ihr lieben.
manchmal ist das leben einfach zu grotesk..........
ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll......
gestern habe ich mich kurzfristig entschlossen, meinen ex-darling an der küste überraschend zu besuchen.
ich hatte nämlich einiges bezüglich dem partnervisum herausgefunden, und es stellte sich raus, dass mein ursprünglicher plan, mit dem ich jetzt wieder nach australien zurück bin, nicht aufgehen würde. also hatte ich nur zwei möglichkeiten:
nach deutschland zurückgehen und aufgeben oder ihn kontaktieren und um seine hilfe bitten.
also mit dem zug eine stunde an die küste runter gefahren und zur alten wohnung gelaufen. dort traf ich auf seinen mitbewohner mit dem ich mich unterhielt.
irgendwann kam er selbst rein... er hatte mich (natürlich) absolut nicht erwartet, wurde bleich.
nach ca. 5minuten gingen wir dann raus und unternahmen einen spaziergang....
wir redeten für drei stunden....
wir redeten über so viel.... ich kann gar nicht alles aufschreiben.
ich faltete ihn zusammen, schilderte ihm die situation, in der sich meine familie und ich befand durch seine taten.... dass meine eltern, meine schwester ruiniert sind, weil sie ihr geld für uns geopfert haben.
er erzählte mir, dass er heute das erste mal wieder essen einkaufen war seit 5 wochen....
dass er niemanden aus seiner familie gehabt hatte, der ihm helfen wollte, uns das fluggeld zurückzuzahlen, dass er uns schuldete, außer seinem vater, der aber bankrupt gegangen war... er selbst ist mit tausenden von dollarn verschuldet und die kreditkartenzinssätze hier in australien sind horrend.
er sagte, dass er der einwanderungsbehörde einen brief geschrieben hatte, vor einer woche, indem er ihr mitteilte, dass unsere beziehung beendet sei....
jetzt bleibt mir keine wahl, als das land zu verlassen.
kein wunder, dass er überrascht war, dass ich hier auftauchte.
er hat meine letzte chance zerstört. kaputt gemacht, einfach so, ohne mir davon zu erzählen.
mein traum, mein leben, er hat mir die letzte chance genommen....
und warum? aus rein egoistischen gründen.
erstens meinte er, habe ich keinen kontakt zu ihm gehalten, während ich ihn deutschland war.
hallo???? er hätte mir jederzeit eine email schreiben können. und ja, ich hatte ihn aus facebook und skype rausgehauen, aber mein fb-profil hab ich zb. von privat auf öffentlich gestellt, damit er sehen kann, was bei mir passiert.
und der grund, warum ich keinen kontakt wollte, war offensichtlich:
ich wollte mich schützen, nicht weiter von ihm verletzt werden, nichts darüber hören, wie glücklich er vielleicht ist. abstand nehmen, weiter gehen.
ich wollte ihm nicht jahrelang hinterher rennen, wie dem anderen australier vor 4 jahren.
und zudem sollte es ihm raum geben, sein leben zu verändern.
was macht er stattdessen? sich verkriechen... sein zimmer nutzt er kaum, nur das bett zum schlafen... hat vieles weggeschmissen und weggegeben. er versinkt in letargie vor lauter trauer, wie ich gestern rausfand. er fühlt sich allein. er sagt, dass er keine beziehung führen kann, solange er nicht rausfindet, warum er nicht reden und kommunizieren/streiten kann. das wäre auch der grund für unser beziehungsende gewesen.
nichts kam von ihm oder seine familie auf unsere emails in den letzten wochen, die meine familie ihm und seiner familie bezüglich des geldes geschickt hatte. und warum? weil jemand (weiß nicht wer, ob es sein vater oder wer war) gesagt hatte, dass er nicht anworten solle, denn wir wären ja eine unvorhersehbare sorte von menschen..... mir fehlten die worte. er war also voller angst gewesen, genau wie ich mir gedacht hatte...
mit der anderen, die er kennengelernt hätte, ist nichts weiter gewesen und geworden. es war nur internetkommunikation und er gab selbst zu, dass sie zur ablenkung galt, weil er vor den problemen weggerannt ist, genau wie ich vermutet hatte. es tat ein wenig gut, das zu hören. und er war für sie auch nur ein mittel zum zweck.
jedenfalls hab ich ihm eine halbstündige rede gehalten, dass er das leben mal anpacken soll... dass er so viele chancen und möglichkeiten hat, sein leben zu verbessern, von denen ich nur träumen kann... dass er nur seinen arsch hochkriegen muss und anfangen muss, etwas zu tun.
ich hab alles rausgelassen - ihn beschimpft, geheult, ihn angeschrien....
hätte ihn am liebsten fast wirklich eine gescheuert.
im dunkeln sah ich seinen gesichtsausdruck kaum.
doch jetzt kommt das groteske:
irgendwann, wenn ich nicht mehr weinen konnte, wollte ich ihn umarmen. und tat das auch.
ich liebe diesen kerl noch immer, den menschen, der mir am meisten weh getan hat und meinen traum und so vieles in meinem leben und im leben meiner familie zerstört hat.
er war derjenige, bei dem ich mich immer richtig fallen lassen konnte, mehr als bei meiner familie oder freunden.
es tat so gut... ihn wieder zu spüren, seine wunderbar weiche haut zu fühlen, leicht seine brust zu streicheln, ihn fest zu drücken, und er drückte mich fest zurück. eng umschlungen saßen wir im dunkeln auf der bank.
ein leises 'sorry' war alles was ich bekam. für alles was er mir und meinen liebsten angetan hatte.
und doch akzeptierte ich es... ich verzieh ihm sofort in meinem herzen.
ein mensch allein ist nie schuld an einer situation. ich bin genauso 'schuldig' wie er... ich hatte mich auf eine beziehung mit ihm eingelassen. sicher, unwissentlich, dass er mich von anfang an angelogen hatte. ich sagte ihm auch, hätte ich gewusst, was er seiner exfreundin angetan hatte, wäre ich nie eine beziehung mit ihm eingegangen.
doch ich hatte mich für ihn und ein leben mit ihm entschieden, und das sind nun die konsequenzen dieser entscheidung.
ich weiß nicht woher ich das geld für einen rückflug nehmen soll, denn es war nicht geplant, so zeitig nach deutschland zurückkehren zu müssen.
ich weiß nicht mal, wo ich die nächste miete hernehmen soll, die ich noch vor meinem abflug bezahlen muss...
ich verschwende 3000 euro, um wieder hierher zu kommen und nun wieder zurück gehen zu müssen.
und doch... hat es wohl einen sinn gehabt. es sind erfahrungen für's leben. es ist das leben selbst.
ich weiß nun, was mein weg ist, auch wenn er absolut nicht das ist, was ich will, ich muss ihn gehen und werde ihn auch gehen.
ich wollte nie studieren, nun muss ich es. es ist meine einzige chance, eines tages wieder dauerhaft nach australien zu kommen. denn mit den enstprechenden qualifikation kann ich mich für ein skilled visum bewerben, denn es gibt immer jobs, die in australien gebraucht werden, dafür gibt es eine spezielle liste von berufen. und wenn man einmal dieses visum hat, dann kann man für immer hier bleiben, ohn von jemanden abhängig zu sein.
allerdings werden die auswahlkriterien für die visa von jahr zu jahr strenger...
ich werde jetzt also studieren müssen, meine eigenen schulden begleichen und die meiner eltern zurückzahlen müssen, die tausende von dollarn teure gebühr für das visum und das geld für den flug ansparen müssen und dann kann ich in vielleicht 4-5 jahren endlich wieder nach australien zurückkommen... vielleicht.
so hatte ich mir meinen weg nie vorgestellt, doch was bleibt mir übrig?
zu jammern oder es anzugehen. und genau letzteres werde ich tun.
auch wenn jetzt schon wieder ein haufen stress und probleme und verzweifelnde situationen auf mich zukommen.
aber aufgeben gilt nicht. niemals.
auch wenn mir mein traum, den ich schon lebte, aus der hand gerissen wurde und komplett zerstört wurde, so vergeht und 'stirbt' er doch nie.
und solange ich kraft habe, aufzustehen, werde ich weitergehen. egal wie der weg aussieht, das ziel wird nie aus den augen verloren.
....
ich sagte zum ihm, den nächsten brief, den er schreibt, soll nicht an eine behörde gehen, sondern an mich.
und er soll mich eines tages in deutschland besuchen.
er nickte zu beidem.
ich kann noch keine freundschaft mit ihm haben, über's internet. briefe schreiben ist etwas anderes. ich habe gemerkt, dass ich ihn doch nicht komplett verlieren will.
ich wünsche mir so sehr für ihn, dass er einen weg findet, sein problem zu lösen, und lernt, zu reden. in einer beziehung, mit seiner familie, mit jedem. seine vergangenheit zu überwinden.
ich sagte zu ihm, er sei nicht der einzige, der solche probleme hat (wie ich dank des forums weiß), dass niemand ein perfektes leben hat. dass er durch seine angst mein glück und mein vertrauen in eine beziehung und in andere männer für sehr lange zeit gebrochen hat. doch dass ich es nicht wie er dazu kommen lassen werde, dass ich meinem eigenen glück im weg stehe.
ich mag vielleicht nicht so super verantwortung für andere übernehmen können wie er, aber dafür übernehme ich verantwortung für mich, was er absolut nicht tut.
und ich sagte ihm, er sei nie allein - und er zerbrach fast - ich würde immer an ihn denken und für ihn da sein. dass ich an ihn glaube, auch wenn er es nicht tut (was genau sein problem ist, er weiß es nur noch nicht). er war fast vorm heulen, riss sich allerdings stark zusammen.
ich weiß ja wirklich nicht viel, aber von dem wenigen was er erzählte, sah es sehr danach aus, dass durch die trennung ihn viele seiner freund und familie anders behandeln als vorher.
ich sagte ihm, seine freunde und familie lieben ihn sicher nicht weniger als meine familie und freunde mich lieben. doch ich rede mit meiner familie, ich bin offen zu ihnen, und deshalb vertrauen sie mir und helfen mir.
er sagt, er will unbedingt lernen, offen zu reden, über probleme und lebensentscheidende sachen.
er hätte mich oft nicht so behandelt, wie ich es verdient hätte, er will 'besser' werden. er will nicht jemanden finden, die genauso probleme hat wie er, oder mit der er sich wortlos versteht. er will lernen, zu kommunizieren.
dies alles erzählten wir uns... während wir immer noch umschlungen durch die nacht liefen, weil es furchtbar kalt geworden war. wir verfielen sogar ein wenig in unsere kosesprache zurück. irgendwann brachte ich ihn zum lächeln.
wieder in der wohnung angekommen, sprachen wir noch über kleinigkeiten, und er bot mir etwas von seinem wenigen essen an, weil ich so hungrig war.
dann fuhr er mich eine weile durch die gegend, weil der zug erst eine stunde später abfuhr und ich nicht in der kälte stehen wollte...
er sagte mir, dass er den CD spieler im auto repariert hätte.. es wäre das einzige, was er 'getan' hätte in den letzten wochen... das einzig gute und nützliche...
es fühlte sich alles wieder 'richtig' an. ich hatte keine angst mehr vor ihm, keine wut, keine verachtung, kein mitleid. mit enya-musik fuhren wir durch die dunkelheit... wie früher... und doch war es nicht wie früher. es war, wie als wären wir zusammen wieder ein stück vorwärts gegangen. jeder für sich und doch gemeinsam.
wir hielten sogar hände, er streichelte mein gesicht. ich erwähnte alte erinnerungen, lachte. sagte ihm, dass ich nicht nach deutschland will, dass sich alle freuen werden, meine familie, meine freunde, meine schwester, wenn ich wieder zurückkommen und dort bleiben werde... alle außer ich. ich will hier bleiben. an der küste. bei ihm. er drückte nur meine hand.
vor der zugstation umarmten wir uns ewig.. und dann küsste ich ihn einfach auf den mund...
der zug pfiff und ich rannte die treppenstufen runter, sprang in den zug und presste mein gesicht gegen die scheiben, um einen letzten blick auf ihn zu erhaschen. ich machte ihm ein zeichen, dass er mich anrufen soll, was er sofort tat.. ich hatte seine handy nummer nicht mehr, weil gelöscht.
der zug fuhr ab, wir winkten uns bis er aus dem blickfeld verschwand.
den rest der zugfahrt musste ich darum kämpfen nicht einzuschlafen.
die ganzen tage seit ich wieder in australien bin wache ich nämlich jeden morgen punkt 6uhr auf und werde totmüde um genau 21uhr.
er hatte mir gesagt mir, dass das genau die zeiten seien, wenn er aufwacht und ins bett geht...
schon wieder grotesk...
und jetzt?
jetzt halte ich mich wieder von ihm fern, denn ich muss mich um mein leben kümmern.
doch ich habe die leise hoffnung, dass er endlich verstanden hat, was er mir angetan hat, dass er es wirklich bereut - UND: dass er aus seiner letargie und selbstmitleid erwacht und stattdessen anfängt, sein leben zu ändern.
ich werde es hoffentlich irgendwann erfahren, in seinen briefen. und vielleicht kommt er wirklich eines tages nach deutschland. ich freue mich auf den neuen menschen, der er vielleicht eines tages wird. das wünsche ich mir so sehr. genauso wie ich ein anderer mensch werde, in den nächsten jahren.
ich bin glücklich, dass er wieder in meinem leben ist, auch wenn ich abstand halten werde, damit ich mir nicht selber schade. ich mache mir auch keine hoffnungen. denn ich weiß, dass wir uns wiedergefunden haben, und es ist aus einem grund geschehen, auch wenn ich nicht weiß, welcher grund das ist, und wohin es uns führen wird.
auf der autofahrt sah ich ein straßenschild, welches anzeigte:
END
START
ein ende ist immer gleichzeitig wieder ein anfang. das leben ist wirklich eine schachtel voller pralinen und man weiß nie was man bekommt.
alles liebe von eurer
heartflower
die schon wieder vom leben umgehauen wurde, und doch immer und immer wieder aufsteht.