S
sine
Guest
hi lost
vielleicht rühr ich hier ein bisschen gewollt in der eltern-sache herum. es interessiert mich, wo da der hase im pfeffer liegt, daher das "gerühre"...
aber ich habe gestern begonnen, das drogen-buch von jörg böckem zu lesen.
in dem buch von böckem schildert der autor autobiografisch, wie er seine kindheit verbracht hat. ich erkannte mich dabei in vielen punkten selbst wieder, herr böckem schildert recht subtil, welche stimmung man so haben konnte als kind und als jugendlicher auf dem dorf (in wessiland).
unter anderem schildert herr böckem auch, dass seine eltern eigentlich sehr o.k. waren zu ihm, dass sie es jedoch (völlig) versäumt hatten, ihm einen blick über den "tellerrand" ihres eigenen seins zu ermöglichen. herr böckem ist dann ja wohl "abgerutscht", naja, so differenziert und subtil, wie er die dinge schildert, wird es wohl an vielen dingen gelegen haben... aber zu seiner mutter schildert er etwas, das mir höchst bekannt vorkommt, und das ich dir vortragen möchte:
er meint, seine mama habe sich immer mühe gegeben mit ihm, aber immer hätte das kind diese mittelstandsfamilie, aus der er stammt, etwas erreichen und bekommen sollen, das die eltern eben für wichtig empfunden haben, was aber eben gar nicht der persönlichkeit des kindes entsprach bzw. was eben nur ein winziger - und letztlich sehr oberflächlich erkannter - teil der psyche von dem jungen herrn böckem war: sie wollten, dass er immer "der beste" ist, und zwar letztlich nicht so sehr um des kindeswohl willens, sondern aus einer eigenen sehnsucht heraus. die mutter wollte, dass ihr sohn es einmal besser hat, vor allem, finanziell, du weisst schon...
ich zitier mal:
"damals erhielt ich einen klar umrissenen auftrag für meinen weiteren weg in der welt. jeder von uns bekommt so einen auftrag in der kindheit von seiner familie erteilt, unausgesprochen meist, aber deswegen nicht minder eindeutig und verbindlich. vor allem auf das älteste kind werden die träume, wünsche, erwartungen und ängste der jungen eltern mit großer kraft projiziert. mein auftrag war simpel - ich sollte möglichst immer unter den besten sein. der perfekte sohn. wie in vielen familien der unteren mittelschicht zu jener zeit fokussierte sich das stetige bemühen meiner eltern um ein besseres, sprich wohlhabenderes und gesellschaftlich respektiertes leben in ihren kindern. 'ihr sollt es einmal besser haben' war ihr lebenscredo, und wie selbstverständlich erwarteten sie, dass wir mit der gleichen aufopferung diesem ziel nachstrebten. aber ich sollte es nicht nur besser haben, ich sollte es vor allem besser machen. schließlich hatte meine mutter auf ihre zukunft verzichtet. also würde sie dafür sorgen, dass ich auf nichts würde verzichten müssen und an ihrer statt all die dinge erreichte, die ausserhalb ihrer möglichkeiten lagen."
auf MEIN verhältnis zu MEINEN eltern trifft diese beschreibung auch zu einem großteil zu.
aus der erwartungshaltung heraus lastete ein druck auf mir, der von meiner ma bis heute aufrechterhalten zu werden versucht wird, teilweise auch eben in so fatalen "nebensätzen" in äußerster deutlichkeit aufscheint, wie zum beipiel vielleicht dem, den deine ma da letztens geäußert hatte:
ich lebe nun jedoch in einer zeit, in der ich mit meinem studium nicht mehr automatisch einen finanziell lukrativen job bekommen konnte. aber auch nicht bekommen wollte! denn: ich BIN einfach anders. in meiner entwicklung ist individualismus gepredigt worden, in der schule auf jeden fall. kunst, literatur, es hatte einen hohen stellenwert, und letztlich habe ICH es nie erlernt, meine "private" seelenlandschaft mit den gesellschaftlichen vorstellungen zumindest annähernd in einklang oder gar übereinstimmung zu bringen.
obwohl... aber eben nicht so, wie meine eltern sich das vorstellten (vorstellen konnten).
für meine eltern hingegen sieht dieser aufwand, sich sich selbst zu widmen, wie flucht vor der großen weiten welt aus, und wenn ich in der "großen weiten welt" etwas auslebe oder erlebe, was nicht in ihre vorstellung gehört, dann ist es ebenfalls nicht wichtig, denn irgendwie sortieren sie in "zielorientiert" und "nicht-zielorientiert".
ich spüre immer noch das (nunmehr verhaltene) urteil meiner mutter, als wäre ich noch kind.
es hemmt mich, dinge anzusprechen (ich tu's dann aber trotzdem).
ist es vielleicht auch irgendwie so etwas, das dich davon abhält, dich mal mit deinem daddy zusammenzusetzen und klar deine befindlichkeit, deine einstellung zu ihm, zu deiner arbeit zu erklären?
ich weiß, dass meine eltern solche gespräche immer als "getändel", als "überflüssig" und regelmäßig als pubertär verstanden haben.
aber
steter tropfen höhlt den stein.
steh doch zu deinen "schwächen", rede doch mit deinem daddy, lass dir nicht den mund verbieten! oder willst du behaupten, nur deine eltern hätten das recht, ein urteil über diese dinge zu äußern?
wenn du willst, natürlich nur. und falls ich dir überhaupt etwas mitteilen konnte mit diesem zitat aus meinem buch von herrn böckem.
:trost:
ich denk an dich
gruß
sine
vielleicht rühr ich hier ein bisschen gewollt in der eltern-sache herum. es interessiert mich, wo da der hase im pfeffer liegt, daher das "gerühre"...
aber ich habe gestern begonnen, das drogen-buch von jörg böckem zu lesen.
in dem buch von böckem schildert der autor autobiografisch, wie er seine kindheit verbracht hat. ich erkannte mich dabei in vielen punkten selbst wieder, herr böckem schildert recht subtil, welche stimmung man so haben konnte als kind und als jugendlicher auf dem dorf (in wessiland).
unter anderem schildert herr böckem auch, dass seine eltern eigentlich sehr o.k. waren zu ihm, dass sie es jedoch (völlig) versäumt hatten, ihm einen blick über den "tellerrand" ihres eigenen seins zu ermöglichen. herr böckem ist dann ja wohl "abgerutscht", naja, so differenziert und subtil, wie er die dinge schildert, wird es wohl an vielen dingen gelegen haben... aber zu seiner mutter schildert er etwas, das mir höchst bekannt vorkommt, und das ich dir vortragen möchte:
er meint, seine mama habe sich immer mühe gegeben mit ihm, aber immer hätte das kind diese mittelstandsfamilie, aus der er stammt, etwas erreichen und bekommen sollen, das die eltern eben für wichtig empfunden haben, was aber eben gar nicht der persönlichkeit des kindes entsprach bzw. was eben nur ein winziger - und letztlich sehr oberflächlich erkannter - teil der psyche von dem jungen herrn böckem war: sie wollten, dass er immer "der beste" ist, und zwar letztlich nicht so sehr um des kindeswohl willens, sondern aus einer eigenen sehnsucht heraus. die mutter wollte, dass ihr sohn es einmal besser hat, vor allem, finanziell, du weisst schon...
ich zitier mal:
"damals erhielt ich einen klar umrissenen auftrag für meinen weiteren weg in der welt. jeder von uns bekommt so einen auftrag in der kindheit von seiner familie erteilt, unausgesprochen meist, aber deswegen nicht minder eindeutig und verbindlich. vor allem auf das älteste kind werden die träume, wünsche, erwartungen und ängste der jungen eltern mit großer kraft projiziert. mein auftrag war simpel - ich sollte möglichst immer unter den besten sein. der perfekte sohn. wie in vielen familien der unteren mittelschicht zu jener zeit fokussierte sich das stetige bemühen meiner eltern um ein besseres, sprich wohlhabenderes und gesellschaftlich respektiertes leben in ihren kindern. 'ihr sollt es einmal besser haben' war ihr lebenscredo, und wie selbstverständlich erwarteten sie, dass wir mit der gleichen aufopferung diesem ziel nachstrebten. aber ich sollte es nicht nur besser haben, ich sollte es vor allem besser machen. schließlich hatte meine mutter auf ihre zukunft verzichtet. also würde sie dafür sorgen, dass ich auf nichts würde verzichten müssen und an ihrer statt all die dinge erreichte, die ausserhalb ihrer möglichkeiten lagen."
auf MEIN verhältnis zu MEINEN eltern trifft diese beschreibung auch zu einem großteil zu.
aus der erwartungshaltung heraus lastete ein druck auf mir, der von meiner ma bis heute aufrechterhalten zu werden versucht wird, teilweise auch eben in so fatalen "nebensätzen" in äußerster deutlichkeit aufscheint, wie zum beipiel vielleicht dem, den deine ma da letztens geäußert hatte:
meine ma... sie könnte auch so etwas äußern. genau in so einem kleinen sätzchen spiegelt sich meine gesamte erziehung wider. und das, was ich mache, passt irgendwie nie richtig in diesen "auftrag"...„Ach, und sonst ist nichts weiter passiert?“
ich lebe nun jedoch in einer zeit, in der ich mit meinem studium nicht mehr automatisch einen finanziell lukrativen job bekommen konnte. aber auch nicht bekommen wollte! denn: ich BIN einfach anders. in meiner entwicklung ist individualismus gepredigt worden, in der schule auf jeden fall. kunst, literatur, es hatte einen hohen stellenwert, und letztlich habe ICH es nie erlernt, meine "private" seelenlandschaft mit den gesellschaftlichen vorstellungen zumindest annähernd in einklang oder gar übereinstimmung zu bringen.
obwohl... aber eben nicht so, wie meine eltern sich das vorstellten (vorstellen konnten).
für meine eltern hingegen sieht dieser aufwand, sich sich selbst zu widmen, wie flucht vor der großen weiten welt aus, und wenn ich in der "großen weiten welt" etwas auslebe oder erlebe, was nicht in ihre vorstellung gehört, dann ist es ebenfalls nicht wichtig, denn irgendwie sortieren sie in "zielorientiert" und "nicht-zielorientiert".
ich spüre immer noch das (nunmehr verhaltene) urteil meiner mutter, als wäre ich noch kind.
es hemmt mich, dinge anzusprechen (ich tu's dann aber trotzdem).
ist es vielleicht auch irgendwie so etwas, das dich davon abhält, dich mal mit deinem daddy zusammenzusetzen und klar deine befindlichkeit, deine einstellung zu ihm, zu deiner arbeit zu erklären?
ich weiß, dass meine eltern solche gespräche immer als "getändel", als "überflüssig" und regelmäßig als pubertär verstanden haben.
aber
steter tropfen höhlt den stein.
steh doch zu deinen "schwächen", rede doch mit deinem daddy, lass dir nicht den mund verbieten! oder willst du behaupten, nur deine eltern hätten das recht, ein urteil über diese dinge zu äußern?
wenn du willst, natürlich nur. und falls ich dir überhaupt etwas mitteilen konnte mit diesem zitat aus meinem buch von herrn böckem.
:trost:
ich denk an dich
gruß
sine