und ich werde im endeffekt die entscheidung treffen, ob ich weiter seine geliebte und vertraute sein möchte, oder ob ich seelenfrieden haben will.
Versteh ich, ist aber bei genauerer Betrachtung romantischer Humbug. Seine Vertraute warst du nie und wirst du immer nur soweit sein, wie er es zulässt und wie es ihm nützt. Indem du dir sagst, dass du die Entscheidung triffst, machst du dir etwas vor, denn du machst sie davon abhängig, wie der Abend verlaufen wird und das ist zu einem guten Teil von ihm abhängig. Glaubst du wirklich, du könntest ihm widerstehen, wenn er Signale der Nähe aussetzt? Sorry, aber soweit bist du noch lange nicht. Folglich wird es so ausgehen, wie er es sich wünscht und forciert. Du wirst es vor dir so hinstellen, als hättest du es entschieden oder noch romantischer: Du wurdest an einem unsichtbaren Band zu ihm hingezogen, unwiderstehlich. Ein Beweis der großen Liebe. Nö: Ein Beweis der Abhängigkeit und Manipulierbarkeit. Die wirklich große Liebe hätte schon längst ihre Erfüllung gefunden.
Ehrlicher wäre es zu sagen: Wenn er mich wieder nimmt, geh ich zurück. Nimmt er mich nicht mehr, versuche ich meinen Seelenfrieden zu finden.
Anna, ich verurteile dich nicht für deine Art zu denken und zu handeln. Es ist eben deine Art und damit eine der Möglichkeiten Mensch zu sein. So wie seine Art eben auch eine der möglichen Facetten ist. Wir tun uns alle leicht damit über Moral oder Konsequenz zu reden und sie von anderen einzufordern, für uns selber ist es da schon schwerer. Und wenn es um die Liebe geht, verrennen wir uns besonders gerne und gründlich. Da kommen dann solche Gedanken wie: Ich will für ihn da sein, ich will es ihm nicht schwer machen, ich will ihn nicht drängen, ich will warten, bis er soweit ist.
Aber gerade in der Liebe gilt: Gerätst du an einen Menschen, der mehr für sich als für dich sorgt, dann sorge du umso mehr für dich. Nur dann ist ein Gleichgewicht hergestellt. Ansonsten sorgen sich nämlich beide nur um einen und wenn der nicht gefestigt ist, nutzt er das schamlos aus, bewusst oder unbewusst.
für immer gebe ich mich mit dem geliebtenstatus aber auf keinen fall zufrieden, soviel steht fest.
Grundfalsch. Es muss heißen: Mit dem Geliebtenstatus gebe ich mich auf keinen Fall zufrieden. Nicht einen Tag länger. Zu sagen 'nicht für immer' bedeutet zu signalisieren, dass man wartet. Und Warten ist Passivität. Und je länger man wartet, umso größer ist die Bereitschaft noch länger zu warten, denn schließlich soll es ja nicht umsonst gewesen sein.
Du bist 32 Jahre alt. Du willst einmal in weißem Brautkleid heiraten, vielleicht eine Familie gründen. Die Zeit, in der zumindest das Zweite möglich ist, ist begrenzt. Versau dein Leben nicht damit auf jemanden zu warten, der dich warten lässt.
Aber gut, ich denke, das musst du alles am eigenen Leibe erfahren, so wie ich es auch erfahren musste und viele von uns hier. Und diejenigen, die am schmerzhaftesten Lernen mussten, raufen sich vermutlich am verzweifeltsten die Haare bei deiner Geschichte. That's life.
LG