Wissen und Werte
Intelligenz und Wissen galten zu allen Zeiten als hohe Werte. „Wissen ist Macht“.
Aber Wissen allein macht den Menschen noch nicht wertvoll.
Es gibt hochintelligente Verbrecher, und diese sind gefährlicher als die dummen.
Intelligente Menschen ohne Charakter werden gefürchtet, aber nicht geliebt.
Intelligent sein heißt nicht schon klug oder gar weise sein.
Menschen können schlau, clever oder gerissen sein, aber Intelligenz und Wissen galten zu allen Zeiten als hohe Werte.
"Wissen ist Macht" Aber Wissen allein wir nennen sie nicht schon deshalb klug oder weise.
Gerissenheit und Schlauheit sind egoistisch missbrauchte Intelligenz.
Klugheit und Weisheit sind Fähigkeiten, das Wertvolle von dem Wertlosen zu unterscheiden und sich für das Wertvolle zu entscheiden.
Wertvoll ist, was auf Dauer dem Wohl der menschlichen Gemeinschaft dient und nicht kurzfristig dem Einzelnen einen vermeintlichen Vorteil verschafft.
Werte und Charakter
Weisheit ist Intelligenz mit Charakter.
Charakter ist die Prägung des Menschen durch Werte.
Dazu gehören z.B. Ehrlichkeit, Güte, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Treue, Mut, Humor, Geduld, Offenheit, Toleranz.
Diese Charaktereigenschaften nennen wir auch Tugenden.
Ohne Tugenden taugt der Mensch nichts.
Auch die Gemeinschaft kann ohne Werte und einen hinreichenden Wertekonsens nicht bestehen.
Wissen ohne Werte führt zum Kampf aller gegen alle.
Die Werte schützen die Gemeinschaft und langfristig auch Individuum, selbst wenn sie ihm kurzfristige Vorteile verwehren.
"Ein wirklich unvoreingenommenes Urteil kann man nur über Dinge abgeben, die einen nicht interessieren,
und das ist zweifellos der Grund, dass unvoreingenommene Urteile immer wertlos sind."
Wenn man Leute beurteilt, darf man nicht nach dem urteilen, was sie noch nicht erreicht haben, sondern man muss aus dem,
was sie schon erreicht haben, auf das schließen, was sie noch nicht erreicht haben."
Wenn jemand für sich das Recht in Anspruch nimmt, eine "Notlüge" zu machen, trifft er ein moralisches Urteil.
Der Ausdruck "Lüge" selbst ist nicht neutral, er enthält schon eine Wertung.
Die Vorsilbe "Not-" scheint diese Wertung abzumildern, etwa: Lügen ist zwar falsch, aber Notlügen sind erlaubt.
Moral ist dazu da, das menschliche Miteinander zu ermöglichen, so dass der und die Einzelne ihre Vorstellung vom guten Leben verwirklichen können.
Warum moralisch sein?
Damit jeder, jede Einzelne, und damit auch man selbst, sein gutes Leben leben kann.
"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Jesus wendet sich damit ganz klar gegen die Verurteilung der Mitmenschen, die durch unser schlechtes Reden über ihn geschieht.
Wir haben kein Recht, einen anderen Menschen zu verurteilen und schlecht zu machen.
Trotz dieser klaren Absage gegenüber jeder Verurteilung unserer Mitmenschen bedeutet das nicht, dass wir uns kein Urteil
über gewisse negative Eigenschaften unserer Zeitgenossen bilden dürfen.
Wir sind sogar verpflichtet, uns ein klares Bild von bestimmten negativen Eigenschaften und Handlungen unserer Mitmenschen zu machen.
Nur eine klare Einschätzung der negativen Seiten und Verhaltensweisen bestimmter Mitmenschen ermöglicht es uns, gewisse Gefahren zu erkennen
und uns dagegen zu schützen.
Die Würde ist Ausdruck der Freiheit der Seele.
Die Güter der Würde sind:
Der Wille, der fordert: Ich will! Das Gewissen, das fragt: Darf ich? Die Vernunft, die entscheidet: Ich soll!
Die Fürsorge, die gebietet: Ich muss! Die Schwäche, die zweifelt: Kann ich?
Diesen fünf Gütern können die fünf Kardinaltugenden zugeordnet werden, denn die Tugenden sind die äußeren Zeichen der inneren Würde.
Diese sind die vier antiken Kardinaltugenden Mut, Besonnenheit, Klugheit und Gerechtigkeit und die christliche Haupttugend Vergebung.
Die Güter, die dem Menschen seine Würde geben, befähigen ihn nach seinem Willen frei, unabhängig und eigenverantwortlich zu handeln.
Der Mensch hat die freie Wahl und ist Herr seiner Taten (Maimonides, das Buch der Erkenntnisse, Teil V, Kap. 5,4).
Das heißt aber, dass der Mensch für diese Handlungen entsprechend seinem Gewissen gegenüber den anderen Menschen und gegenüber Gott die Verantwortung selbst trägt und dafür gerade steht.
Das Gewissen hat Rechte, weil es Pflichten hat. Es ist Führer der Seele. Die Gewissenserfahrung ist der Königsweg zu Gott (John Henry Newman).
Das Gewissen urteilt auf Grund der Vernunft, die über Richtig oder Falsch entscheidet (nach bestem Wissen und Gewissen).
Handelt der Willen wider die Vernunft, ist er schlecht (wider besseres Wissen).
Irrt die Vernunft, weil sie ein Gesetz nicht kennt, das zu wissen ist, ist die daraus entstehende Tat schlecht (Unwissenheit schützt vor Strafe nicht).
Gibt das Gewissen der Schwäche nach und unterwirft sich dem Willen, geschieht das Böse.
Die Würde ist weder gut noch bös, richtig oder falsch. Erst was der Mensch aus seiner Würde macht, ist gut oder bös.
Alles Gewissen ist Bewusstsein, aber nicht alles Bewusstsein ist Gewissen (Matthias Claudius, Briefe).
Es gibt kein Gewissen ohne Erkenntnis von Gut und Bös und das Gewissen gibt dem Bewusstsein die Erkenntnis von Gut und Bös.
Unter Schwäche verstehe ich die Eigenschaft des Menschen, nachzugeben
(wider besseren Wissens, aus Berechnung, aus Einsicht, aus Feigheit, aus Rücksicht, zum eigenen Vorteil oder dem anderer).
Heinrich Böll hat in seinen Erzählungen (Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997) die Schwächen der Menschen eindringlich beschrieben.
Die Schwäche führt zum Bösen, wenn sie dem Willen wider das Gewissen nachgibt oder gegen die Vernunft entscheidet.
Dann wird aus Wollen Begierde.
Die Schwäche des Menschen bedingt seine Fehlbarkeit und kann dadurch das Böse bewirken.
Nichts, was von Aussen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sonder was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein (Mk 7,15).
Durch seine Schwäche ist der Mensch aber auch befähigt, Toleranz zu zeigen, nachzugeben und dadurch möglicherweise das Gute zu bewirken.
Toleranz bedeutet, die Überzeugung anderer, obwohl sie einem selbst falsch erscheint, zu dulden.
Das bedeutet weder Billigung noch Gleichgültigkeit gegenüber der fremden Überzeugung, sondern die Achtung der Person des anderen.
Die Toleranz achtet das Recht des Irrenden auf seine Überzeugung.
Das Prinzip der Toleranz ist das Recht einer Person, aus eigener Einsicht zu Handeln, schließt aber ihre Belehrung für korrektes Verhalten nicht aus.
Die Grenze der Toleranz ist dort gegeben, wo die Rechte anderer Personen eingeschränkt werden.
Die Tugend der Vergebung ist immer auf den anderen gerichtet.
Sie fordert aber um wirksam zu werden die Einsicht und Reue des anderen.
Gruß
Magnus