Ein schönes Thema, Liebesgeständnisse. Ich habe da schon einige hinter mir (bin hier ja so eine Art Senior). Eines gilt für sie alle: Niemals gab es eine Situation, in der ich meine Liebe gestanden hätte, ohne nicht wenigstens eine Chance zu sehen. Ich habe immer vorher Kontakt geknüpft, bin ins Kino gegangen, auf ein Konzert oder so ... und wenn ich dann das Gefühl hatte, dass sie wenigstens eine Freundnin sein könnte, dann erst habe ich mich zu erkennen gegeben. So war ich wenigstens einigermaßen sicher, nicht eine böse Abfuhr zu kriegen, sondern eine nette
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Das lustigste Liebesgeständnis war wohl das gegenüber A. Ich war 17 und sie auch. Damals lebte ich auf dem Land und sie etwa 20km entfernt, was hieß, dass ich jedesmal 2 Stunden Bus fahren musste, um sie zu sehen oder (was häufiger war) mit dem Fahrrad zu ihr kam. Ich besuchte sie für diese Umstände ziemlich häufig und weil sie so schüchtern war, zeigte sie mir überhaupt kein Entgegenkommen, nahm mich nie mal in den Arm oder irgend etwas. Eines schönen Tages fragte sie mich, als ich einmal unangemeldet kam, regelrecht vorwurfsvoll: Sag mal, was willst du eigentlich schon wieder hier? Kannst du dir nicht Freunde suchen, die näher dran wohnen? Und ich antwortete "Was willst du machen? Wenn du verliebt bist, musst du eben viel Fahrradfahren." Das war an sich schon ganz witzig finde ich. Aber dass ihr dann einfach der Mund offen stehn blieb und sie sich hinsetzte, dann den Stuhl verfehlte und auf dem Boden landete, das gab der Sache echt den Rest. Wir konnten bestimmt 5 Minuten nicht aufhören zu lachen. Und dann wurden wir ganz plötzlich völlig ernst, sie nahm mich in den Arm und küsste mich. HACH!
Mein "schönstes" Liebesgeständnis war wohl das gegenüber N. Wir hatten schon einiges zusammen unternommen, sahen uns aber auch manchmal eine oder zwei Wochen nicht. Ich wusste nicht, was war, es schien mit 50/50 zu sein. Da habe ich die Stufen zu ihrer Wohnung gezählt (achtundzwanzig) und diese Zahl rote Rosen gekauft. Kurz bevor sie nach Hause kam, habe ich mir von einem Nachbarn aufmachen lassen, auf jede Stufe eine rote Rose gelegt und an ihr Tür einen Zettel geheftet. "Es ist wunderbar, dass es Symbole gibt, die ausdrücken können, was Worte niemals schaffen. Denn wie sollte ich in Worten beschreiben
wie stark das ist, was diese Blumen dir sagen können? Wenn du dich bei mir meldest, bevor der Strauß verblüht ist, dann brauchst auch du keine Worte, dass ich dich verstehe." Naja, so ähnlich, ich hab den Zettel ja nicht mehr. Jedenfalls fand ich das ziemlich gut, denn wenn sie den Strauß verblühen ließe, dann würde ja auch meine Liebe "verblühen". Erst als ich dann zuhause war, wusste ich, was ich da auf mich genommen hatte, schließlich können Rosen ja auch zwei Wochen halten, also hatte sie die Chance, sich noch zwei Wochen Zeit zu lassen. Ich saß auf Kohlen! Jedenfalls kam die Antwort am nächsten Tag, als ich nach Hause kam: Ein Briefumschlag im Briefkasten, darauf ein roter Kussmund (von ihr geküsst), und darin ihr Wohnungschlüssel mit einm Anhänger: "Heute, 21 Uhr" und einen Zettel mit dem Text: "... ich finde wirklich keine Worte". HACH!
Das letzte Mal habe ich meine Liebe in einem Brief gestanden (siehe "verdammt, zu früh, zu früh, zu früh"). Ich kann das hier nicht zitieren, weil ich nicht will, dass sie es im Internet findet (und solche Zufälle gibt es). In jedem Fall war es ein Gedicht, das ich selbst geschrieben hatte. Man muss kein großer Dichter sein und keine Reime finden, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit tun es auch.
Also, ich denke es ist am besten, man sucht sich etwas aus, was man mit dem anderen gerne macht. Und bereitet dann eine Überraschung vor. Am besten so, dass der andere nicht gleich darauf reagieren muss, sondern eben auch die Möglichkeit hat, eine faire Absage zu machen (also keine Flugtickets buchen, bitte). Jedenfalls sollte sie sich nicht nur über die Liebeserklärung freuen, sondern auch über die Form. Und sie sollte mit der Liebeserklärung eben auch gesagt bekommen, dass sie Nein sagen darf. Wenigstens ist dann die Unsicherheit vorbei.
Ich habe eine Freundin mal ins Kino eingeladen und eine Pseudo-Filmkritik zu dem Film geschrieben "... dieser Film rührt das Herz an wie kein zweiter. Gehen Sie niemals mit jemand anderem hinein als mit ihrem Partner oder dem, der es werden soll. Denn wenn Sie diesen Film sehen, werden Sie das unwiderstehliche Bedürfnis haben, sich an ihn zu kuscheln und sich aufzuführen, wie Sie es mit fünfzehn das letzte Mal im Kino taten. Überlegen sie es sich gut!" Sie hat abgesagt. Also auch alles klar.
In eine Frau habe ich mich verliebt, als ich umgezogen war. Wir gingen ein paar Mal aus und dann hat sie mich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Ich habe ein Geschenk mitgebracht, alles im freundschaftlichen Rahmen und so und blieb einfach bis zum Schluss auf der Party. Kurz bevor ich ging (klaro, mit aufgeräumt habe ich auch noch), habe ich ihr heimlich ein kleines Küchlein auf den Tisch neben ihrem Bett gestellt, den ich gebacken hatte. "Dein persönlicher Geburtagskuchen von little boy" stand dran und ich hatte - ihr habt es euch gedacht - einen Zettel hineingeschoben (nicht mitbacken, das geht schief). Und da stand dann drauf (wieder sinngemäß): "Ich habe einen wunderschönen Tag mit dir verbracht und es war dein Geburtstag. Dabei muss ich dir eines gestehen: Jeder Tag, den ich mit dir verbringen darf ist für mich wie mein Geburtstag. Du bist ein lebendiges Geschenk aus der Engelkollektion. Doch du kennst die Regeln für Engel auf Erden: Wenn du mich bei unserem nächsten Treffen küsst, dann musst du hier an meiner Seite bleiben." Vielleicht habe ich es etwas eleganter formuliert, weiß nicht mehr genau. Sie hat mir mit einem Brief abgesagt, in dem Sie schrieb, sie könne nicht mit mir zusammenkommen, aber sie wünsche mir trotzdem "den Himmel auf Erden" mit einer anderen Frau. Nett, aber bitter.
So, jetzt habt ihr ein paar Erfahrungen von mir,
ich bin gespannt, ob es noch weitere geben wird.
little boy