Hallo alle zusammen,
ich bin froh, dass ich dieses Thema hier gefunden habe. Und war sofort berührt von der Einleitung von iratlos, hab geheult, weil das genau meine Gefühle sind, die da beschrieben werden. Weils mir auch so gegangen ist. Obwohl ich nicht weiß, ob ich einen BL-Partner hatte oder es einfach nur etwas anderes ist, was da vorgegangen ist. Es ist eigentlich auch egal, wie man "es" nennt, Fakt sind eben die Fakten.
Ich habe iratlos' Vorschlag verfolgt, nach Manipulationen zu suchen in den Mails und SMS, die ich noch habe. Aber ich weiß teilweise nicht, wie ich Manipulation von ernst gemeinten Aussagen unterscheiden soll.
Ich möchte einfach mal meine Geschichte schildern und hoffe, es wird nicht zu lang. Und ich hoffe, dass sich vielleicht jemand mit mir austauschen mag, denn ich bin jetzt nach dem Ende sehr verwirrt und kann momentan nichts mehr einschätzen. Bei mir wechselt es zwischen Heulen und rationalem Erkennen, dass ich vielleicht doch an einen Menschen geraten bin, der mich mal eben so wegschmeissen kann. Und das will ich nicht für mich.
Ich habe vor bald 5 Monaten einen Mann kennengelernt, den ich vorher bereits als guten Bekannten meiner besten Freundin flüchtig kannte. Wir haben uns sehr langsam kennengelernt, sind spazierengegangen, haben uns unterhalten und dann darüber gesprochen, dass wir uns mögen. Er hat dann den Kontakt gesucht, hat mich angeschrieben über Mail, hat mir mitgeteilt, wie schön er die Gespräche mit mir findet und über die Zeit ist mehr daraus geworden, mehr Kennenlernen, dann Verlieben, dann auch schon Liebe. Alles vorsichtig und respektvoll.
Nach einigen Wochen habe ich gespürt, dass er sehr empfindlich ist, alles als gegen sich gerichtet versteht. Aus jeder Mücke einen Elefanten gemacht hat. Dass es in jedem Streit-Nachverarbeitungsgespräch erst mal um seine Gefühle ging. Er hat nach jedem Streit die Beziehung entweder beendet oder existentiell werden lassen. Ich muss dazu sagen, dass ich jemand bin, der sehr reflektiert ist, ich grundsätzlich darüber nachdenke, welche Anteile ich habe. Meine Anteile bestanden aber nur aus rein menschlichem Verhalten. Ich habe mit Streit nie angefangen. Bin nicht laut geworden. Streit war immer etwas, was in Ordnung war und es waren auch nicht viele. Die Gründe waren immer nichtig, zu Streit ist es dann gekommen, weil er das, was ich sagte, nur gegen sich verwendet hat. Wenn ich das dann aufklären wollte, sagen wollte, dass ich etwas so gar nicht gemeint hatte, hieß es "Ja, du kannst immer nur Wenn und Aber sagen, oder du drehst was herum oder du blockst ab und dann bist du aus dem Schneider und ich habe Schuld". Habe ihm mehrfach gesagt, dass die "Schuldfrage" in einer Beziehung für mich nicht existiert. Aber dass es um Verantwortung für eigenes Handeln und eigene Worte gehe.
Dachte damals, wir müssten uns mit unseren menschlichen
E I G E N arten erstmal kennenlernen. Mir war immer wichtig, ihn mit seiner Empfindlichkeit auch wahrzunehmen. Ich aber durfte über Dinge, die ich merkwürdig fand, nie wirklich sprechen. Da hat er schnell abgeblockt. In den Gesprächen nach den Streitereien ging es immer nur um ihn, seine Gefühle, die er wahrgenommen haben möchte. Ich hatte oft das Gefühl, ein Kind da stehen zu sehen, dass nach Liebe schreit. Um meine Gefühle ging es aber scheinbar nie.
Jetzt ist es so, dass er sich nach dem letzten Streit 4 Tage in Klausur begeben hat. Ich konnte ihn nicht erreichen, habe ihm aber auf seine Mailbox gesprochen, wie wichtig er für mich ist. Am 5. Tag folgte eine etwas zerknirscht klingende Aussage, dass sein Rückzug nicht richtig war. Am 6. und 7. Tag hörte ich von ihm nichts, ich konnte ihn nicht erreichen. Am 8. Tag ging er dann kalt ans Telefon und stellte sofort die Beziehung in Frage. Auf mein "Warum" folgten "Grundsätzlichkeiten", die alle nur in meiner Person lagen. Ich ginge immer in die Opposition, etc. (Hierzu: Ich bin erst dann in die Opposition gegangen, wenn ich mich in die Enge getrieben gefühlt habe. Mir ist es leider nicht IMMER gelungen auf die Meta-Ebene zu gehen und dann zu sagen: Ich fühle mich verletzt. Und das macht mir jetzt auch Schuldgefühle. Die Opposition bei mir waren aber nie Vorwürfe, keine Anschuldigungen, sondern ein "Aber das war nicht so gemeint", "Ich habe so reagiert, weil ich mich unter Druck gesetzt fühle".)
Parallel zu den "Grundsätzlichkeiten", dem, was mit mir alles nicht stimmte, einige Minuten später konnte er mir aber sagen, dass er mich liebt. Ich hatte aber das Gefühl, dass alles nicht mehr vereinbaren zu können. So wie er mit und über mich geredet hat und dann ein "Ich liebe dich, Süße" passt für mich nicht zusammen. Daher habe ich ihm gesagt, dass ich das so nicht schaffe, dass es zuviele Grundsätzlichkeiten gebe für ihn, die mit mir zu tun haben und die Beziehung dadurch nicht wirklich beendet. Es hat von mir nie den klaren Satz "Es geht nicht mehr" gegeben. Ich habe ihn gebraucht in der Hinsicht, dass ich getroffen bin durch seinen Rückzug und seine kalten Äußerungen. Als ich ihn gebraucht habe, war er weg. Ich habe ihn sooft heulend in meinem Schoß liegen gehabt, wo er mir gesagt hat, er hätte Angst, dass wir es nicht schaffen. Und ich habe ihm immer das Vertrauen gegeben.
Einige Tage später unternahm ich einen Kontaktversuch, weil ich Fragen hatte und natürlich auch, weil ich ihn nach wie vor liebte. Es immer noch tue. Ich habe ihn angemailt, ihm das mitgeteilt und um ein Gespräch gebeten. Daraufhin kam von ihm eine kalte Mail zurück, dass wir das Gespräch gerne führen könnten, er mir aber jetzt schon mal sagen wollte, dass er die Beziehung nicht mehr könne und wolle. Es seien Gefühle nach jedem Streit gestorben. Wenn ich das Gespräch trotzdem noch wolle, solle ich ihn ruhig anrufen.
Das mit den gestorbenen Gefühlen hat mich tief getroffen. Bis zu seiner Mail wußte ich nichts davon. Er hat nie was gesagt. Ich bin total verletzt, weil ich immer das Gefühl hatte, wir seien glücklich miteinander. Noch ein paar Tage vor unserem letzten Stress hat er mit gesagt, wie glücklich er mit mir ist. Am Tag unseres abendlichen Streits kam morgens eine SMS, dass er mich vermisst, wenn er nicht neben mir aufwachen kann. Und jetzt sind plötzlich Gefühle gestorben, er hat mir aber nie etwas gesagt.
Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was echt und wahr war. Er gibt mir keine Antworten ausser "Ich liebe dich, aber es wird nicht funktionieren" und zuletzt "Die Gefühle sind gestorben". Mein "Warum wird es nicht funktionieren" beantwortet er mit "Das ist so ein Gefühl". Von meiner Freundin, die ja auch seine Bekannte ist, höre ich jetzt, wie er über mich spricht. All die Dinge, die er ihr sagt, treffen auf IHN zu. Dass es mir nur um meine Bedürfnisse ginge, dass ich, egal was er sagt, hochgehe. Er macht alles schlecht und war bis vor ein paar Wochen der Mann, mit dem ich mich harmonisch und glücklich gefühlt habe. Und dass es ihm genauso geht, habe ich ihm angehört, angesehen und angespürt. Mit tut das alles so weh!
Es hat so vorsichtig mit uns angefangen, ich habe immer bei mir geguckt, ob das, was ich denke zu diesem Menschen, dem entsprach, was ich fühle. Ich habe auf Authentizität hin "überprüft". Ob das, was er sagte zu dem passte, was er tat. Bin ich da ahnungslos an einen Menschen geraten, der einfach mal eben umschalten kann? Ahnungslos, obwohl ich mir das genau angeguckt habe? Ist es falsch, sich zu öffnen nach und nach, zu sehen, dass sich Vertrauen entwickelt und dann auch zuzulassen?
Ich komme mit 2 Dingen nicht klar. Seiner Kälte, dass plötzlich Gefühle gestorben seien, wo ich gegenteilige Signale von ihm empfangen habe auch noch kurz nach dem Streit. Und mit meinen Schuldgefühlen nicht, irgendwas übersehen zu haben, doch irgendwas falsch gemacht zu haben. Obwohl ich im Hirn weiß, dass ich immer geredet, nicht gestritten habe, aber dann irgendwann unter Druck auch aufgeregt wurde. Wenn er da stand und immer nur sagte "Ich will, dass du jetzt meine Gefühle siehst". Ich nie geschrieen habe, nie beleidigt habe. Aber im letzten Streit sagte, es ginge auch um mich.
Dazu kommt, dass ich Sätze gesagt haben soll, die ich nie gesagt habe. Bspw., dass er sich mal überlegen solle, wie er auf Menschen wirke. Ich weiß, dass ich diesen Satz nie gesagt habe. Und darauf reagiert er mit "Ich fasse das immer noch nicht, dass du einfach abstreitest, diesen Satz gesagt zu haben".
Das Schlimme ist, dass ich diesen Menschen liebe. Immer noch, obwohl er mich weggeschmissen hat. Weil ich dieses durch irgendwas verunsicherte Kind in ihm erkannt habe, das so ein tiefes Bedürfnis nach Liebe und Verständnis hat. Und ich wollte ihm das immer geben, aber wollte eben auch für mich Liebe und Verständnis.
Als ich es aber nicht mehr schaffte, die widersprüchlichen Signale unter einen Hut zu bekommen, ihm das gesagt habe, da war's vorbei. Da konnte er nur sagen "Ich liebe dich, ich will es versuchen", war aber schon beleidigt, als ich nach dem Warum fragte. Und Warum habe ich gefragt, weil ich vorher bald eine Woche weggeschoben wurde, er mich dann in dem Telefonat niedermachte.
Wobei ich hier sagen muss, dass er nie richtig gebrüllt hatte oder irgendwas gegen die Wand geschleudert hatte. Aber er ist in allen 3 Konfliktsituationen wütend gegangen und hat dann einen Tag später entweder die Beziehung beendet oder als gefährdet dargestellt.
Was mache ich jetzt mit dem Gefühl, ihn so lieb zu haben. Was mache ich mit dem Gefühl, dass wir beide eine glückliche Beziehung geführt haben, so eine, wie ich sie mir auch wünsche. Harmonisch, nur plötzlich knallt es, weil ich was sage, was er persönlich nimmt und alles ist von jetzt auf gleich vorbei. Was mache ich mit dem Gefühl, mich zu fragen, ob sein "Ich bin so glücklich mit dir" einige Tage vor unserem letzten Stress eigentlich echt wahr. Wie soll ich daran glauben, irgendwann mal wieder, was echt ist und was nicht?
Und wenn er mir in seiner letzten Mail so unpersönlich schreibt, er wolle und könne die Beziehung nicht mehr fortsetzen, aber wenn ich das Gespräch noch wolle, solle ich doch anrufen...ist das eine Einladung zu einem Spiel? Guckt er da, ob er noch erträglich für mich ist, wie weit er gehen kann?
Was soll ich tun? Ich kann doch nicht immer auf die Meta-Ebene hüpfen, ich habe doch auch Gefühle, die verletzt werden können und auch sind.
Ich hoffe irgendwie immer noch, dass er "zur Besinnung" kommt, sich meldet. Verantwortung für seine Anteile übernimmt. Wenn ich wüßte, dass er ein BL ist, wüßte ich, dass er nie Verantwortung übernehmen wird. Ich weiß es aber nicht. Und so weiß ich dann auch nicht, ob es Sinn macht, mich doch noch mal bei ihm zu melden.
Wann hört dieses Gefühl auf für einen anderen Menschen? Vor allem dann, wenn man keine Antworten bekommt? Alles nicht mehr zusammenpasst, unterschiedliche Signale gesendet werden, zeitgleich, und man nicht mehr weiß, was der andere eigentlich wirklich empfindet und für einen fühlt?
So, lange Geschichte. Die mich wieder nur zum Heulen bringt, wenn ich das so lese hier.
Viele Grüße an Euch alle!
Ahnungslos