Es ist wirklich schwierig. Die Therapeutin empfindet mich als extrem misstrauisch, aber das bin ich nicht bei allen Leuten.
Maxilene, natürlich bist du das nicht bei jedem. Ich denke mal, im Unterbewusstsein warnt dich irgend etwas vor ihr, kann man ja selber oft selbst nicht beantworten warum man bei manchen Menschen auf Abstand geht u. bei anderen nicht. Ist einfach so u. meiner Meinung nach sollte man auch genau auf dieses innere difuse Bauchgefühl hören.
Nur weil sie eine Therapeutin ist muss sie ja nicht jedem Menschen sympathisch sein.
Aber bist du wirklich mißtrauisch oder stellst du eben so manches einfach nur infrage was dir nicht recht einleuchten will?
So bin ich nämlich wohl des öfteren, auch wenn es mir selber gar nicht auffällt. Ich hatte vor einiger Zeit ein etwas merkwürdiges Erlebnis welches mir immer mal wieder im Kopf rumspukt u. mich über mich selber nachdenken läßt.
Ich war in Hamburg zum Dialog im Dunkeln. Bedeutet, wir wurden in einer Gruppe in vollkommener Finsternis durch verschiedene Türen geführt, hinter jeder Tür waren andere Geräusche, andere Gegenstände, andere Bodenbeläge usw., wir hatten Blindenstöcke dabei u. mussten uns auf diesen u. auf die Führung unseres blinden Gruppenleiters verlassen. Gut, dazu noch unsere Ohren u. unseren Geruchssinn.
Irgendwo dort im Dunkeln kamen wir in eine Art Bar u. holten uns zu trinken ( war echt interessant blind die passenden Geldstücke raus zu wühlen ), setzten uns in eine Runde u. wir durften dem Blinden Fragen stellen.
Er war erst Anfang 30, von Geburt an blind, u. hatte eine sagenhafte, unter die Haut gehende Stimme, so ruhig, so ausgeglichen, so lustig, es ist kaum zu erklären, aber ich war hin u. weg v. diesem Mann ohne ihn jemals gesehen zu haben. Ich konnte nur erahnen das er viel größer sein muss als ich, die Stimme kam von oben, ach Mensch, es war richtig unbeschreiblich aufregend, intensiv.
Es kam zu einem wirklich interessanten Gruppengespräch, er erklärte alles mögliche aus seinem Leben, riss Anekdoten, z.B. das sein Bruder oftmals im Sommer am Strand zu ihm sagt: Macht nichts, dass du nicht sehen kannst, viele Frauen sehen unbeschreiblich strange aus, dass würdest du dir gar nicht antun wollen
Und da er mich immens interessierte entwickelte sich überwiegend ein Gespräch zwischen uns Beiden. Irgendwann war er ganz ruhig u. fragte mich: Warum musst du alles was ich sage infrage stellen? Warum kannst du nicht einfach als richtig hin nehmen was ich dir sage?
Wenn du mir sagen würdest: Geh nicht über die Straße, dort hinten kommt ein Auto, muss ich dir doch auch glauben, auch wenn ich kein Auto kommen höre, wenn ich nicht das Risiko eingehen will überfahren zu werden. Ich *muss* dir glauben! Warum kannst du es nicht?
Maxilene, ich war ganz erstaunt, ich empfand mich gar nicht als mißtrauisch oder infrage stellend, sondern einfach nur als positiv neugierig.
Ich grüble öfters, wie jetzt, dadurch das du das Thema Mißtrauen angerissen hast, ergebnislos darüber nach wieso er mich als mißtrauisch ( infrage stellend ) empfunden hat.
Vielleicht gibst du deiner Therapeutin unbewusst auch ein Gefühl welches sie eben als Mißtrauen empfindet, vielleicht empfindet sie dein Mißtrauen auch als Angriff auf ihre Leistung, Leistung die du nicht anerkennst.
Wohlgemerkt, aus ihrer Sicht.
Hilft dir nun nicht unbedingt weiter, aber ich wollte dir doch meine Gedanken zum Thema Mißtrauen angedeihen lassen
Herzlicher Gruss v. sages!