Frau des Herzens vergeben?

Okay, liebe sine,

ich poste mal, was ich heute ungefiltert rausgeschrieben hab (wahrscheinlich nicht die ideale Einschlaflektüre :schief: ):

Vormittags in der Therapie. Ich hab geredet wie ein Wasserfall. Blumig, wie der Doc fand. Von einer Geschichte zu nächsten. Verschachtelungen. Am Schluss hab ich den Verdacht geäußert, dass ich wohl nur so viel rede, weil ich normalerweise keine Möglichkeit habe, mich jemandem so anzuvertrauen. Und da macht mir Erzählen halt Spaß. Ich sollte wirklich meine Geschichten langsam mal alle aufschreiben. An Lebenserfahrung mangelt es mir nun wirklich nicht.

Regnerischer, warmer Frühlingstag. Die Bäume sind grün geworden. Ein Hauch von tropischem Urwaldklima liegt über der Stadt. Ich fühl mich auf angenehme Weise müde und überlasse mich meinen Gedanken. Ich brauche nichts zu tun. Nur daliegen und der Musik und den Regentropfen auf dem blechernen Fensterbrett zuhören. In Gedanken genieße ich diese schöne Woche. Die Begegnungen im „Ilses Erika“, das Gespräch mit der lieben Kollegin in der Mittagspause, die Stunde am Ententeich, die Gespräche mit den virtuellen, aber so sehr liebgewonnenen Freunden im Forum.

Abends rief meine Mutter an. Ich hab ihr erzählt, dass ich eine schöne Woche hatte, aber über Details habe ich nichts gesagt. Sie erzählte, dass meine Schwester zu Besuch war und welchen Weg sie gegangen sind, als gemeinsam durch die kleine Stadt spaziert sind. Doch kein Anhaltspunkt über Gespräche, nichts neues über sich oder meine Schwester – so als wären sie schweigend nebeneiander her gegangen.

Später hab ich überlegt, wieso ich diese Details ausgelassen hab. Vielleicht weil ich geglaubt hab, dass sie eben nicht angemessen darauf reagieren würde. Dass sie sagen würde „Ach, und sonst ist nichts weiter passiert?“ Diese Worte hatte sie vor ein paar Wochen schon einmal gesagt und ich war daraufhin ein ganzes Wochenende vollkommen aus der Bahn. Hab mich wie der letzte Müll gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, meine Mutter würde mein ganzes Leben mit diesem Satz in Frage stellen. Und davor hab ich solche Angst. Ich hab riesige Angst vor den Sätzen meiner Eltern. Denn sie können verletzen, so wie sie es sich gar nicht vorstellen können. Deshalb hab ich so ein starkes Bedürfnis nach Distanz ihnen gegenüber. Ich meine, wenn ich mit einer Frau zusammen leben würde, die mich überhaupt nicht versteht, würde ich ja auch irgendwann auf Distanz gehen müssen – wieso also nicht auch gegenüber den Eltern. Wieso müssen sie alles über mich wissen, während ich so wenig über sie erfahre, weil sie mir nur über Wochenendausflüge und Familienfeiern berichten? Ich glaub, ich hab mich immer noch nicht abgenabelt von meinen Eltern und vielleicht geht das nur, indem ich zwar mit ihnen in Kontakt trete, aber gleichzeitig meinen Standpunkt felsenfest vertrete, stattt mich in vorauseilendem Gehorsam zu üben. Aber weil ich mich dazu zu schwach fühle, verdränge ich die Kommunikation mit ihnen. Also ist Distanz wohl doch der falsche Weg.

Nach dem Gespräch mit meiner Mutter verspürte ich eine so starke Unruhe, dass ich meine Schwester in Dresden angerufen hab. Meine Schwester, die Krankenschwester ist, vor vier Monaten einen Jungen zur Welt gebracht hat, einen starken und lieben Mann zur Seite hat und die sich als Erwachsene hat taufen lassen. Eine Frau, die Dinge macht, die ich manchmal nicht verstehe, die ich aber trotzdem für richtig halte, weil sie es ist, die diese Sachen macht.

Wir sprachen über unsere Eltern. Was sie für Ehen leben. Meine Eltern sind seit 21 Jahren getrennt, und haben beide wieder geheiratet. Wir sprachen darüber, dass unsere Eltern so erzogen sind, nie über ihre gefühle zu sprechen und es deshalb auch nicht schaffen, mit ihren Kindern über deren Gefühle zu reden. Das baut einerseits eine Distanz der Kinder auf, andereseits scheint das das Bedürfnis der Eltern zu fördern, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen. Meine Schwester kann ein Lied davon singen: Seit sie Mutter ist, muss sie sich gegen gut gemeinte Ratschläge wehren, was das Zeug hält.

Meine Schwester meinte, dass wir wohl beide ungewollte Kinder waren und davon, dass sie meine Mutter gefragt hätte, ob sie sich daran erinnern könnte, wie wir beide als Kinder waren. Sie konnte es nicht. Hatte sie soviel mit sich selbst zu tun, dass sie uns nicht wahrnahm? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich hab als Kind nie das gefühl gehabt, zu meiner Mutter gehen zu können, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Über unseren Vater wissen wir beide offenbar noch weniger. Wir beide haben ihn lange vergöttert, doch mittlerweile hat sich eine gewisse Distanz herausgestellt. So scheint sich unser Vater zu anderen Menschen offenbar näher zu fühlen als zu uns. Er hat zum Beispiel einen französischen Freund, der Maler ist und zeitweise in Dresden wohnt. Und obwohl er, samt Stiefsohn, drei Söhne und eine Tochter hat, ist dieser Freund offenbar der wahre Sohn für ihn – ein Eindruck, den der Lebensgefährte meiner Schwester auch schon geäußert hat und der sich aus einer Äußerung meines Vaters noch erhärtet, die meine Schwester mir heute erzählte: und zwar hatte mein Vater gesagt, er würde diesen Freund, der als Künstler viele geldsorgen hat, auch finanziell fördern, wenn er es denn könnte. Dass ich, sein Sohn, in einer ähnlichen Situation stecke und nicht weniger Fähigkeiten als er habe, hat ihn scheinbar noch nie zu einem derartigen Gedanken verleitet. Dabei will ich gar nicht von meinem Vater finanziell gefördert werden, aber ich spüre hinter dieser Geschichte, dass er MEINE Arbeit überhaupt nicht ernst nimmt und mich gar nicht ideell unterstützen möchte. Dieser Verdacht tut zwar weh, aber wird dadurch abgefedert, dass ich, um ehrlich zu sein, das auch nie von einem Vater erwartet habe. Allerdings hab ich es zumindest erhofft und bin deshalb doch sehr enttäuscht und wütend.

Ich muss dazu sagen, dass ich diese quasi Eifersuchtsgefühle nie im Vergleich zu meinen zwei anderen Brüdern empfunden habe. Im Gegenteil. Ich hab das gefühl, sie haben das gleiche Problem mit ihm, dass er sie nicht genug ernst nimmt und getreu seines früheren Berufsethos des Offiziers in soldatischer Disziplin unterweisen will. Deshalb fühle ich mich trotz geringen Kontaktes sehr verbunden mit ihnen.

Ist das nicht Grund genug, vor seine Eltern abhauen zu wollen?

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
8o

welche worte, lost!

also, dass du trotz deiner sehr netten und immer verbindlichen, ausgleichenden art dinge verstehst und zwar in sehr differenzierter, irgendwie sogar subtiler hinsicht, das hab ja sogar ich verbaltrampel mitgekriegt (au.. selbstironie: ich anders gestrickte persönlichkeit, ah, besser).

hihi

was ich da eben geschrieben habe, ist wirklich mein ernst... ich hab so ein leichtes vorurteil gegen "nette" menschen, ich vermute, sie WOLLEN bestimmte dinge nicht wahrhaben, weil sie die harmonie so sehr wünschen, dass sie eben keiner sache wirklich auf den grund gehen wollen / können.

du bist eine reizvolle ausnahme, lost.

:]

aus MEINER sicht alles natürlich...

als erstes frappiert hat mich jedoch, WIE anders du schreibst.

boah

mann, was hast du für einen dicken panzer dir zugelegt... und darunter blüht und lebt es... ach lost. der leicht wortkarge stil, den du sonst draufhast, den hatte ich schon anerkannt, aber das hier ist AUCH toll...

ich bin verwirrt.

o.k.

und nun zum INHALT.

das wird schwierig! du diskutierst das THEMA, das auch mein thema ist - mein UNGELÖSTES problem!

ich weiß nicht, ob wir heute einen pokal erringen gedanklich.

probieren wir einfach mal ein bisschen herum...

Original von lostinmusic2(...) Doch kein Anhaltspunkt über Gespräche, nichts neues über sich oder meine Schwester – so als wären sie schweigend nebeneiander her gegangen. (...)
so weit war ich auch schon bei meinen gedanken über mein eltern, jetzt eben bei meinen gedanken über meine ma: WAS ist das für eine "gesprächskultur", WAS bedeutet die themenwahl, wieso verstehe ich einfach nicht, was sie (die eltern) wollen - ausser in mein leben eingreifen?

ich vermute, es gibt tatsächlich - im leben MEINER mutter - rein gar nichts, was ihr wichtig ist. wie du sagst, andere erziehung, andere zeiten... für meine mutter ist familie wichtig, "funktionieren", und dauernd betrachtet sie sich SELBST auch kritisch von aussen, da darf die "rolle", die sie laienschauspielermäßig zu spielen versucht, auf gar keinen fall in frage gestellt werden...

also, meine mutter IST so entfernt von sich und von mir, dass die gespräche auch irgendwie weder meine interessen treffen, noch ihre eigenen :( ich glaube, sie selbst interessiert sich auch NICHT WIRKLICH für "ihre" themen.

dazu springt sie zu schnell...

aber dieser anspruch an das eigene kind dann auch: ICH soll lernen, ebenfalls eine "rolle" "perfekt" mimen zu können, alle sollen denken, ich sei glücklich, reich, erfolgreich, hübsch...

alle sollen auch denken, für mich gibt es die üblichen tabus: sex, interesse an dissozialen und armen, sich auch mal hässlich machen dürfen (punk), ach, und hin und wieder gibt es noch "tabus", die gibt es eigentlich nicht - sie sind "temporär", und sie bedeuten immer, dass sie mich jetzt gerne wieder als kleines mädchen hätte oder als knospenblütenzarte junge anfang-zwanziger frau mit untergewicht (wie SIE früher in der nachkriegszeit, hey, scharf, oder? ?( ), so in der art.

ich splitte mal...

 
Original von lostinmusic2(...) Dass sie sagen würde „Ach, und sonst ist nichts weiter passiert?“ Diese Worte hatte sie vor ein paar Wochen schon einmal gesagt und ich war daraufhin ein ganzes Wochenende vollkommen aus der Bahn. Hab mich wie der letzte Müll gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, meine Mutter würde mein ganzes Leben mit diesem Satz in Frage stellen. (...)
ha!

o.k., ich muss sagen: ich weiß nicht, wie dieses hier mit dem vorangegangen zusammenhängt... vielleicht stürze ich mich ein wenig "zu unrecht" auf bestimmte sentenzen... aber JAAA!!!

es sind ganz seltsame worte, die auch meiner ma entfleuchen, sie selbst vergisst sie als erstes wieder, aber bei mir: ZACK! meine ganze liebe zu ihr, meine ganze sentimentalen gefühle und die ganze hoffnung, dass wir diesmal einfach mal eine gute zeit (v)erleben... kaputt!

und noch bevor sie selbst sagt: "jetzt übertreib bitte nicht gleich wieder" oder sonst irgendwelche weiteren kerben in meine seele haut, denk ich selbst: 'wenn du dich jetzt aufregst, sine, kommt dabei irgendetwas heraus?'

mein verhältnis zu meiner ma ist - leider in langen phasen - ein einziges gelauere, ob sie mich (wieder) verletzt und wie tief und anschließend ebenfalls ein einziges angespanntsein, weil ich versuche, die gefühle, die ich nunmal habe, einigermaßen kontrolliert entweder GANZ für mich zu behalten oder eben in der für mich nunmal einfach unverständlichen welt meiner mutter doch IRGENDWIE anzubringen...

und meine mutter will KEINE WIDERREDE, denn "das war doch eine ganz normale frage" oder eben solche allgemeinplätze.

wie gesagt: meine mutter spielt die rolle der "normalen durchschnittsfrau", ich bin die tochter der "normalen durchschnittsfrau" und soll - komisch - aber in jeder hinsicht "überdurchschnittlich" sein, allerdings auch überdurchschnittlich angepasst, denn von mir droht auch die größte gefahr (vielleicht), dass sie und ihre rolle "entlarvt" oder sonst irgendwie verzerrt (lächerlich gemacht?) wird.

also, irgendwas ist da jedenfalls immer hochgradig "schief" an solchen sprüchen...

natürlich zeigen sie ein absolut fassungslos machendes maß an unverständnis und desinteresse ihrer eigenen tochter - in deinem fall eben ihrem eigenen sohn - gegenüber.

ich wüsste gerne, weshalb ich bei meinen eltern dieses abnorme unverständnis und desinteresse tolerieren soll, wenn ich es bei jedem anderen menschen schließlich auch nicht tun würde...

insofern:

@ zitronenfrau... bist du sicher, dass man sich nur zu lösen braucht, und schon dreht sich auch die welt meiner ma im gleichklang mit meiner?

irgendwie ist die sache etwas vielschichtiger als nur auf der loslöse-ebene allein anzusiedeln, fürchte ich...

ich splitte nochmal...

 
... ich frag mich, was zitronenfrau mir entgegnen würde...

eigentlich fällt mir nur auf, dass loslösen so ein bisschen auf "liebesentzug" hinauslaufen könnte... aber wer zitros thread gelesen hat, weiss, dass sich "loslösen" und "lieben" nicht ausschliessen.

?(

denn immerhin macht mich allein eine sache verletzlich: dass ich meine mutter liebe... aha: in maßen liebe ich sie. liegt da der "fehler"?

*räusper* also so umfänglich wie einen partner wollte ich mein mutter aber wirklcih nicht lieben und würde es - wegen ihrer fehler - wohl auch nie können. wir beide haben kein vertrauen zueinander. da kann ich auch den fahrstuhl in unserem haus lieben und hoffen, er würde sich mal MIR widmen - aber nein, er fährt hoch und runter, und bei knopfdruck bleibt er blöd und ohne verständnis vor mir stehen.

eigentlich ein gutes gleichnis, die liebe zu einem fahrstuhl, zu meinem verhältnis zu meiner ma.

ach ja

lost

ich hoffe, du begreifst, dass ich dich meine...

dein posting ist so schwierig für mich zu begreifen, dass ich in meiner not erstmal nur vergleich ziehen kann...

:)

aber mehr kann ich nicht sagen...

ich möchte nur nochmal EINE sache rausklauben:

Original von lostinmusic2(...) Vormittags in der Therapie. Ich hab geredet wie ein Wasserfall. Blumig, wie der Doc fand. (...)
also: DAS darf dein doc aber nicht... oder vielleicht doch ?( ?

"blumig" - aha.

mein therapeut ist auch nicht wirklich immer nett zu mir. dafür bezahl ich ihn ja...

therapeuten sind komisch.

:schief:

aber letztlich ist es ja egal, ob wir sie (menschlich) mögen. hauptsache, bei ihnen schaffen wir uns eine situation, von der wir profitieren...

dann haste also deinen therapeuten mit "blumigen worten" zugeredet... sehr gut.

ich finde, da ist ne menge kluges unter nur wenigen blumen bei hervorgekommen!

blumig, nee.

deine sprache - gut, hier ist sie geschriebene, nicht gesprochene sprache -, sie ist halt wirklich frappierend anders. du lässt dir zeit, dinge zu beschreiben, gehst sie nicht DIREKT an, lotest jedoch damit eben auch viel mehr teilaspekte aus, die eben auch dazu gehören, um die sache irgendwie "richtig" zu beschreiben...

"blumig"

aha

ich mag deine "blumigen" worte auf alle fälle!

:schmatz:

sine

 
Hi sine

Danke für deine Antwort! Die les ich jetzt gleich, denk noch bisschen drüber nach und geh dann schlafen, damit ich morgen putzmunter weiterschreiben kann. :) )

Schlaf schön. :schmatz:

Lostinmusic

 
Apropos blumig und indirekt. Vielleicht sollte ich ja nach England auswandern. Dort reden die auch immer um den heißen Brei rum - det weeß ick, weil ich selbst ein Jahr da war.

Wobei, im Grunde mag ich die romanischen Länder doch mehr. Naja, irgendwas stimmt mit uns Deutschen wohl nich, dass wir immer woanders hinwollen :rolleyes:

cu later

Lostinmusic

 
Liebe sine,

puh, ich hab mir zu früher Stunde nen Espresso gemacht und mach mich mal wieder ans Schreiben. Vielleicht kommt ja eine kleine Zusammenfassung raus oder etwas, mit dem das Ganze nicht mehr so klotzig wirkt. ---? Ach nö, eigentlich will ich doch nicht solche Nutzenansprüche aufstellen. Ich glaub, durch meinen Zick-Zack-Kurs werden die Probleme am ehesten adäquat dargestellt.

Im akustischen Hintergrund reitet Mister Johnny Cash durch die Prärie.

Was du über deine Ma schreibst: es wundert dich vielleicht nicht, dass mir das bekannt vorkommt. Keinen Bezug zu sich selbst zu haben, außer eine Rolle zu spielen, über deren Sinn man sich noch nicht mal Gedanken macht. Meine Schwester sagte gestern, meine Mutter habe so drei Standardsätze auf Lager, die im Grunde ihr ganzes Leben leiten. Leider hab ich nicht gefragt, welche das sind. Aber ich kanns mir denken: einer stellt die Familie an zentrale Stelle, nach der lange Zeit erst mal nichts kommt – keine Freunde, nichts. Andererseits die völlige Abhängigkeit von der Meinung anderer („Was sollen die Leute denn von dir denken?“) Und danach lebt meine Mutter bis heute und entsprechend klein ist ihr Netz sozialer Beziehungen. Diese Sätze hat sie wiederum von ihrer Mutter, zu der sie meiner Meinung nach ein krankhaft-schmerzliches Verhältnis hatte, was vermutlich so weit ging, dass sie unglaublichweise aus Gehorsam meiner Großmutter gegenüber ihren zweiten Mann geheiratet hat.

Was die Sätze meiner Mutter angeht, hab ich auch eine handvoll in Erinnerung, die sie mir immer gesagt hat – bedauerlicherweise ist das das einzige geblieben, das sich meiner Erinnerung eingeschrieben hat. Einer lautet „Du bist so dünn, dass du noch mal anbrennen wirst“, ein anderer „Du bist so eine Umstandskiste“ (im Sinn von „Du hast zwei linke Hände“).

Ich hoffe, du erschrickst nicht beim Lesen. Ich selber geh mittlerweile „cool“ damit um – nicht weil ich verdrängt hab, sondern vor Jahren schon angefangen hab, mich schreibend mit diesem Kapitel zu beschäftigen, was mir mittlerweile schon eine gewisse Distanz dazu verschafft hat. Nur dass ich vor Jahren noch geglaubt hab, was ich da schreibe, ist Blödsinn (von extremen Schuldgefühlen ganz zu schweigen), während ich jetzt langsam merke, dass es der Wurzel meiner Probleme sehr nahe kommt und mir hilft.

Das „Zauberwort“ heißt vielleicht wirklich Gespräch. Meine Eltern sind einfach nicht wirklich fähig, über ihre Probleme zu sprechen. Sie handeln aber auch nicht. Sie reißen sich nur zusammen und bekommen dafür eine nach der anderen Krankheit, haben Kreislaufprobleme und Hörstürze, die größtenteils psychosomatischer Natur sind.

Ich denk aber auch, in keiner Hinsicht meinen Eltern helfen zu können, so wie auch sie mir nicht helfen können. Ich fürchte einfach, sollte ich es dennoch versuchen, ein akuter Fall von Burn Out zu werden. Deshalb ist das Einzige, das ich von ihnen erwarte, dass sie mich akzeptieren, aber mich in Ruhe lassen mit ihrer Meinung. Wir sprechen verschiedene Sprachen und es gibt kein Übersetzungsprogramm dafür. Ich glaub, aus diesem Nichtsprechenwollen gegenüber meinen Eltern resultieren die schwallartigen Wortanfälle, bei denen ich Leute einfach zutexten kann. Ich will so sehr, dass sie mich verstehen, dass ich denke, ich muss GANZ viel erzählen, damit sie halbwegs kapieren, wo meine Pointe liegt. Dabei reichen oft nur wenige Sätze, um sich verständlich zu machen. Wahrscheinlich muss ich vor allem selbst wissen, was ich will.

Ich hab auch das Gefühl, das das Problem in der Abhängigkeit besteht. Nicht in der Liebe. Ich sag mal so: wenn ich jemand sonst, außer meine Eltern, so lieben würde, dann würde jeder sagen, dass das keine Liebe ist, sondern Abhängigkeit. Die Konsequenz wäre also Loslösen .

Mir fällt gerade ein, dass ich vor kurzem irgendwo gelesen hab, dass die Liebe, die uns als Kind gefehlt hat, wir nie nachträglich bekommen werden. Deshalb können wir nur versuchen, dieses Defizit durch unsere eigene Liebe zu uns selbst auszugleichen. Wahrscheinlich warte ich also immer noch drauf, so von meinen Eltern geliebt zu werden, wie ich es als Kind gebraucht hätte – und komm deshalb innerlich nicht los von ihnen. Na, das könnte doch eine Erklärung sein.

Eltern sind Fahrstühle. Wenn sich das mal nicht rumspricht.

Oh, der Espresso is alle. Mach ich mal nen neuen.

Blick nach draußen: keene Sonne.

Und jetzt reitet auch nicht mehr der Cash hier rum, sondern Daft Punk :) ) :party:

cu

Lostinmusic

PS: Ich hoffe, du hast trotz meines Posts gut geschlafen.

 
ja lost

ich habe gut geschlafen... ehrlich gesagt ist das problem mit meinen eltern ein so ALTES problem, dass mich dieses problem nicht gerade mehr vom hocker reisst :rolleyes: :) )

Original von lostinmusic2(...) „Du bist so dünn, dass du noch mal anbrennen wirst“, ein anderer „Du bist so eine Umstandskiste“ (im Sinn von „Du hast zwei linke Hände“).

Ich hoffe, du erschrickst nicht beim Lesen. (...)
nein, lost, ich bleib ruhig ....*gg*

es kämpft bei mir also weniger die müdigkeit mit der aufregung, sondern es kämpft höchstens die müdigkeit mit dem letzten bisschen interesse für diese "neverending story..."

wobei

ich habe hier im forum so eine AHNUNG bekommen, dass es lohnt, sich auch mal den dingen zu widmen, die einem nicht GROSS und wichtig vorkommen, die kleinen dinge habe ich hier auszugraben versucht. denn es ging mir halt darum, etwas grundlegendes zu ändern... und dass ich mich ändern wollte, dieser wille besteht schon, seitdem ich 13 bin! ;)

es musste also etwas verborgenes sein, das es geschafft hat, sich hier um die 2 jahrzehnte lang vor mir zu "verstecken", und so denke ich: die kleinen dinge sind nicht zu unterschätzen... eventuell sind es eisberg-spitzen... eventuell haben wir die kleinen dinge ja auch schon SO lange in unserer seelenlandschaft, dass wir gar nicht mehr erkennen: 'hey, dieser "berg" ist ein künstlicher "berg"!' wenn wir vor einem problem stehen.

Original von lostinmusic2(...) Nur dass ich vor Jahren noch geglaubt hab, was ich da schreibe, ist Blödsinn (von extremen Schuldgefühlen ganz zu schweigen), während ich jetzt langsam merke, dass es der Wurzel meiner Probleme sehr nahe kommt und mir hilft. (...)
wusstest du, dass die meisten künstlichen berge müllhalden, zumindest aber schuttplätze sind?

so was weiss man, wenn man im flach geschliffenen niedersachsen aufgewachsen ist... ist schon ein bisschen paradox, wenn man sich zum wohlfühlen auf einen berg begibt, der in wahrheit aus müll besteht... so sind die niedersachsen...

:schief:

will sagen:

es lohnt sich, überall mal zu graben... und meine "wünschelruten" sind meine stimmungen... die müssen doch irgendwoher kommen...

du bist ja gestern mit deiner ma auch "schlecht drauf gekommen", übrigens - wie mir scheint - OHNE, dass sie tatsächlich etwas "falsches" gesagt hat, stimmt's? :D

ein satz noch zu der frage, ob es denn nur "kleine" probleme sein mögen oder nicht:

mein therapeut sagte mir (gleich zu beginn unserer therapie): "viele menschen leben mit ihren problemen, sie ändern sie nicht mal, weil sie glauben, das leben sei so, sie können es sich einfach nicht anders vorstellen."

lass uns am vorstellbaren kratzen, vielleicht ist blick gar nicht so schwer auf die wirklichen dinge in unserer seelenlandschaft freizukriegen...

*hier-gibt's-gar-keinen-smilie-mit-ner-schaufel-oder-mit-ner-spitzhacke-ja-unglaublich...*

*nehmen-wir-den-mauer-smilie-schon-wegen-der-deutsch-deutschen-beziehung-aber-auch-weil-ich-vermute-dass-dinge-sich-dauernd-und-schmerzhaft-bemerkbar-machen-und-wir-die-ganze-zeit-voll-dagegen-rennen-und-uns-gegen-sie-wehren-ohne-zu-verstehen-dass-sie-doch-genau-vor-uns-liegen-und-nur-"weggeräumt"-werden-müssten-statt-dessen-schlagen-wir-uns-noch-selber-die-köpfe-an-diesen-dingen-ein*

:mauer:

Original von lostinmusic2(...) Ich glaub, durch meinen Zick-Zack-Kurs werden die Probleme am ehesten adäquat dargestellt. (...)
bis jetzt find ich's nur "zackig", wie du die die dinge darstellst, nicht "zick-zackig", lost... :)

Original von lostinmusic2(...) Meine Schwester sagte gestern, meine Mutter habe so drei Standardsätze auf Lager, die im Grunde ihr ganzes Leben leiten. (...)
uwääh... ;( ich will auch ne schwester - ich will auch geschwister! was für eine wertvolle quelle... und sei es auch nur, um das leid zu teilen...

siehste, in meiner kinderwelt waren meine eltern a und o, sie hatten keine relationen - aber DU hast deinen daddy auch "vergöttert", haste geschrieben... und dich ERHEBLICH beeindrucken lassen von deinen ellies...

:rolleyes:

jedenfalls ist deine schwester cool... diese statements klingen nach bereits großer geleisteter gedanklicher arbeit, und was dabei herausgekommen ist, scheint klug zu sein. ich pflichte dir bei: so jemandem (wie deiner schwester) kann man vermutlich auch vertrauen, wenn man nicht sofort weiss, was sie meint... da blitzt einfach ein großes wissen durch bei den worten, die sie verwendet...

vermute ich jetzt mal

zumal DU nicht leicht zu gängeln bist, mein lieber! du würdest ja niemandem - jedenfalls nicht meinungstechnisch ;) - "hinterherrennen", du bist schon ganz schön reserviert und wartest lieber in deiner eigenen "ecke" ab, ob sich das schauspiel der anderen nicht von selbst erledigt, als dich mit irgendwem groß abzugeben und etwas für DICH anzunehmen oder dich damit überhaupt groß anlegen zu wollen...

du darfst mich gerne fragen, was ich damit konkret meine... vermutlich nur ein gefühl...? naja, es gibt dafür zumindest "indizien", du bist "überführt" monsieur lost aufgrund unverrückbarer indizien... die ich jetzt (erstmal) unterschlage.

thema ist...

Original von lostinmusic2(...) krankhaft-schmerzliches Verhältnis (...)
:) ) das war jetzt fies zitiert, gell?

naja

egal

Original von lostinmusic2(...) Das „Zauberwort“ heißt vielleicht wirklich Gespräch. (...)
au weia! ja, dann "mach mal"... ?( denn, eben:

Original von lostinmusic2(...) Meine Eltern sind einfach nicht wirklich fähig, über ihre Probleme zu sprechen. Sie handeln aber auch nicht. (...)
tolle voraussetzungen für ein intensives ernsthaftes gespräch - oder?

:schief:

Original von lostinmusic2(...) Ich denk aber auch, in keiner Hinsicht meinen Eltern helfen zu können, so wie auch sie mir nicht helfen können.(...)
genau... kann man vergessen. DIE versuche, die ich gestartet hatte, um meine eltern dazu zu bringen, "flagge" zu zeigen und die dinge wenigstens für mich und EINMAL aus der perspektive zu betrachten, die ich schätze und verstehe, sind äußerst gegen die wand gefahren und haben meine mutter GEKRÄNKT! 8o

?( warum, naja... vermutlich, weil sie unsicher ist in der ihr so künstlichen rolle...

erst letztes jahr war meine ma wenigstens nicht mehr gekränkt, na wahnsinn... fehlt jetzt nur noch das GESPRÄCH, denn bisher hab immer nur ICH das gespräch begonnen, es war bisher noch nicht SO das feedback da von ihrer seite...

X(

oder meine wahrnehmung ist - trotz aller versuche - SO anders als ihre, dass ich es einfach nicht richtig ernst nehmen kann, was sie da so von sich zeigt...

die spinnen, die ellies...

;)

Original von lostinmusic2(...) Ich fürchte einfach, sollte ich es dennoch versuchen, ein akuter Fall von Burn Out zu werden. Deshalb ist das Einzige, das ich von ihnen erwarte, dass sie mich akzeptieren, aber mich in Ruhe lassen mit ihrer Meinung. (...)
ähm... DA würd ich vielleicht noch abwarten an deiner stelle, ob der große "eltern-besieger" xoff da vielleicht das eine oder andere aus seinem nähkästchen zu plaudern finden könnte...

und frau zitrone ist ja auch schon durch das eine oder andere tiefe tal gewandelt mit ihren eltern...

bleib lieber noch eine weile unter den "gesunden" und verschieb doch lieber dein burn out noch ein bisschen, lost... ja?

:schmatz:

ausserdem wird vermutlich zwar auch - ausser mir - jetzt nicht gleich jeder vom hocker gerissen werden von unserem eltern-thema, aber VIELLEICHT hat doch noch irgendwer die musse, da was zu zu posten...

:rolleyes:

sag ich mal

morgens um 9 am wochenende... ;)

massen von "eltern-bändigern", erhebet euch aus eurem betten, kommet hervorgekrabbelt und in dieses forum geströmt und sagt uns in losts thread eine bessere lösung oder wie man ein gespräch mit seinen eltern - bitteschön - vernünftig und zielorientiert hinbekommt...

"walle walle manche weile..."

frau sine wieder am beschwören und zaubern, na großartig... :) )

Original von lostinmusic2(...) Ich hab auch das Gefühl, das das Problem in der Abhängigkeit besteht. Nicht in der Liebe. (...)
o.k....

Original von lostinmusic2(...) Die Konsequenz wäre also Loslösen . (...)
oh - "loslösen"? so im sinne von "loslassen" ergo in dem sinne von frau zitronenfrau?

leute leute

was soll das denn - in der hinsicht - nun wieder bedeuten... ?(

Original von lostinmusic2(...) können wir nur versuchen, dieses Defizit durch unsere eigene Liebe zu uns selbst auszugleichen. Wahrscheinlich warte ich also immer noch drauf, so von meinen Eltern geliebt zu werden, wie ich es als Kind gebraucht hätte – und komm deshalb innerlich nicht los von ihnen. Na, das könnte doch eine Erklärung sein. (...)
eiei

ich hör frau zitro im hintergrund durch deine worte...

das MUSS ich jetzt echt mal kapieren, ja, was heisst das denn???

gruß

sine

p.s.: habe gerade mein eigenes posting nochmal "korrektur" gelesen und muss sagen.. ähm.. SO unverständlich ist das letzte zitat mit der selbstliebe eigentlich... muss man vielleicht nur einfach rankommen lassen, dann wirkt es vielleicht doch irgendwie irgendwann.... :]

 
Hi sine,

yo, wie du richtig vermutet hast, war der erwähnte Gedanke wohl von @Zitronenfrau. :) )

Nicht leicht zu gängeln, so so... - Jetzt setz ich gleich mein Pokerface auf 8)

Hui, ich widme mich jetzt erst mal dem "Tagwerk".

Und schwupp, weg isser.

cu

lostinmusic

PS: Danke für dein Post. :] Aber ich brauch jetzt wirklich ne Limo-Pause ;)

 
hi ho

ich wühle ja immer noch nicht gerne in herrn tepperweins wortgerüsten herum, aber zitros gefallen mir mittlerweile sehr...

Original von lostinmusic2Hi sine,

yo, wie du richtig vermutet hast, war der erwähnte Gedanke wohl von @Zitronenfrau. :) )
habe daher gebuddelt und zur erläuterung meiner vermutungen, was frau zitrone wohl zum besten geben würde, das hier gefunden, staube es ein wenig ab und füge es mit einem kleinen atemhauch (zur wiederbelebung und zur erweckung zu neuem leben) hier mal als zitat ein (höhö... :) ):

hier, in meinem thread (yeah :party: ) hat ses schon vor ner ganzen weile auf DEINEN punkt gebracht:

Zum Muttiproblem bringt es depri auf den Punkt:

Zitat:


ich will von meinen eltern eigentlich nur geliebt werden und mal etwas zuneigung erfahren, statt dass sie ständig an mir rum nörgeln.. das zermürbt mich .. echt..


Siehste, sine, wenn du dich selber absolut vollkommen fändest und so lieben und annehmen könntest, wie du bist dann würde es dich nicht mehr nerven, was deine Mutter oder sonstwer von dir denkt.
ach nee, @ depri hatte es angeblich auf den punkt gebracht... ;)

hier ist noch ne coole fundstelle zu meiner frage, die dann auch aufkam, wie das mit dem "loslösen" gemeint ist - allerdings zu dem wort "loslassen" eben leider nur:

(ich glaub: es ist aus vorbei's thread... :rolleyes: ):

bin entzückt 15.04.2004 16:11 Forum: Liebeskummer / Herzschmerzen

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...und zwar schon wieder von dir, sine.

Zitat:


es heißt auch nicht: "ich möchte gerne loslassen".






die einzig funktionierende formulierung deines anliegens ist: "ich lasse los".






so in dem sinne: ist mir egal, hat alles seinen wert, ich hör auf zurückzuschauen und schau jetzt auf mich und nach vorne (oder so ähnlich).


Übrigens sind es nicht etwa die bösen, bösen Umstände, die uns das Leben schwer machen, sondern das machen wir selbst, weil wir den Schlüssel zum Glück nicht in uns, sondern irgendwo draußen suchen.
und hier: ein fundstück von frau zitrone zu der frage, WAS denn da vielleicht "versteckt" ist in unserem seelenleben - vielleicht rede ich doch vom unterbewussten? ja, aber ich wollte mich doch nur mit dem bewussten befassen (*schimpf* X( ):

es ist aus jay's thread "er wollte mir doch nur gratulieren...":

RE: @ hoffnungsloser fall (oder?) 14.04.2004 13:36 Forum: Liebeskummer / Herzschmerzen

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Der Mensch hat immer einen schweigsamen Zuhörer an seiner Seite: das Unterbewusstsein. Wenn du dem ständig irgendwas erzählst, glaubt es das einfach. Das Unterbewusstsein kann nämlich nicht denken. Es macht dich zu dem, was du über dich denkst.
und hey, HIER: ebenfalls aus jay's thread (großartiger thread, yeah...):

13.04.2004 14:06 Forum: Liebeskummer / Herzschmerzen

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Zitat:


Mein Motto wo ihr ja schon x Mal gelesen habt: eine neue Liebe löst die Alte ab..


Wie wär's, wenn die Liebe zu dir selbst die alte Liebe ablösen würde? Wundert mich, dass sine diesen Vorschlag nicht gebracht hat, denn schließlich ist sie gerade voll dabei, es auszuprobieren.
hihi :) )

na gut

dann reicht's mir jetzt erstmal auch mit zitronenlimo hier...

:D

gruß

sine

 
:D Das finde ich ja klasse! Jetzt brauche ich eigentlich gar nichts mehr zu schreiben, steht ja alles schon da!

Aber hier war noch eins:

Original von sine

@ zitronenfrau... bist du sicher, dass man sich nur zu lösen braucht, und schon dreht sich auch die welt meiner ma im gleichklang mit meiner?
Nur lösen? Klingt ja, as wäre das so einfach. Ist aber Fleißarbeit.

Original von lost

Dass sie sagen würde „Ach, und sonst ist nichts weiter passiert?“ Diese Worte hatte sie vor ein paar Wochen schon einmal gesagt und ich war daraufhin ein ganzes Wochenende vollkommen aus der Bahn. Hab mich wie der letzte Müll gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, meine Mutter würde mein ganzes Leben mit diesem Satz in Frage stellen. (...)
Jedes Mal, wenn man das "Müll"-Gefühl kommen sieht, muss man sich immer wieder selbst am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen, mit eigenen positiven Gedanken, die den elterlichen Schmähreden die Wucht rauben. Irgendwann hat das Unterbewusstsein das neue Wohlfühl-trotz-elterlicher-Kritik-Programm kapiert und startet es automatisch in passenden Situationen.

Ein Gleichklang eurer Welten ist damit nicht erreicht, aber ihr steht den gegnerischen Ansichten entspannter gegenüber. Sie treffen und verletzen nicht mehr. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich aus dem neuen entspannteren Auftreten auch irgendwann ein fruchtbares Gespräch?

 
Hi sine,

kein guter Tag heute. ich glaub, die Eltern-Geschichte bringt mich nicht voran. Hab das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Ich möchte eigentlich nur vergessen.

Der Hauptgrund für mein Tief ist aber der Anruf meiner Ex am frühen Vormittag. Sie will sich offenbar mit mir treffen, aber ich habs nicht geschafft, kategorisch abzulehnen. Ich hab eigentlich gar nichts gesagt - mich verhalten wie ein Gegenstand. Der Empfang war saumäßig, weil sie auf der Straße war (laut).

Dabei hab ich mir den Schlamassel selber eingebrockt, weil ich sie Mittwoch angerufen hab, als es mir gerade gut ging und ich mit jemandem reden wollte. :mauer:

Zum Glück hab ich keinen Alkohol im Haus. Mal sehen, wenn ich dann noch nicht zu müde bin, geh ich mit nem guten Freund weg, der sich mit einem befreundeten Paar treffen will. Alleine weggehen trau ich mir heute ganz und gar nicht zu.

cu

Lostinmusic ;(

 
tja

ihr seid euch anscheinend ganz schön einig, ihr beide...

@ zitronenfrau und

@ lost:

darf ich die antwort auf die frage: 'wie wird man elternbändiger' so verstehen, dass es auf meine müll- und schuttberge im zweifel kaum drauf ankommt? ich habe also nichts 'wegzuräumen', ich habe nur den gedanklichen in-sich-schluss nachzuvollziehen, dass mir nie und nimmer im leben irgendetwas fehlt an gefühlen, weil ich in meiner seele alles, was ich jeh entbehrt, gewünscht, gefühlt und bekommen habe SELBST in mir habe und auch dort produziere?

und da wird man auch wirklich nicht senil bei der these?

;)

ich glaub, laaangsaaam find ich die these nicht mehr sooo fernliegend...

:) )

gruß

sine

 
Original von lostinmusic2(...) Hab das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Ich möchte eigentlich nur vergessen. (...)
hallo lost,

nach dem, was ich von dir und frau zitrone zu "loslassen", "loslösen" und "selbstliebe" im konkreten und im allgemeinen die letzte zeit gehört habe, ist "sich im kreise drehen" nicht per se schlecht eigentlich...

:rolleyes:

:)

wie

du gehst heute nicht so gern alleine weg?

hoffentlich färbt das nicht ab auf mich, diese angst vorm alleine-weggehen... müde bin ich auch schon....

:]

wie meine freundin immer wieder so richtig sagt:

das kann ja (h)eiter werden!



in diesem sinne guck ich jetzt, ob es wenigsten theoretisch was cooles nightlife-mässiges hier bei mir geben könnte, bitte um die ecke, damit ich nur aus der haustür und in die disco zu fallen brauche

*dämmer*

gruß

sine

 
dass mir nie und nimmer im leben irgendetwas fehlt an gefühlen, weil ich in meiner seele alles, was ich jeh entbehrt, gewünscht, gefühlt und bekommen habe SELBST in mir habe und auch dort produziere?
ich glaub, laaangsaaam find ich die these nicht mehr sooo fernliegend...
Die These hast du richtig verstanden, aber wieso bringst du sie mit Senilität in Verbindung? Das verstehe ich nicht.

verwirrte Grüße ins brennende Berlin von

zitro

 
Original von Zitronenfrau(...) Die These hast du richtig verstanden, aber wieso bringst du sie mit Senilität in Verbindung? Das verstehe ich nicht.(...)
huhu

war nur ein scherz... und kein allzu guter... vermutlich ertrage ich die last der erkenntnis nicht ohne kleine fluchtversuche...

:schmatz:

sorry

sine

 
Hi sine,

ich will jetzt doch mal zu der von dir angesprochenen Reserviertheit kommen.

Ich glaub, es ist eine gewisse Angst vor Konflikten, die dahinter steckt. Die Angst, mit seiner Meinung völlig abgelehnt werden zu können und keine Kraft oder kein Argument für sich selbst zu haben. Daher ziehe ich mich wohl eher zurück als mich rumzufetzen. Und ich weiß, dass das ein Fehler ist, der für viele Probleme in meinem Leben verantwortlich ist. Wenn ichs dann doch mal tue, habe ich echte probleme, mir nicht als Stinkstiefel vorzukommen. Gestern zum Beispiel war ich abends mit nem Freund und zwei Freundinnen von ihm weggewesen und hab schon nach einer Minute gewusst, dass der Club, wo wir waren, absolut nicht mein Ding war. Zuviel Schickimicki, zu wenig Platz, langweilige Chartmusik. Nach zehn Minuten bin ich alleine gegangen, statt mich herumzuquälen. War dann noch bis halb vier in einem schnuffigen Indie-Club, wo ich sogar mein Sofa-Plätzchen hatte und richtig nett entspannen konnte. Seltsam, wo ich das jetzt so schreibe, denk ich, das war völlig okay, und wenn der Freund damit probleme hat, ist das nicht mein Problem. Aber in der Nacht hab ich eben daran gedacht, ob ich nicht doch etwas spinne, dort einfach abzuhauen.

Naja, sine, du hast wohl mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn von meiner Reserviertheit komm ich zu der Tatsache, dass ich wenig Leute kenne und damit zu Situationen wie gestern, wo ich einfach nicht weiß, wen ich anrufen soll, wenns mir schlecht geht. Ich glaub, richtige Freunde sind da fast nicht dabei. Dabei geht’s mir vielleicht nur so schlecht, weil ich wenig leute kenne. Oder die „Falschen“, wie meine Ex, die im Moment Gift für mein Selbstvertrauen ist, weil sie Gefühle in mir weckt, die ich erst bemerke, wenns zu spät ist, und sie mir deutlich macht, dass sie nur ab und zu mal mit mir quatschen will – weswegen der Therapeut mir ja auch völlige Kontaktsperre verordnet hat. Und dass die nicht hält, hab ich mir selbst zuzuschreiben, weil ich ja mittwochs nicht bei der Ex anrufen hätte müssen. Die Erkenntnis, selbst dafür verantwortlich zu sein, hat mir gestern aber auch geholfen, langsam aus dem Loch rauszukommen, weil ich gesehen hab, dass ich es eben auch selbst in der Hand hab, solche Situationen zu meiden und Situationen zu suchen, die mir eher was bringen (wie der Sofa-Club heut Nacht).

Uff.

Liebe Grüße

Lostinmusic

 
hi lost

ich hab dir schon ein wenig was gepostet zum thema "reserviertheit" in meinem thread.

jetzt, wo ich deine zeilen HIER lese, fällt mir dazu etwas wichtiges ein (juhu) :) .

du schreibst nämlich:

Original von lostinmusic2Hi sine,

ich will jetzt doch mal zu der von dir angesprochenen Reserviertheit kommen.

Ich glaub, es ist eine gewisse Angst vor Konflikten, die dahinter steckt. Die Angst, mit seiner Meinung völlig abgelehnt werden zu können und keine Kraft oder kein Argument für sich selbst zu haben. Daher ziehe ich mich wohl eher zurück als mich rumzufetzen. (...)
dass ich da anders "drauf" bin, haben wir ja gestern schon bemerken dürfen...

darauf kommt es aber gar nicht an, glaube ich. denn mir ist eingefallen, dass die GRÜNDE, weshalb du "konfliktscheu" seist, genau dieselben gründe sind, weshalb ich früher meine arbeit nicht auf reihe bekommen habe - d.h., ich hab sie schon halbwegs hinbekommen, aber bei was für ängsten und bei welcher fast übermenschlicher anstrengung... ich dachte damals: 'das bin einfach nicht ich, das ist einfach nicht meine welt...'

also hatte ich zwar nicht so ein gängiges wort dafür, wie ich mein problem einordne, aber DASS ich ein problem hatte (deins nennst du "konfliktscheu"), das war mir bekannt.

ich hab dann gemerkt - dank der hilfe meines therapeuten - , dass ich einfach nur fürchterlichen respekt - wirklich überdimensionalen respekt! - und fürchterliche achtung vor meine kollegen hatte. mich hatte einfach ALLES beeindruckt, deren büros, deren arbeitsmaterialien (egal wie schei*** sie aussahen oder WAS es im einzelnen war), deren klamotten, und das schlimmste: ALLES, was sie sagten, war für mich eine "gefahr"... machten sie sich denn nun (wieder) lustig über mich, hatten sie hier nicht mit einer gewissen "brillanz" alles alles was ich an ihrer stelle getan und gesagt hätte mit wenigen, geschäftsmännisch aussehenden taten "in den kasten" gekriegt, war nicht selbst ihre angeberei und ihr asoziales verhalten letztlich ein "schlüssel zum erfolg"?

ich konnte mich über nichts, rein gar nichts erheben, auch wenn ich doch zugleich oft dachte, dass die doch alle auch nur mit wasser kochen, dass der eine oder andere kollege vielleicht gar nicht so ein angeber war und vielleicht DOCH irgendwie zu meinen gunsten und nutzen gehandelt hatte in dem einen oder in dem anderen fall...

und WENN ich gemerkt hatte: 'hey, da hast du jetzt von profitiert', dann hab ich mir immer vorgestellt, diesen "sieg" gegen das wissen und wollen meiner kollegen errungen zu haben, immer immer kam ich mir vor wie ein kaninchen auf freiem feld und die kollegen und meine kunden sind alle auf kaninchenjagd...

ich hätte mich SO geschämt für patzer, für stottern, für meine "naivität", die ich ja selbst so empfand (die ich aber eigentlich ganz gut fand und finde...), dass ich einfach völlig, na? genau: völlig

reserviert



geworden war. so kam - dachte ich! - nicht der ganze schei** ungefiltert und ohne die möglichkeit zur gegenwehr an mich ran...

oder?

:nono: nee. ist quatsch, die einstellung. damit potenziert man das problem bloß. hat mir mein therapeut nahegebracht und das erzähle ich nun DIR.

ich hab die fäuste gegen meine kollegen auch nach meinem check, was nicht so ganz normal war bei mir in bezug auf meine arbeit, immer noch in vielen fällen "oben". ich kann sie immer noch nicht leiden, in gewisser weise haben sie immer noch dieselben schwächen und sie nerven mich immer noch.

aber:

sie nerven nur noch. sie üben auf mich keinen druck mehr aus.

und was war geschehen?

weiß ich nicht. kann ich dir nicht sagen. ich hab einfach irgendwann GEGLAUBT, die kollegen SIND gar nicht so feindlich gesonnen.

frau zitrone, wo sind sie?

es war halt mein allererster gedanklicher schritt in richtung: ICH BIN AUCH JEMAND. selbst wenn alle fachliche kritik der welt über mir zusammenbrechen würde, mein gott. das wäre dann halt ein berufliches problem - vielleicht, vielleicht auch nicht (es passieren ja im job die unmöglichsten dinge, heute hopp, morgen top, ach, was soll's). ABER: es beschäftigt mich nur auf DIESER ebene. falls überhaupt, kommt auf die situation drauf an.

ich selbst hingegen - mein gefühl, wer ich bin - wird das überleben. ich weiss, wer ich bin (wobei ich hier im forum noch interessante teilbereiche in mir entdeckt habe, die ich - ehrlich gesagt - sooo genau vorher nicht gekannt hatte). und ich weiss, dass ich mir selber treu bin.

mehr kann ich nicht leisten (und das IST manchmal auch schon eine leistung!), und mehr brauch ich nicht zu leisten.

insbesondere muss ich mich nicht VERSTECKEN! das wäre ja noch schöner! da schwanken die letzten ars**löcher um mich herum, und aus angst vor DEREN kritik versuche ich, möglichst angepasst, still und - wenn ich denn mal aus meinem schneckenhaus heraus MUSS - gegebenenfalls "perfekt" zu sein? ICH? wieso, die anderen sind doch auch nicht perfekt, im gegenteil.

so

und nun zu dir, lost:

würdest du bitte aufhören, das unglück anzuziehen, indem du dich davor versteckst?

komm raus, ich hab's (in meinem job und nun hier im forum) auch versucht mit einem ganz einfachen trick: ich verteidige mich nicht mehr, ich "schütze" mich nicht mehr. ich stell mich aber hin! ich verkriech mich auch nicht!

und so steh ich hier in dem hellen licht, das zitro hier die ganze zeit verströmt...

naja

ein zwei ideen hatte ich auch selber... aber wenn mir hier zitro nicht unter die arme gegriffen hätte, dann hätte ich die richtigen ansätze nicht lange gehalten. ich hätte - gerade auch, weil sie viel arbeit bedeuten - sicher irgendwann wieder eingemottet und mich mit der aussicht, dass irgendwann vielleicht "von alleine" bessere zeiten kommen können, einfach so weitergeschleppt.

mehr weiss ich nicht.

es bleibt dabei: sei mir nicht böse, denn ich mein's nicht böse, was ich dir sage.

und: ärgere dich nicht, dass du aus der "deckung" rauskommst, weil du dann "verletzbar" bist. nur wenn du dich aus deinem loch herauswagst, weiss das unglück nicht mehr so genau, wo du gerade bist und findet dich dann eben nicht mehr so leicht.

;)

gruß

sine

 
Original von sineund: ärgere dich nicht, dass du aus der "deckung" rauskommst, weil du dann "verletzbar" bist. nur wenn du dich aus deinem loch herauswagst, weiss das unglück nicht mehr so genau, wo du gerade bist und findet dich dann eben nicht mehr so leicht.
:) )