Seb, sicher ist es nicht lustig, wenn ein Bordi-Ex weiterhin versucht, einen zu manipulieren, zu demütigen oder einem eventuell sogar droht. Aber ich kann mir vorstellen, dass man sich als Partner – wenn man denn endlich auch den Grund (= Persönlichkeitsstörung) für dieses Verhalten erkannt hat – durch dieses Bordi-Verhalten nach der Trennung eher lösen kann, als in meinem Fall, in dem er komplett aus meinem Leben verschwunden ist und mich mit so vielen Fragen zurück ließ.
Das Ende kam so überraschend. Mit abgrundtiefem Hass und mit Worten, die ich KEINEM MENSCHEN dieser Welt jemals sagen würde. Was mit mir danach passierte, hat ihn einen feuchten Dreck interessiert.
Es war wirklich ein Supergau. Ich ging durch die Hölle. Aber ich habe mich wieder aufgerappelt. Und angefangen nachzudenken. Ich habe Puzzleteilchen seines Verhaltens in und nach der Beziehung zu einem Ganzen zusammen gefügt, und heute weiß ich, wie krank er ist.
BPS ist eine Krankheit. Das ist der Punkt. Kann ich einen Kranken verurteilen, weil er krank ist? Oder hätte ich wissen müssen, wie ich ihm hätte helfen können?
Borderliner stossen diejenigen ab, zu denen sie am meisten Verbindung suchen. Wenn sie provozieren, dann erwarten sie eine Reaktion. Und ich habe reagiert. Zunächst mit Betteln, Weinen und Flehen… (mein Gott, was hab ich mich zum Affen gemacht!)
Danach bin ich den langen, einsamen Weg der Verzweiflung, mit allem was dazu gehört, alleine gegangen, ohne mich wieder bei ihm zu melden. Das ist inzwischen 3 Monate her.
Was aber erwartete er? Heute bin ich mir sicher, dass er erwartet hat, dass ich ihm trotz seines unmöglichen Verhaltens weiterhin meine Liebe zeige. Ich hätte zu ihm fahren sollen, ihn in den Arm nehmen müssen, wie ein kleines, trotziges Kind, bis eben die Trotzphase vorüber gewesen wäre… dann hätte er vielleicht wenigstens im Ansatz mal erkannt, dass ich ihn wirklich liebe, egal, was er tu t. Ich habe es ihm oft gesagt, dass ich ihn liebe, aber als er es darauf anlegte, habe ich es ihm nicht mehr zeigen können.
Stattdessen habe ich mich so verhalten, wie er es von allen in seinem bisherigen Leben gewohnt war: ich habe mich gegen seine Abwertungen gewehrt, habe zunächst wie eine Ertrinkende verbal um mich geschlagen und schließlich bin ich gegangen. Zu diesem Zeitpunkt war ich so verletzt, dass ich handlungsunfähig war… Ich habe nicht um diese Beziehung gekämpft, weil ich nicht mehr konnte. Ich kannte ja den großen Zusammenhang nicht, sondern habe nur sein aktuelles Verhalten gesehen und bin daran verzweifelt.
Über Borderline wusste ich so gut wie gar nichts. Inzwischen weiß ich, behaupte ich jetzt mal, sehr viel darüber.
Da wird der Ex-Partner aus irgendeinem Grund, den der Bordi sicher auch herbeigeführt hat – in meinem Fall, als ich mich mal etwas weniger um ihn kümmern konnte, es war mir langsam zu anstrengend, ihn immer in den Mittelpunkt zu stellen - beschimpft und erniedrigt. Er ist ein Miststück, ein böser Mensch, der laut Bordi auch noch an allem Schuld hat. Natürlich ist es danach einfacher, Wut auf den Borderliner zu haben. Man fragt sich, warum passiert das alles? Warum wird man so schlecht behandelt? Man hat doch wirklich alles für diese Beziehung getan, brauchte doch nur eine kleine Verschnaufpause – und dann das! … also her mit der Wut!
Diese Wut wollte sich bei mir aber nie so richtig einstellen, weil ich tief drinnen spüre, dass sein Verhalten nicht seinem wahren Charakter entspricht. Ich habe ihn auch anders kennen gelernt. Als zuverlässigen und zärtlichen Menschen. Also habe ich mich informiert. Bücher gelesen, Foren besucht, mit Angehörigen und Borderlinern gechattet.
Das Ergebnis ist immer dasselbe: Ein Bordi behandelt den Partner in der Abwertungsphase schlecht, weil dieser sein Herz berührt hat und er unvorstellbare Angst hat, diese Liebe zuzulassen, weil er sie ja dann wieder verlieren könnte… so, wie er als Kind alles verloren hat bzw. nie etwas bekommen hat. Also provoziert er den Partner, bis dieser nicht mehr kann und geht. Dann stellen sich beim Bordi wieder die Gefühle ein, die er kennt und mit denen er umgehen kann: Er wird wieder mal verlassen, es war eben doch alles nur Lüge, seht ihr, ihr seid doch alle gleich…eben nach dem Motto: „Hab ich’s doch gewusst!“
Da er aber borderlinebedingt weder Nähe noch Alleinsein ertragen kann, muss gleich der/die Nächste gesucht werden…. The game must go on. Bis zum nächsten Supergau oder aber bis er endlich einen Partner findet, der die Kraft hat, ihn in die Arme zu nehmen, wenn er wieder seine Ängste hat und wenn er wieder so handelt, wie es ihm diese verdammte Krankheit aufzwingt.
Iratlos, inwieweit kann man einen Borderliner für sein Tun verantwortlich machen?
Du sagst auch, er kann nichts dafür. Er ist krank. Warum also ein rigoroser Cut? Weg mit ihm, er muss aus dem Herzen, aus dem Kopf, aus dem Leben ..… Wenn man aber hinter die Fassade schaut, muss man doch letztendlich erkennen, wie hilflos er doch ist und dass ALLES, was er anderen antut, nur ein verzweifelter Schrei nach Liebe und Sicherheit ist.
Das ist der Punkt, an dem ich nach 3 Monaten angekommen bin. Ich würde gerne wissen, wie es ihm geht. Aber ich habe verdammt nochmal nicht den Mut, ihn anzurufen.
Es könnte ja auch alles ganz anders sein, vielleicht habe ich mir das Alles ja auch nur so zurechtgelegt, um wenigsten irgendeine Erklärung zu haben…. und dann würde ich mich nur wieder zum Affen machen, wenn ich ihn anrufen würde.
Gruss,
eine nachdenkliche thinking