Hallo Venice
Nach all den überwältigenden Beiträgen, traue ich mich kaum mehr mich zu äussern, da insbesondere der Frühling und die Zitronenfrau schon einiges geäussert haben, was mir durch den Kopf ging, als ich diesen Thread gelesen habe. Doch lass mich dir eine kleine Geschichte erzählen:
Es lebte einst in einem fernen Land ein mächtiger Zauberermeister. Er war überall bekannt und ebenso berüchtig, denn er war sehr bewandert in den dunkeln Künsten und nicht gerade zimperlich bei deren Gebrauch. Unweit seines Schlosses lebte ein kleiner Junge in einem Waisenhaus. Als er von dem Zaubermeister hörte, wollte er ihn, fest entschlossen ebenfalls ein grosser Magier zu werden, kennenlernen und besuchte ihn auf seinem Schloss. Dieser jedoch zeigte kein besonderes Interesse daran, den Jungen zu unterrichten. Doch der Junge kam immer wieder, was den Zauberer jedoch nicht sonderlich störte. Mit der Zeit wurden die besuche des Jungen regelmässiger und der Zauberer hatte sich schon richtig an ihn gewöhnt. Eines Tages, bei seinem täglichen Kräutereinkauf, musste der Zaubermeister sehen, wie der Junge von ein paar Mitschülern auf der Strasse gehänslt und verprügelt wurde. Obwohl es bekanntlich nicht seine Art war, sich in die Probleme der Gewöhnlich-Sterblichen einzumischen, kam er dem Jungen zu Hilfe und versprach ihm, ihn die Kunst der Magie zu lehren. Der Junge der den Zaubermeister seit jeher vergötterte, war hin und weg von seinem Glück und stürtzte sich voller Enthusiasmus in die Lehre der Zauberei. Und so kam es, dass der kleine Junge selber zu einem überaus mächtigen Zauberer heran wuchs. Es dauerte nicht lange da bemerkte der Zaubermeister, dass die Fähigkeiten des Jünglings die seinen schon längst übertrafen. Der Zaubermeister konnte das nicht verstehen, er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Früher als er noch alleine und unbestritten der mächtigste aller Zauberer in seinem kleinen Reich war, war alles so einfach und so klar. Doch nun war dieser Junge da, an den er sich nun schon so gewöhnt hatte, ja man könnte sogar sagen, dass er den Jungen richtig mochte, doch nun soll ausgerechnet er, sein Schützlich ihn den grossen Meister übertroffen haben? Hinzu kam das er dem Jungen zu Liebe seine dunkeln Künste, die von jeher in seiner Art lagen, für eine gewisse Zeit abgelegt hatte. Doch nun wo sein Weltbild allmählich am zusammenbrechen war, fragte er sich wozu eigentlich? Wieso nahm er auf den Jungen rücksicht, wieso verzichtete er darauf die zerstörerischen Kräfte, die von jeher ein Teil seiner selbst waren, zu gebrauchen. Nur aus Rüchsicht auf ein Wesen, das nun mächtiger als er selbst war? Dann wieder überkam ihn ein ihm bis Anhin völlig fremdes Gefühl, was die Normal-Sterblichen ihr Gewissen zu nennen pflegten. Die missliche Lage des Meisters führte schliesslich zu einem enormen Streit zwischen ihm und dem Jüngling, der seinen Meister schliesslich mit der von ihm erlernten Magie überwältigte. Der Jüngling erschrack. Was hatte er getan. Er hatte seinen Meister, der ihn aus seinem Elend befreite und ihm eine neue verzauberte Welt zeigte in einem magischen Disput besiegt. Dem Jüngling lief ein kalter Schauer den Rücken hinab, er begann sich vor seiner eigenen Macht zu fürchten, er hatte den Mann übertrumpft, der ihm alles beigebracht hatte und nun gab es niemanden mehr, der den Jungen noch irgend etwas über die Zauberei lehren konnte. Zugleich schämte er sich zu tiefst, dass er seinen Meister dermassen beschämt hatte. Doch dann schien die Vernunft des Jünglings zurückzukehren, die ihm einredete, dass der mächtigste aller Zauberer bloss einen schlechten Tag und er der kleine Junge der er nun mal war, wie könnte es anders sein, nur Glück hatte. Der Zaubermeister merkte, wie unangenehm es dem Jungen war und sah darin seine grosse Chance seine Machtstellung zu halten, denn im Gegensatz zu ihm wusste der Junge nicht, wie mächtig er geworden war. Eine Zeitlang taten beide so, als wäre nichts geschehen. Der Zauberer gab sich damit zu Frieden, dass der Junge seine eigenen Kräfte nicht einschätzen konnte und der Junge tat so, als könne er immer noch von seinem Meister lernen. Doch schon bald merkte der Zauberer, dass sein Einfluss auf den Jungen dermassen ausgeprägt war, dass er dessen Kräfte für seine Zwecke nutzen konnte. Es bestand also kein Grund mehr auf die dunkeln Künste zu verzichten. So fiel der Zaubermeister in alte Gewohnheiten zurück und verliess sich dabei voll und ganz auf seinen Schützling, denn wie jedes Kind weiss: Schwarze Magie hat immer Konsequenzen. Doch die mussten den Zaubermeister nicht mehr kümmern, da sich sein Mündel getrieben von seinem Mitleid und seinem schlechten Gewissen gegenüber seinem Meister, ihm diese Bürde annahm, denn schliesslich war er es der seinem Meister all seine Würde nahm. Mit der Zeit kehrten des Meisters Machtgefühle wieder zurück und er fühlte sich wieder als der mächtigste Magier aller Zeiten. In der trügerischen Gewissheit das dies allein sein Verdienst war, beschloss der Zauberer den Jüngling loszuwerden und verbannte ihn in die dunkelste aller dunkeln Welten, wo er weder dem neugewonnen Reich des Zauberers noch seiner Machtstellung je wieder schaden konnte, und beging damit den grössten Fehler seines Lebens. Der Junge war am Boden zerstört. Umgeben nur von Dunkelheit, floh er vor seinem eigenen Schatten und fragte sich, was er falsch gemacht hatte. Tausende von Engelscharen sammelten sich um ihn, redeten im gut zu, beteuerten, dass es nicht seine Schuld war und zogen über den Zaubermeister her, doch der Junge konnte die Engel in der Dunkelheit nicht sehen und was er hörte, konnte er nicht verstehen, weil der Meister ihn nie die Sprache der Engel lernte. Die Tage und Nächte vergingen, ohne dass irgend eine Hoffnung bestand, dass er je wieder aus der Dunkelheit rausfinden würde bis er eines Tages feststellen musste, dass er nicht alleine wahre. Ein monstreuser, feuerspeinder Drache teilte mit ihm die Dunkelheit. Das Feuer des Drachens brannte so hell, dass es selbst die undurchdringbare Dunkelheit durchbrach. Der Junge versuchte dem Drachen zu entkommen, doch es gelang ihm nicht. Der Junge, der schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, starte nun in den Schlund des Drachens und drohte verschlungen zu werden. Da geschah, was der Junge nie für möglichgehalten hatte, mit letzter Kraft fing er den letzten feurigen Hauch des Drachen ab und schleuderte ihm einen mächtigen Feuerball entgegen. Der Drache ging in Flammen auf, Flammen die heller noch als Feuer des Drachen brannten und den Weg aus der Dunkelheit freilegten und plötzlich begann der Junge zu verstehen, welche enormen Kräfte im innewohnten. Durch die Flammen des toten Drachens berfreite er sich aus aus der Dunkelheit und kehrte in die Welt zurück. Als der Zaubermeister davon erfuhr, bot er dem Jungen an in wieder bei sich aufzunehmen, in der verzweifleten Hoffnung ihn so unter Kontrolle halten zu können. Der Junge, der nun ein Mann geworden war, lachte nur. Dann streckte er dem Zauberer die Hand entgegen und sagte:" Leb wohl!" Der Junge war nun selbst sein Meister.
Das ist nur ein Märchen, aber wer behauptet Märchen können nicht war werden, der lügt! :]
peacefrog