Hallo,
sorry, dass der Text so lang geworden ist. Musste nur etwas weiter ausholen, wenn ich das ein oder andere hier auch schon mal erwähnt habe.
@sine
glaubst du nicht, dass deine ex auch "wußte", dass du schon auf einem anderen dampfer gewesen bist? wart ihr BEIDE vielleicht schon lange auf "verschiedenen dampfern"?
Ehrlich gesagt, weiss ich nicht, ob sie etwas geahnt oder gerochen hat. Wir haben nach unserer Trennung einmal darüber gesprochen, dass ich dieses Problem auch zu bewältigen hatte. Nur ich habe damals halt abgewogen, was mir wichtiger ist. Ob ich bei dem Altbekannten und Bewährten bleibe, von dem ich weiß, was ich habe, oder ob ich mich in das Unbekannte stürze und dieses Risiko eingehe, einen Menschen zu verlieren, den ich sehr gern habe. Ich habe mich halt dazu entschieden, bei ihr zu bleiben. Wobei ich aber mal betonen möchte, dass außer Schmetterlinge nichts, aber auch absolut nichts ausser reden gewesen ist. Deswegen verstehe ich meine Ex ja auch, wie es so weit kommen konnte. Sie hat wohl auch abgewogen, aber mich nicht mehr für so "gut" befunden, dass sie bei mir bleibt und sich halt für das Neue entschieden.
will dir deine ex vielleicht zeigen, dass man sich - ihrer meinung nach - trennt, wenn die gefühle sich einem anderen zuwenden?
Mag durchaus sein. Das ist ja gerade das, was mir so zusetzt. Sie hat nicht so wie ich reagiert, sondern unsere Beziehung für das Unbekannte geopfert - da kommt man sich ziemlich wertlos vor. Gerade weil ich ja die gleiche Erfahrung gemacht habe. Und bei mir waren damals die Schmetterlinge nach vier Wochen wieder verschwunden. Nicht, weil ich die andere nicht mochte, sondern weil ich wollte, dass die Viecher wieder verschwinden, weil mir meine Ex dafür zu wichtig war. Manche mögen sagen, dass ich den einfacheren Weg genommen habe. Aber das stimmt nicht. Sie war mir ganz einfach zu wichtig, als das ich das alles so einfach wegwerfe.
ich könnte mir eben (zumindest) vorstellen, dass ihr beide innerlich vielleicht dann wohl nicht mehr sooooooo eng zusammen wart...erzähl mal: wie ist denn das nach 20 jahren in einer beziehung?
Hm, wie eine Beziehung nach 20 Jahren ist, kann man schlecht erklären. Sicherlich kann man sagen, dass sehr viel Routine mit im Spiel ist. Sehr viel Gewohnheit. Bei uns war halt das Problem, dass wir beide eigentlich nicht mehr so richtig an uns gearbeitet haben. Sie hat sich verändert, vom Wesen, vom Verhalten her ist sie in den letzten 16 Monaten sehr gereift. Bedingt durch den neuen Job. Davor waren wir eigentlich mehr oder weniger mit unserer Situation zufrieden. Man hat sich arrangiert, hat sich sein eigenes Leben aufgebaut - teils mit dem anderen zusammen, teils alleine. Wobei ich sagen muss, dass mein Leben sich eigentlich nicht in dem Maße verändert hat, wie das ihre. Wäre jetzt zu viel, da im einzelnen drauf einzugehen. Deswegen, bei Interesse kann ich das auch noch aufführen.
Ich habe mir in den ganzen Jahren ja stellenweise auch meine Gedanken gemacht. Aber ich bin immer wieder zu dem Schluß gekommen, dass ich das Leben, so wie ich es kannte, eigentlich ganz ok fand. Und dabei ist die ganze Sache dann fürchterlich eingeschlafen - ohne das ich es so richtig mitbekommen habe, bzw. schon mitbekommen aber nicht richtig gedeutet habe, bzw. nicht richtig reagiert habe.
Der größte Fehler bei uns beiden war halt, dass wir nicht mehr über unsere Bedürfnisse und Probleme miteinander geredet haben, bzw. wir die Signale des anderen nicht als die verstanden haben, wie sie gemeint waren.
Sie ging gerne aus, Freunde, Kino, Tanzen. Und wenn ich mich dann mal aufgerafft habe, sie zu begleiten, saß ich meist mies gelaunt da rum und habe ihr die Stimmung mit verdorben. Irgendwann fing sie dann halt an, alleine raus zu gehen, da sie einfach resignierte und keine Lust mehr hatte, eine miesgelaunten Typen da sitzen zu haben, der dann auch ihre Laune verdirbt. Fehler von ihr, denn ich hätte mir gewünscht, dass sie mir irgendwann mal auf den Kopf gesagt hätte: "Mein Freund, so nicht. Entweder, oder."
Ich habe das natürlich erkannt, speziell seit sie den neuen Job hatte, dass sie sehr oft abends nicht da war oder nachmittags irgendwo eingeladen wurde. Aber ich habe mich für sie gefreut, dass sie endlich mal was anderes sieht und andere Leute kennen lernt. Ich habe sie sogar zu ihrer Weihnachtsfeier von der Post gebracht, weil ich wollte, dass sie da hinkommt. Die Bekannte, die eigentlich fahren wollte, hatte kurz vorher abgesagt und sie war sehr traurig. Habe sie dann dort hin gebracht (hin und zurück ca. 120km), war aber überhaupt kein Problem für mich. Hatte ihr sogar gesagt, dass sie mich bis nachts 2 Uhr anrufen kann, um sie dort wieder abzuholen.
Nicht eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, dass das alles evtl. nach hinten losgehen könnte. Denn ich wusste wirklich nicht, wie unglücklich sie eigentlich in unserer Beziehung war. Ich habe es ganz einfach nicht gewusst... :heulen: Es gab nämlich eine Sache, an der ich mir eingebildet hatte, dass es ein Indikator für unsere Beziehung ist: Der Sex. Für sie war er nie so wichtig, gehörte halt mit dabei. Aber wir haben bis zum Schluß miteinander geschlafen. Und ich kannte sie als ehrlichen Menschen, der bei einem Problem auch schon einmal auf den Sex verzichtet, um zu zeigen: "So nicht...". Naja und ich habe halt gedacht, so lange wir das noch machen, ist alles mehr oder weniger in Ordnung. Ich habe sie auch bei unserem Gespräch darauf angesprochen, warum sie das gemacht hat. Wie sie sagte, wohl aus Gewohnheit... ?( Ist kein Zeichen eigentlich auch ein Zeichen?
Genauso ist es aber auch bei mir gewesen. Ich habe vor einem halben Jahr mein Hobbie (Flugsimulation am Computer, was seeeeehr viel Zeit in Anspruch nahm) aufgegeben, um wieder mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Fehler von mir: Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich das für sie mache, sondern ich habe überhaupt nichts gesagt. Ich hatte einfach nur gehofft, dass sie es von alleine merkt, dass ich auf einmal abends wieder mit ihr zusammen im Wohnzimmer gesessen habe. Hat sie aber nicht gemerkt, wie sich in unserem letzten Gespräch heraus stellte. Sie dachte, ich hätte mit einem von meinen Bekannten aus der Szene Ärger gehabt und hätte deswegen damit aufgehört. Als ich dann merkte, dass das nicht von ihr honoriert wurde, habe ich mir ein neues Hobbie zugelegt (Modelleisenbahn) und habe auch dort einiges an Zeit investiert, aber nur dann, wenn sie auch nicht da war (Arbeit, bei Bekannten...), aber das Hobbie habe ich dann nach kurzer Zeit auch wieder sehr zurück gestellt, weil ich eben halt irgendwie bemerkt habe, dass da was auf mich zukommt, was ich nicht so richtig deuten konnte. Und ich wollte nur noch bei ihr sein.
Und, das komische an der Sache ist, seit dem ich diese Schmetterlinge hatte, ist meine Zuneigung zu ihr gewachsen, wie Efeu an der Hauswand. Und es ist wieder richtige Liebe geworden (nein, keine Gewohnheit, dagegen wehre ich mich!).
Ein klassisches Beispiel von ganz dicken Missverständnissen. Wir haben halt ganz einfach aufgehört, miteinander zu kommunizieren und uns dabei ganz einfach still und heimlich auseinander gelebt. Was auch für sie noch ein Grund war, ist unsere finanzielle Situation. Seit 4 Jahren habe ich immer nur Zeitverträge, die immer mal wieder verlängert wurde, aber zu unterschiedlichen Arbeitsstunden. Mal eine volle Stelle, dann mal wieder für ein viertel Jahr nur eine halbe etc.pp und bei ihr war das bei der Post genau so. Immer nur Verträge für ein viertel/halbes Jah. Wir wussten also nie so ganz genau, mit welchem Verdienst wir in einem viertel/halben Jahr rechnen können - wir hatten absolut keine möglichkeit, mal etwas an die Seite zu tun und das ging ihr auch unheimlich an die Nieren.
Ich verstehe sie ja, ich verstehe, dass sie unzufrieden war mit dem, wie es war. Ich verstehe sie, wie sonst nichts auf der Welt. Was ich nur nicht verstehe, ist die Tatsache, dass sie jetzt einfach alles so hingeschmissen hat. Denn, ich bin immer noch überzeugt, dass wir es geschafft hätten, aus diesem Sumpf rauszukommen. Wenn wir uns zusammen gesetzt hätten und uns mal so richtig ausgekotzt (sorry) hätten. Jetzt, wo es zu spät war, haben wir uns diese ganzen Dinge erzählt und wir waren eigentlich beide erstaunt, was der andere so alles angestellt hat.
Als Beispiel für eine langjährige Beziehung, die auch nach Jahren noch gut funktioniert, nehme ich immer die Ehe meiner Schwester hinzu (seit gut 22 Jahren glücklich verheiratet). Gut, dort sind zwar zwei Kinder und ein Haus im Spiel. Aber - mal ehrlich - wenn etwas nicht mehr passt, würde man darauf doch auch nicht wirklich Rücksicht nehmen. Aber meine Schwester und mein Schwager sind total anders und sie hatten auch derbe Probleme (finanzielle durch das Haus, aber auch "normale"). Wenn etwas nicht passt, wird es passend gemacht. Wenn es ein Problem gibt, wird darüber gesprochen und das Problem wird gemeinsam aus der Welt geschafft und dann ist es auch gut. Wer einen Fehler macht, bekommt von dem anderen den Kopf gewaschen, aber dann ist es auch gut und das Thema erledigt und vergessen. Na ja, haben wir beide halt nicht gemacht. Wir haben uns in all den Jahren nicht ein einziges Mal gestritten - doch, fällt mir gerade ein, aber das ist schon 18 oder 19 Jahre her. Und deswegen ist es jetzt so, wie es ist. Deswegen gebe ich uns auch nicht wirklich eine zweite Chance, bzw. werde ich wohl keine mehr bekommen, da dieser Prozess des Entliebens bei ihr schon seit ein paar Monaten abläuft und sie mit der Sache innerlich wohl schon wirklich abgeschlossen hat und nicht mehr zurück will...
Tja, sine, so läuft eine Beziehung nach 20 Jahren, wenn man den Kardinalsfehler begeht und alles als Selbstverständlich ansieht. Wenn man dem anderen nicht seine Wertschätzung zeigt oder dem anderen im Unklaren darüber lässt, wenn etwas nicht passt...
Ob wir DAS verdient haben???
lg
Jörg