Original von xoff(...)
Mit der zeit merkte ich, dass ich mir mein Selbstvertrauen auch ohne seiin Mitwirken mit den selben Mustern raubte, extrem hohe Ansprüche an mich stellte und nie zufrieden war.
(...)
hmhm.
:]
ich selbst glaube einfach in jeder hinsicht, kein maß zu haben. auch arbeitsmäßig hatte ich enorme anforderungen an mich gestellt, obwohl ich selbständig bin und niemanden habe, der mich maßregeln oder überhaupt begutachten KÖNNTE.
mein therapeut und ich messen den stand meines selbstbewußtseins immer daran, ob ich meine rechnungen regelmäßig schreibe oder ob ich - wie in den ersten jahren meiner tätigkeit - "irgendwie" keine lust zum rechnungen schreiben habe.
er meint, ich könnte kein lob für meine arbeit ertragen.
und in privater hinsicht sagt er, ich könnte nicht glauben, wenn mir etwas gutes passiert.
natürlich kann ich schon dinge annehmen. aber tatsächlich oft erst beim zweiten versuch, und im geschäftsleben ist dann schon der "zug abgefahren". aber ich konnte und konnte mich nicht überwinden, für diese anfänger-versuche geld zu nehmen.
soo im keller ist mein selbstbewußtsein!
ich erfahre auf der anderen seite oft sehr stürmische zusprache, hier im forum habe ich den eindruck, solche zusprache auch geerntet zu haben mit manchen beiträgen.
ich genieße diese lieben worte, mittlerweile glaub ich sogar, dass sie ernst gemeint sind (sonst - früher - dachte ich, dass ich vielleicht besonders witzig bin, aber sicher nicht ernstzunehmend).
mein selbstbewußtsein ist enorm gestiegen mit meiner berufstätigkeit. das wirkt sich auch im privaten aus, ich bin sehr verändert. dort hat sich auch der zweifel, keine sehr gute arbeit zu leisten, in luft aufgelöst. interessanterweise aber erst, nachdem ich meine scheu vor meinen kollegen verloren hatte und erst nach mehreren jahren berufstätigkeit.
noch immer bin ich zu feige, um mich auf einen angestellten-job zu bewerben.
aber DIESER monat ist bei mir deadline! da muss ich mich wieder um einen nebenjob bemühen, und das ist der erste schritt in ein angestellten-verhältnis!
naja "muss".... müssen muss ich gar nichts.
aber ich selbst stelle mir meine zukunft so vor (vorab mit einem nebenjob, dann mit einer zusatz-ausbildung), also muss ich auch dafür kämpfen, vor allem jedoch gegen meinen inneren schweinehund.
diese "maßlosigkeit" ist ja sicher kein typisches zeichen für einen minderwertigkeitskomplex. aber für mich ist sie aus der absolut ungerechten beurteilung meiner mutter entstanden, wieviel und wie gute arbeit ich leiste, ob ich es wert bin, freunde zu haben oder nicht...
meine kindheit war wirklich grausam (sag ich mal so). mein vater war pastor, ich war das einzige kind und meine mutter sagte mir - die von den schulkameraden gemieden und gehänselt wurde -: "naja, so wie du dich gibst, findest du nie freunde". oder zu meiner schularbeit auch kontraproduktives.
sie selbst vergaß diese dinge und unterstellte mir, wenn ich sie dafür kritisierte (ab dem 14. lebensjahr HABE ich ihr alles ins gesicht gesagt und tue es heute noch!), dass ich mir das nur einbilden würde. oder sie würde es nur gut meinen. jedenfalls hatte SIE nie vor augen, wovon ich redete! sie vergaß es einfach wieder.
so geht es eigentlich bis heute: ich sage: mama, das würde ich nie so machen... und wenn wir etwas gemeinsam unternehmen, dann muss ich mich tatsächlich noch immer ewig wiederholen und immer, immer meine grenzen herausbrüllen, denn sie hört mir einfach nicht zu und sie merkt sich auch NICHTS.
ich versuche das mittlerweile zu leisten mit einer stoischen haltung wie die (ebenfalls schwierige) erziehung meines dackels.
nein, pfui, mama, denkst du das wirklich, ich finde, das kann man auch soundso sehen, und nein, man sagt nicht "neger", mama, und quatsch, der stinkt nicht, und mama, das ist MEINE wohnung und ich möchte sie mir gerne selber einrichten.
tja
ist nicht wirklich der große wurf, das verhältnis zu meiner ma.
rebellion... hm.
ich habe ÜBERALL ein bißchen rebelliert, bei meinen eltern auch.
den durchbruch nr. 1 hab ich im nicht mehr ganz so zarten alter von 26 jahren mit meinem wegzu nach berlin erreicht. der zweite durchbruch gelang mir mit der tatsache, dass ich mich selbständig gemacht habe (o-ton mama: "das hätte ich dir NIE zugetraut, und dass du das schon so lange durchhältst..."). der dritte durchbruch war die wohngemeinschaft, aus der ich zuletzt (im dezember 03) erst wieder ausgezogen bin (ich hatte - allerdings vorher schon - dreadlocks und wohnte nun mit reizenden lesbischen und heterosexuellen frauen zusammen, in manchmal lauter gesellschaft von zumeist polnischen punks und in dreck und hundescheisse watend).
jetzt, dieses jahr, hab ich mir mein leben neu zurecht gelegt. die haare ab, die wg weg, meinen job allerdings hätte ich auch fast aufgegeben (ups)... und meine ma, die sonst an oberflächlichkeit meinem empfinden nach schwer zu überbieten ist, hat nur einmal ganz vorsichtig gesagt, dass meine neue frisur aber "gut" aussehen würde.
noch vor kurzer zeit hätte sie "na endlich!" gerufen und gleich mal einen stapel erniedrigende kommentare über meine wohnform abgelassen und mich als pubertäres verwöhntes ding abgetan.
und es war echt. meine mutter hat sich nicht zurückgehalten. ich glaube, sie kennt das wort "zurückhaltung" gar nicht in seinem sinngehalt und ist jedenfalls völlig unfähig, sich zu beherrschen oder gar zu verstellen.
sie HAT mich anerkannt, sie hat mich auch in meiner schmach nach der trennung von kandidat nr. 1 "geehrt", zu mir gehalten (!), mir ohne mir wie üblich die nerven zu brei zu trampeln bei der einrichtung der wohnung geholfen.
und nun, drei monate später - nach diesem riesenstreß mit kandidat nr. 1 - erzählt sie mir etwas und nimmt sogar noch meine ratschläge entgegen (ja, xoff: genau das fand ich dann endgültig nicht zu glauben!); das ist das ERSTE gespräch auf EINER gemeinsamen ebene.
und dann träum ich, ich würde sie erwürgen...
tststs dieses unterbewußtsein...
)
danke xoff
du hast mir die verbindung zwischen problemen mit den eltern und selbstwert-zweifeln gezeigt.
:schmatz:
gruß sine