Original von Venicewie kann ich dem in zukunft entgehen das ich nicht das monster mit den 7 beinen bin?
ja, das ist die frage. ich selbst war in meiner kindheit unverrückbar ein solches monster und es mag sein, dass ich nicht den stein der weisen dazu in händen halte.
aber natürlich habe ich intensiv gegrübelt in meinem leben, wie man es bitte vermeiden kann, der alien zu sein in einer gruppe und mir reingezogen, wie die anderen das hinkriegen. und ich hab auch übung, dann, wenn ich "rausgeflogen" bin aus irgendeiner ach so tollen gruppe, damit umzugehen.
ich mach es jetzt immer so:
wenn ich der alien bin - geht hyperflott bei mir (oder ich merk es immer schon, bevor es so ganz eingetreten ist, k.a.) -, dann mach ich GAR NICHTS.
absolut gar nichts. jede bewegung könnte falsch sein, also mache ich nur die dinge, die für mich richtig sind. die anderen werden mir so oder anders irgendwann ihre durchgeknallten interpretationen an den kopf labern, was soll's also?!
wenn's hoch kommt, lächel ich. marke: gütige lächeln, einen netten eindruck machen. und höre einfach nicht hin. mir ist es sowas von schnuppe, was sogenannte wohlmeinende mir schon immer mal sagen wollten, wenn ich sehe, wie sie in diesem angeblich so ernst gemeinten gespräch immer mal einen blick über die schulter zurück zu der oder den anderen kollegen geworfen hat, die mit bangem blick darauf warten, dass diese vorgeschickte wohlmeinende mir stellvertretend für das kollektiv irgendwas nahebringt oder mir hilft.
gut, wenn es hilfe ist, nehme ich sie an. ob ich die hilfe gebrauchen kann, ob ich mich freue oder nicht: wurscht. denn wie du hab ich ein dringendes interesse daran, die aufgeblasenen gedanken und vorstellungen meiner kollegen oder sonstigen gruppenmitglieder abzubauen. und jede nummer, an der ich teilnehme, ist ein schritt zurück zur normalität. sie brauchen mich nur zu erleben, dann können sie sich selbst die gewissheit verschaffen, dass ich "langweilig" geworden bin und kein ausnahmefall mehr darstelle.
schön, richtig schön finde ich dann solche alien-aktionen in gesprächen vor einer gruppe zuhörer. da kommt dann kollege x und sagt gönnerhaft und unter appell an die "gruppe": "aber frau kollegin, so wie sie das sehen, kann man das aber nicht sehen..." und was mach ich? die anderen sind alle gottfroh, nicht dasselbe angeblich so dämliche statement wie ich sich geleistet zu haben und wenn ich mich nicht irre, wabert es schon in so einigen, mir noch einen verbalen arschtritt oder sonst irgendeine entrüstung hinterherzuwerfen.
ich steh dann einfach auf, glotz sie alle breit, gaaanz breit lächelnd an und bedanke mich für die hilfe. es sei doch wirklich wunderbar, wie gut ich mich hier austauschen kann und ich würde denken, auf das wissen von meinem kollegen x kann ich mich doch sicher verlassen und vielleicht auch zu anderen fragen gerne darauf zurückkommen.
eigentlich ist dann das gemeinsame boot wieder voll, ich sitz wieder mit drin, so schnell geht das. sollen sie doch denken, ich bin ein alien, diesen alien werden sie nicht los und am ende - stell dir vor - mögen sie MICH noch besonders gerne, denn die sine, mensch, die ist doch ne ganz ganz süsse und tolle und hat schon viel durchgemacht und hach.
ich selbst hab mir meist in solchen situationen aber vor allem das gefühl, einer wilden meute gegenüberzustehen, mit meinen formelhaften dankesworten in den zaum bekommen. tjach und dann kann es sein, dass ich zurücktrete.
aber das wolltest du nicht wissen, wie man es anderen leuten einschenkt, und oftmals tue ich auch nicht den gegenangriff starten, sondern mache einen witz. der witz ist leider aber immer zweideutig und ich sehe den besagten kollegen dann immer mit einem schiefen grinsen.
will sagen: ich will in keine gruppe, ich will nur nicht am boden liegen und die gruppe über mich hinwegwalzen sehen. no.
äh
mein lebensthema ist das, venice. ich glaub, ich hab jetzt mehr von mir erzählt und weniger auf deine frage geantwortet...
fazit in deiner sache wäre für mich: NICHT schleimen, und bitte keinesfalls den anderen recht geben, obwohl sie zu 80% falsch liegen mit ihrem sülz.
ja
du hast dich übernommen und insofern einen beitrag zu dieser situation geleistet. na und. keiner, aber wirklich keiner (ausser dir selbst vermutlich) erwartet von DIR, dass du alles im griff hast!
also ich hätte einfach gesagt: du, ich glaub, ich hab mich da ein wenig verschätzt mit der langen fahrt, aber das hab ich ja vorher nicht gewußt. klar. ist gelogen. DU hast vorher genau gewußt, wie abhängig du von den anderen warst, aber ist doch wurscht, hier muss gefightet werden und nicht der klare tropfen der nicht immer hilfreichen wahrheit fließen.
nimm den anderen die last der sorge! du musst ihnen keine stories erzählen, und niemand nimmt es dir übel, wenn du später ganz später mal zugibst, dass dies ösiland-reise für dich von anfang an der totalhorror gewesen ist. aber nimm den gang raus erstmal, damit die gruppe sich erstmal belächeln kann, was sie sich doch zu unrecht wieder nur sorgen gemacht hat. nimm die last weg, denn sie pfeifen und schnaufen unter dem druck dieser sorge / last.
äh
dann....
dann würd ich eben meine dankesworte anbringen. sogar, wenn ich eben noch behauptet hätte, so das drama wär's eigentlich nicht gewesen, danke ich, dass man sich solche mühe geben würde und würde noch pathetisch eins oben drauf setzen und sagen, dass mir alle, aber auch wirklich alle eine große hilfe seien. sollte mich der hafer pieksen würde ich sagen, dass ich das zu schätzen wüsste und sicher jederzeit auf diese hilfe zurückgreifen würde, wenn ich sie denn bräuchte.
meine mutter war politikerin, da hat auf mich bestimmt das eine oder andere abgefärbt...du glaubst nicht, was die leute aufatmen. nicht, weil sie jetzt denken "oh gott, jetzt wird die bei uns den richtigen stress noch machen", sondern weil tränen der rührung hochsteigen, dass alle ihre egoistischen bemühungen (die o.k. o.k. auch teils altruistisch gewesen sind) zwar totale kacke waren und ein nullum wenn nicht eher sogar ein richtiger bemerkenswert asozialer fehler waren aber durch irgendeine höhere gnade dennoch
gut angekommen sind, in den "richtigen hals" gekommen sind und hast du nicht gesehen.
die kombination "danke für eure mühe" und "alles war nur ein missverständnis, mir ging es gar nicht so schlecht" gibt ihnen das gefühl, mehr zu leisten, als sie selbst von sich vermutet und geglaubt hätten. das gefühl, dass sie richtig gehandelt haben. und das gefühl, dass du ihre "hilfe" annimmst.
du nimmst ihnen endlich endlich die sorge ab, du gibst den einzelnen jetzt auch die chance, an dich als einzelperson heranzutreten, denn du hast der gruppe die absolution erteilt
bin ich nicht fürchterlich machiavelli-mässig drauf in sachen gruppendynamik... :evil:
und dann machst du das, was ich primär eben empfehle: lächeln und weiterlächeln, schön die füsse still halten und bei gelegenheit immer mal um gottes willen niemandem mehr einen einblick in das innere geben.
)
au weia
hoffentlich posten hier noch andere, kann durchaus sein, dass ich eine etwas zynische sicht habe. aber sie ist (leider?) meine sicht.
und funktioniert, jedenfalls zu dem zweck, das ich will: stehenbleiben und nicht totgetrampelt werden unter der liebe und besorgnis anderer.
wobei wir wieder beim thema "liebe menschen" wären und ich hier sicher einen teil meiner nicht ganz so jungfräulichen seele dargestellt habe, der womöglich mal die frage aufhellt, warum ich eine gewisse abneigung gegen liebe menschen habe.
aber nun gut.
habe fertig!
*bussi*
gruß
sine