerspricht so sehr dem hier oft gelesenen Satz, dass man sich nicht aussuchen könne, in wen man sich verliebt. Vielleicht ist dem so, aber man kann immerhin anhand der Checklisten abklären, ob die Verliebtheit sich lohnt, oder ob man besser die Finger lässt.
Aber trotz miserablen Übereinstimmungswerten bleibt man dann eben doch hängen und suhlt sich in den Tagträumen und in Analysen von einzelnen Worten und Wortfragmenten und diskutiert eifrig, wie das gemeint sein könnte und ob da nicht doch ein Funke Hoffnung und Normalität dahinter stecken könnte.
Ja, da lob ich mir einen Single-was-auch-immer-Tag oder eine Single-was-immer-Aktion.
Grundsätzlich weiss man dann sofort: Das Objekt gegenüber ist prinzipiell zu haben. Und wenn man die Checkliste eben nicht gerade zur Hand (pfui, man weiss ja, wohin man geht), dann ist immerhin noch der Einkaufswagen, der Aufschluss gibt über weitere Lebensbereiche. So muss man nicht einmal miteinander sprechen: Als Vegetarierin brauch ich nicht mit einem Mann anzubändeln, der seinen Wagen mit Wurtswaren vollpackt.
Eigentlich sollte auf dem Markt der sich-Suchenden ja alles auf diese Weise einfach und logisch sein, das Zusammenkommen nur eine Frage von genügenden Übereinstimmungspunkten: Hund - Hund, Kind - 2 Kind (mh - 1 Punkt), Haus- Villa (Mist, das lässt sich nicht finanzieren, was nun?), Auto - Kinderwagen: Spätestens jetzt merkt man: Nein, das wird nichts, die Ansichten und Zukunftspläne driften zu sehr auseinander. Dafür braucht man keine 10'000 SMS.
Dafür hat man Zeit, schnell zum nächsten Heiratswilligen zu wechseln und das bekannte Prozedere zu wiederholen. Irgendeinmal braucht man auch das nicht mehr, sondern erkennt auf den ersten Blick: Der/Die isses - oder eben nicht.
Aber den Luftballon würde ich schon mitnehmen, für die Nachbarskinder...