einen lieben gruß an euch alle,
wenn ich mich in diese - glücksuchende - diskussion einmischen darf:
das glück, das wir suchen, machen wir von anderen abhängig. ja, und das ist wohl nicht zu verhindern, da wir selbst nur glücklich sein können in einer umgebung, die zu uns passt, die unseren vorstellungen entspricht und die uns widerspiegelt. niemand kann allein, völlig losgelöst von seiner unmittelbaren umgebung, glücklich sein.
glaube ich.
den ultimativen fehler, den wir begehen, und ich schließe mich ein:
dass wir dann, wenn es nicht so läuft, wie wir das gern hätten - wenn nicht die voraussetzungen herrschen, die wir uns wünschen, um glücklich zu sein - wir uns diese voraussetzungen einreden und die wirklichkeit ignorieren.
der wunsch als vater des gedanken.
er geht gern soweit, dass man nur das sieht, was man sehen will.
soll heißen: es kann durchaus passieren, dass man anderen eigenschaften, fähigkeiten, einsichten und motive unterstellt, in sie hineininterpretiert und ihnen zumisst, die wir uns wünschen, dass sie sie haben.
im guten wie im schlechten.
nach dem motto: was ich mir erwarte, was ich befürchte, womit ich rechne, das wird kommen.
es wird nie einen partner geben, der 100%-ig kompatibel ist. es ist eine frage der prioritäten, der kompromissbereitschaft und der eigenen toleranz, welche unterschiede tragbar sind und welche die beziehung gefährden. und es ist vom eigenen bemühen und das des anderen abhängig.
z.b. diese geschichte mit den feierlichkeiten, die ali beschreibt: mir ist es auch zuwider, weihnachten zu feiern. ich hab schlechte kindheitserfahrungen damit, weihnachten war immer stressig und hektisch und voller streitigkeiten. es wurden verwandte eingeladen, die niemand leiden konnte und dann wurde gestritten, was das zeug hielt. das war weihnachten. wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte es abgeschafft.
mein freund ist der absolute familienmensch. alle feierlichkeiten haben einen traditionalen ablauf in seiner verwandtschaft, den noch nie jemand in frage gestellt hat. als ich das erste mal damit konfrontiert war, dachte ich, mich trifft der schlag ...
aber ich habe es zugelassen. ablehen hätte ich es immer noch können. ich hab mitgemacht und es mir angesehen. wenn es mir nicht gefallen hätte, denn hätten wir als kompromiss eine lösung gefunden, diese zeiten eben nicht gemeinsam zu verbringen.
aber das letzte geburtstagsfest vergangenen mittwoch war äußerst berührend. wir saßen bei schönster herbstsonne im weingarten und die stimmung war sehr entspannt und positiv. es war beschaulich, es war lustig, es war bezaubernd. und hätte ich mich gegen familienfest gewehrt, hätte ich diese erfahrung nie gemacht.
dieser freund von ali war nie dazu bereit und daher denke ich nicht, dass die beziehung gescheitert ist, weil beide so unterschiedlich waren, sondern weil einer dem anderen keine chance gelassen hat, dass seine version der dinge eine schöne sein kann, eine interessante, eine spannende alternative, das leben mal auf die eine und mal auf die andere art zu probieren.
das nur als beispiel. sorry liebe ali, wenn ich da so über euch urteile, das wollt ich nicht, ich wollte nur ein anschauungsbeispiel dafür bringen, dass unterschiedlichkeiten in einer partnerschaft nicht automatisch trennend sein müssen, sondern auch eine bereicherung sein können, wenn beide einander die chance geben, den anderen für das, was einem selbst wichtig ist, begeistern zu können.
das setzt selbstverständlich das bemühen von beiden seiten voraus, so wie bei allem. ich weiß schon, dass es nicht möglich ist, wenn sich nur einer bemüht. problematisch wird es allerdings, wenn man in den anderen eigenschaften hineinprojiziert, die er nicht hat ... ich mach das täglich. und ich lerne täglich.
wünsch euch allen ein schönes wochenende!
lieben gruß von
Isabel