EineArtRoman

"Matilda. Es reicht. Du wirst jetzt sofort dieses Paket öffnen; sonst schicke ich dir nie wieder etwas."

Matilda hatte Minusch noch nie so wütend gesehen. Jetzt befahl sie den Polizisten zum Flughafen zu fahren und das Paket zu holen. Sie gehorchten sofort und riefen über Funk ein Ersatzfahrzeug. 

 
Was keiner wusste war, Minusch war sonderlich. Sie war ein Rebell, und keiner durfte ihr jemals widersprechen, sollte sie einen Befehl ausrufen. Zum Glück machte sie selten Gebrauch davon. 

Kurz darauf kam das Paket mit zwei weiteren Streifenpolizisten angefahren. Sie luden es vorsichtig aus, beäugte sich ängstlich und machten sich schnell aus dem Staub. Was da wohl drin war? Minusch sah Matilda auffordernd an.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Matilda wäre am liebsten weit weggerannt. Aber Minuschs Blick war unerbittlich. Ängstlich stupste sie mit dem Fuss an eine der vermanschten und aufgeweichten Paketecken; der Karton zerfiel quasi sofort in Einzelteile. Heraus purzelten sechs neue Strohhüte, in pink und mit Namensschildern. Leicht lädiert, aber sehr schick. 

Minusch hatte wirklich an alles gedacht, staunte Matilda. Als hätte sie alles vorausgesehen. 

Hinter den Strohhüten kam eine Pergamentrolle zum Vorschein; es war eine Schatzkarte. 

Darauf stand: 

 
Zuletzt bearbeitet:
Darauf stand geschrieben: "Der Strohhut. der auf dem liebsten Kopfe thront, weiss welcher Weg sich wirklich lohnt. Zerreisst Ihr aber den falschen Hut, wird Euer Weg bis zum letzten Tag nicht gut". Matilda konnte zum Glück diese uralte Handschrift entziffern. Was nur hatte das Ganze zu bedeuten? Was macht dieser Spruch für einen Sinn?  

81U5W-pH4gL._SL1500_.jpg


 
Minusch schaute die Schatzkarte mit grossen Augen an, während sie das Kaninchen streichelte.  

"Ich habe dir nur die Hüte geschickt; ich wollte mich mit euch in einer Heavy Metal Bar treffen und ein bisschen feiern. Diese Schatzkarte ist nicht von mir." 

"Wir brauchen unbedingt einen Experten"; entschied Matilda. 

"Bloss wer?". 

"Vielleicht ein Aufruf in einem Internet-Forum?"; dieser Vorschlag kam von Francesco. 

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Francesco und Minusch
schau70 lutschte derweil an seinem großen Zeh und dachte: "Puh, die letzte Umdrehung war eindeutig eine Umdrehung zu viel! Ich wusste gar nicht, dass Ko(r)pulieren sooo anstrengend ist... aba schee wars..."

Dann fiel sein verdrehter Blick auf die Schatzkarte und er argwöhnte: "Ha, Experte hin oder her - diese Schatzkarte ist bestimmt von meiner Rosi. Sie steht doch auf Western von gestern... ein Zug... drei Mäntel am Bahnhof... riecht auch irgendwie streng... nach Wirsing... also die Schatzkarte... hmm, ich habe eine Idee...", und er tauschte seinen Zeh gegen eine Mundharmonika aus, die er immer um den Hals hängend trägt und die ihm damals ein Fremder mit Hut ohne Stroh unsanft in seine Zuckerschnute gestopft hatte, als er noch der kleine schau war.

Er begann, eine "klagende Melodie" zu spielen und warf dabei mal wieder ein aufmerksames Auge auf Rosenkatze, die auch prompt wie folgt reagierte:

 
"Gute Idee!" sagte sie, tätschelte Schau auf die Schulter und ging Richtung Frosch. Sie kam mit ihrer Gitarre in der Hand wieder, setzte sich neben ihn und schlug ein paar schiefe Akkorde an.. es harmonierte schrecklich gut. "Ohne passende Stimmung, findet man keinen Schatz!" stimmte sie an, wechselte dabei zu einem D Moll. "Ohne Gute Gesinnung, ist alles für die Katz',..." glucksend sang sie weiter und schubste Schau an, mitzusingen. Das ging, wusste sie. Man kann Mundharmonika spielen und singen. Sowas ähnliches hatte sie mal bei Helge Schneider gesehen, an den sie gerne dachte. Er hatte ja auch immer einen guten Ratschlag parat. als ihr Mentor in schweren Lebenslagen...

also begann schau ...

 
  • Like
Reaktionen: Francesco
mit einer Helge Schneider-Parodie, bevor er ins Romantische wechselte. "I need more of you" von den Bellamy Brothers war direkt an Rosi gerichtet; die mit einstimmte und ihren Blick nicht mehr von schau lösen konnte. Er war ja auch ein schöner Mann, dachte sie. 

Larry hatte inzwischen bei einer leeren Kirmeshütte ein paar Bretter rausgeschlagen und war dabei ein Feuer zu machen. Da er kein Feuerzeug hatte, schlug er seine Pistole gegen einen Stein bis die Funken sprühten. 

Die Polizisten, die Matilda, schau und Francesco verhaftet hatten, standen unschlüssig herum. Eigentlich hatten sie jetzt auch Feierabend. "Ich hol uns ein paar Würste", sagte schliesslich der Ältere der beiden nach längerem Zögern und lief los, während der jüngere aus dem kaputten Motor Metallteile entnahm, um daraus einen Grill zu basteln. 

Francesco und Minusch hatten die pinken Hüte aufgesetzt und standen mitten auf der leeren Autoscooterfläche. "Darf ich bitten", fragte Francesco liebevoll. "Eigentlich nicht und auf keinen Fall und schon gar nicht mit dir", dachte Minusch. Aber es war so ein schöner Abend. Also liess sie sich zu schaus Klängen übers Gummi-Parkett begleiten und war überrascht, wie elegant dieser Stalker sie führte. 

Das Kaninchen verfolgte zuerst jeden einzelnen von Minuschs Schritten und hoppelte dann im Kreis um das tanzende Paar. 

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Francesco
...und dann ging's doch nochmal heiter weiter mit Schneider:

"Haha... ha!", schau musste laut lachen, als er 'Schüttel' Dein Haar für mich' anstimmte (anstelle von 'Reis' sang er dabei 'Es gibt Wirsing!') und Rosi damit zu heftigen rhythmischen Kopfbewegungen animierte, so dass sie auch die allerletzen Fetzen der Wirsingkohlblätter verlor, die sich noch an unbeschreiblichen weiblichen und sensationellen Körperstellen versteckt hielten.

Sogar Minusch wurde bei diesem Anblick heavy übermannt, jedoch nicht von Francesco, sondern von Metal, und fühlte sich in ihre Stammbar versetzt... und führte sich auch so auf, denn plötzlich schrie sie zu Rosenkatze rüber "Yeah, Headbanger-Rosi, give it all you've got!", setzte das verdutzte Kaninchen auf ihren Kopf und rempelte pogomäßig Francesco derart an, dass dieser beinahe in den provisorischen Grill fiel.

Aber eigentlich wollte schau mit seiner kleinen, aber feinen Musikeinlage weder romantische Stimmung noch ekstatische Ausschweifungen bezwecken, sondern eine Dunkelfrau entlarven - doch Rosi tat ihm diesen Gefallen nicht. "Noch nicht...", dachte er, "...vielleicht hat sie ja wirklich nichts damit zu tun... oder aber sie spielt mit mir... mit mir, dem großen schau... ist also eine große Schauspielerin... einen Versuch starte ich noch...". Dann nahm er Rosi die Gitarre aus der Hand, wechselte geschickt von d-Moll nach D-Dur und sang:

"Oh wunderbare Rosenkatz'
 An Deiner Seite ist mein Platz
 Wirsingkohl am Haaransatz
 Ist für mich der größte Schatz

 Brauch' keinen Hinweis, keine Karte
 Hab' Dich gefunden, doch ich warte
 Oh Du Sanfte, oh Du Zarte
 Die sich meiner offenbarte"

Langsam aber sicher gingen ihm die Reime aus, doch bislang noch keinerlei Reaktion von Rosi. Bei Matilda hingegen zuckte von allen unbemerkt der Mundwinkel.

Er griff weiter in die Saiten, sie war ergriffen und schon bald kullerte ihr eine große, dicke, prall gefüllte Träne über die rosi... rosa Wange, vorbei an den erdbeerroten Lippen, hinunter zur samtweichen Kinnspitze und tropfte schließlich auf den linken Rand der Schatzkarte.

Mit weit aufgerissenen Augen sprang Rosenkatze plötzlich auf - und schau triumphierte "Hah! Es werde Licht.. und es wurde Licht, Rosi Dunkelfrau!"
Als Rosenkatze jedoch sah, dass durch Matildas salzhaltige Tränenflüssigkeit ein Loch in die Schatzkarte geätzt wurde und dadurch ein bestimmtes Wort nicht mehr lesbar war, setzte sie sich schnell wieder hin und tat so, als ob nichts gewesen wäre.

"Es ist zum Verrücktwerden!", dachte schau, "meine kleine Rosi ist wie Zucker - genauso süß, aber auch genauso raffiniert!"
Er betrachtete die nun löchrige Schatzkarte genauer. "Hmm, 'Forrest' kann ich gerade so noch erkennen, aber ob und was darüber stand, ist zusammen mit Matildas Körperflüssigkeit im Erdboden verschwunden. Hmm... vielleicht 'Gump'... oder 'Lauf'... egal, ich bin mir jetzt jedenfalls sicher, dass wir dorthin müssen!"

Rosenkatze mimte währenddessen die Ahnungslose, aber insgeheim hoffte sie, dass sich niemand an das ausgelöschte Wort erinnern konnte. Aber ein Elefantengedächtnis in der Runde machte ihr einen fetten Strich durch die Rechnung, als nämlich...

 
Larry leise summte "Oden-Forrest". 

"Was?" fragte Matilda verwirrt?

"Auf dem Pergament, stand "Oden", bevor das Loch rein gebrannt wurde", entgegnete er. 

"Was ist das? Ist das ein Wald?"

"Keine Ahnung, ich bin nur der mit dem Elefantengedächtnis." vergnügt nahm sich Larry den Hut von Rosenkatze vom Kopf und setzte sich den Pinkfarbenen von Minusch mit seinem Namensschild auf. Stand ihm ebenfalls gut. 

"Hier steht noch was von Hüte zerreisen!" warf Rosenkatze ein, und versuchte dabei äußerst überzeugend und mitreisserisch zu wirken. Sie stürmte zu Larry und wollte seinen Hut packen um ihn zu zerstören, schließlich war sie auch ein wenig beleidigt, dass er ihren einfach ausgetauscht hatte, wie ein altes Paar Socken, doch er entwich ihr. "Du kannst deinen Hut zerreisen!", forderte er sie auf. 

Missmutig nahm sie ihr pinkes Exemplar in die Hände. Sie hasste rosa und pink. Also fiel es ihr nicht schwer. Mit einem beherzten Ruck zog sie an beiden Enden und teilte den Hut entzwei. Außer etwas Faserstaub, der kurz durch die Luft wirbelte, passierte nichts weiter. So nahm sie sich ihren Hut, den Larry nicht mehr wollte und platzierte diesen auf ihrem Kopf.

"Jetzt nur wirken, wie eine Königin", dachte sie. "auf jeden Fall Schau von seiner 'Rosi Dunkelfrau Spur' abbringen..."

Doch dann...

 
  • Like
Reaktionen: Francesco
kam Minusch. Sie hatte auch noch Wanderstöcke (mit Glitzer dran) und Rucksäcke (violett) organisiert. 

Sie scheuchte die Truppe auf die Beine und drückte allen den Hut richtig auf den Kopf. Rosi murrte, sie wollte lieber noch etwas Helge hören. Auch schau reagierte gereizt, Ankündigungen im Befehlston waren nicht sein Ding, aber Minusch zu widersprechen; das getraute sich keiner. 

Minusch studierte nochmals die Karte, beriet sich per Augendialog mit dem Kaninchen, teilte die glitzernden Schatzsucher in Zweierreihen auf und entschied: "Zuerst nach Norden." 

 
Die Truppe zerstob sich in fünf verschiedene Himmelrichtungen. Matilda nach links, Schau nach rechts, Larry nach vorne, Rosenkatze nach hinten und Francesco erkletterte einen Laternenpfahl. "So doch nicht", knurrte Minusch. "Alles muss man selber machen! mir hinterher jetzt!" sie verdrehte die Augen und stapfte mit dem Kanienchen nördlich voran. Die anderen hatten Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Man muss sich vorstellen, dass Minusch ungefähr einen Schrittabstand von einmeterachzig machte. So konnte sie im Schritttempo locker mit den heutigen Sprintweltmeistern mithalten. 

"Wieso nehmen wir nicht Rosenkatzes Auto? ", rief Francesco. 

Eine gute Idee, beschlossen die fünf, gingen zurück zum Frosch, stritten kurz um den Platz als Beifahrer und holten Minusch nach einer halben Stunde ein. 

"Was suchen wir eigentlich?" fragte Larry Kleinlaut, auf dem Rücksitz mit Matilda und Francesco zusammengedrückt. 

"Das sehen wir, wenn wir es gefunden haben!" rief Minusch von draußen ins offene Fenster hinein. Mit knapp fünfzig Ka Em Ha dürfte es nicht lange dauern, um im Odenwald, einem Teil in Deutschland anzukommen. 

"Warum ist eigentlich der verrückte Hutmacher, alias Johnny Depp nicht weiter in der Geschichte? Dachte Rosenkatze kurz, verwarf den Gedanken aber schnell wieder... was wollte sie auch mit dem. Schauspieler sind in echt bestimmt voll langweilig. Oder hassen Katzen. Oder haben dauernd Stinkesocken. Weil sie es sich ja erlauben können...

Eine Weile verging, etwa 10 Minuten, als sich vor ihren Augen ein majestätischer Wald auftat. Dicke Nebelschwaden zogen von links davor, und verwandelten die verschlungenen, alten Bäume und Äste in eine gruselige Kulisse. So begannen viele Horrorfilme. 

Die Sechs betraten mutig einen schmalen Waldpfad, der sich neben einem vermoderten Holzschild befand:

Odenwald

Für Geisteskranke mit Hut:

Betreten fordert Tribut

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Matilda war einerseits entzückt ob des schönen Waldes, andererseits war sie auch immer noch sauer. Einmal nur hatte sie im Frosch vorne sitzen wollen; einmal nur zusammen mit Rosi auf dem guten Platz durch die Welt düsen. Stattdessen war sie hinten bei den beiden Männern gelandet; das war unangenehm gewesen. Francescos missglückter Antrag und Larrys halber Kuss schwebten wie Damokles-Schwerter über ihnen auf der engen Rückbank. "Diese Rosi", fluchte Matilda leise vor sich hin. "Kaum sieht sie Schau, vergisst sie Matilda."

Langsam tappten die sechs durch den Wald. Die Nebelschwaden sahen, wenn man genau schaute, gar nicht mehr so beängstigend, sondern wie liebliche Elfen, die um die Bäume tanzen, aus. 

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Francesco und Minusch
Doch der Schein trügte. Bei noch genauerem Hinsehen wurde klar: Das waren keine friedlichen Zauberelfen! Das waren zombieähnliche Piranha-Elfen, die mit fiesen spitzen Zähnen an den Bäumen knabberten und leise Zischgeräusche von sich ließen. 

Matilda, die das noch nicht bemerkt hatte, hüpfte voller Freude auf einen Schwarm der Biester zu....

 
"Matilda. MATILDA", schrie Larry. Matilda sah nur die Elfen und hüpfte und hüpfte. 

Todesmutig warf sich Larry zwischen Matilda und die fiesen Elfen und schlug mit seinem Hut nach ihnen. 

 
...was die Elfen nur noch aggresiver werden ließ... aber nicht lange, denn auf einmal erschütterte ein ohrenbetäubendes Knurren aus Richtung schau kommend den gesamten Wald und die Elfen versteckten sich ängstlich hinter den Bäumen.

"Woher hast Du das gewusst - oder haste nur Hunger?", fragte ihn Rosenkatze prüfend.

"Weder noch!", antworte schau. "Ich habe lediglich laut gedacht... Rrrrrrrosenkatze... Dunkelfrrrrrau... korrrrrpulieren... Odenforrrrrrrrest...", errrrrrneut bebte derrrrrr Wald und die Pirrrrranha-Elfen wurrrrrden wiederrrrrr zu Nebelschwaden. Dieser Schein trog nicht...  ;-))

"Hörrrrrr jetzt auf damit!", zischte Rosenkatze. "Ein für allemal: ich bin keine Dunkelfrau!".

schau nickte, blieb aber dennoch misstrauisch, schließlich wusste sie offensichtlich als Einzige, dass Larry mit Nachnamen 'Kleinlaut' heißt.

Dann beugte er sich zu Rosenkatze und flüsterte: "Ich war früher ziemlich oft hier in der Gegend und kenne mich daher ein bisschen aus. Wenn wir hier fertig sind, dann möchte ich mit Dir nackend im Amorbach baden."
Er hatte mit vielem gerechnet, jedoch nicht mit dieser Reaktion:

 
"Baden?.. nackend?", ihr Gesicht verdunkelte sich, "wenn wir hier fertig sind?" , es zuckte, wie zuvor ihre Schulter oder Francescos Auge. "Wisst ihr nicht, wie müde ich bin? Fast jeder hat hier seine Ruhe bekommen, und mir wird das nicht gewährt?"

Den Anderen wurde es mulmig zumute. So hatten sie Rosenkatze noch nie gesehen. 

"Vorsicht Schau!", warnte Minusch, deren Instinkt für aufkommende Gefahren stets geschärft war, und zog an seinem Ärmel. Doch er blieb wie angewurzelt stehen. Um sie herum wurde es kälter, und es war fast so, als ob sich der Nebel verschwärzte. Schau versuchte, Rosenkatzes Blick standzuhalten, der ihn regelrecht durchbohrte. Ihr Gesicht fiel noch mehr in Schatten, als ihre Augen für einen Moment rötlich aufglühten. Ihm lief es eiskalt den Rücken runter.

"Dunkelfrau..." flüsterte er. 

 
Jetzt waren alle ganz kreideweiss im Gesicht. Abgesehen von Rosenkatze, die wie eine Besessene immer mehr Farbe im Gesicht bekam und dabei sämtliche Gesichtsmuskeln aufs Äusserste strapazierte. Vergessen war für den Moment die Schatzsuche. Ausser Rosenkatze blieben alle wie versteinert vor Entsetzen stehen. 

"Rosenkatze", beschwor Matilda, als sie sich als erste wieder ein wenig gefangen hatte. "Du bekommst doch auch Deine Pause. Hier und jetzt wenn Du möchtest".

Bevor Rosenkatze antworten konnte, nutzte Schau die kurze Chance, um ein Lied anzustimmen. Es war "Someone Like You" von Adele, welches er mit seiner heimlich eingeübten Kopfstimme fast in der Originaltonlage von sich gab. Er hatte es wirklich gut drauf, musste sich auch Francesco eingestehen, obwohl Schau sonst gar nicht auf seiner Wellenlänge tanzte. Der Gesichtsausdruck von Rosenkatze entspannte sich sichtlich beim Zuhören. Als Schau unter Applaus das Lied beendet hatte, meinte sie:

 
"Ich muss jetzt schlafen. Das war einfach alles zuviel für mich." Rosenkatze legte sich auf die Erde und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.  Schau stupste und kitzelte sie mehrmals, aber von Rosi war nur ein leises Schnarchen zu hören. 

Ratlos setzten sich die andern neben der dösenden Schönen auf den Boden. 

Aus purer Langeweile fing Minusch an die Schatzkarte zu studieren. 

Die Feuchtigkeit der Nebelschwaden hatten das Papier am Rande aufgelöst und ein neuer Text wurde sichtbar.

"Den Elfen darfst du nicht vertrauen,

auch wenn sie anfangs lieblich schauen.

Bleibe auf der Spur des Hutes, 

dann bist du frohen Mutes. 

Versuche nicht, die Dunkelfrau zu sehen, 

etwas Unerwartetes würde geschehen. 

Folge immer dem Klopfen der Herzen, 

erleuchte den Weg mit Kerzen. 

Und sei niemals, wirklich niemals ein Frosch, 

da sonst der Zauber erlosch.

Nun musst du zehn Schritte nach Norden gehen, 

einmal auf den linken Fuss stehen, 

zweimal deine Schulter drehen

und der Wind wird ein Geheimnis zu dir wehen."

 
Zuletzt bearbeitet:
"Hast Du gehört, Rosi: sei niemals ein Frosch!", flüstere schau Rosenkatze ins Ohr, doch ebendie wie noch nie... schlief tief... und fest... durchnässt... von Nebelschwaden-Kaskaden...

daher bettete er sie in das weiche Moos auf den Baumwurzeln im Unterholz und summte dabei "...weckt sie nicht, bis sie sich regt... ich habe mich in ihren Schatten gelegt...".

Er strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht und dachte an das Plätschern des Amorbaches, doch dann drehte er sich unvermittelt um und wies die anderen an:
"Larry: mach' mal Feuer mit Deiner Pistole. Matilda, Minusch und Francesco: sucht im Frosch nach einer Decke, einem Topf und Kerzen."

Sie wussten sofort, was er damit wollte, und folgten deshalb bereitwillig. Nachdem er dann Rosenkatze zugedeckt hatte, drückte er jedem eine Kerze in die Hand und sprach:
"So, ich bleibe hier bei Rosi und koche ihr einen leckeren Brennesseltee, damit sie schnell zu Kräften kommt, sobald sie wieder wach ist - und ihr erleuchtet derweil diesen Weg mit euren Kerzen und macht die zehn Schritte nach Norden. Noch wissen wir ja nicht, ob damit normale oder Minusch-Schritte gemeint sind. Wenn die Luft das Geheimnis gewindet hat... äh, wenn der Wind das Geheimnis gelüftet hat, dann treffen wir uns wieder hier, einverstanden?!".

Allgemeines Gemurmel und Kopfnicken, dann zogen sie los. schau rührte anschließend ein paar Blätter in den Topf und sprach mehr zu sich selbst als zu Rosenkatze: "Schau' Rosi... Rosi und schau... die anderen ziehen dahin... im Odenwald steht ein Frosch... und in Brasilien gibt es einen Frosch namens Motorzinho... der klingt wie Dein Frosch... das ist kein Geheimnis... aber der Wind kennt ein Geheimnis... und Du bist  ein Geheimnis für mich... doch das Geheimnis einer Frau liegt in ihren Augen..."  - als plötzlich ein spitzer Schrei durch den Wald hallte, dass sogar Rosenkatze wach wurde und benebelschwadet fragte: "War das Matilda oder Minusch?"

"Keine Ahnung", antwortete schau besorgt, "aber das klang nicht gut."

Was war passiert?

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: Rosenkatze