Abwertungen
Der Symbiotiker wertet ab, wenn die Nähe unerträglich groß wird. Abwertungen haben den Sinn, die Symbiose zu den Eltern aufrechtzuerhalten, da Abwertungen zurück zum elterlichen Herd führen. Wer abwertet, fühlt sich nicht wohl in der Welt, sondern er mäkelt an vielem herum, um Beziehungen abzubrechen und eine Zugehörigkeit zu verhindern. Der Symbiotiker versucht, das Weltbild der Kindheit zu erhalten, indem er die Realität umdeutet und herabsetzt.
Abwertungen sind gleichzusetzen mit Zweifeln. Auch die Zweifel dienen dazu, die Symbiose zu erhalten. C.G. Jung sieht im Zweifel das Wirken der ungelösten Mutterbindung: "Jedes Hindernis, das sich auf seinem Lebenspfad türmt und seinen Aufstieg bedroht, trägt schattenhaft die Züge der furchtbaren Mutter, die mit dem Gifte des heimlichen Zweifels und des Zurückweichens seinen Lebensmut lähmt, und in jeder Überwindung gewinnt er die lächelnde Liebe und lebensspendende Mutter wieder" (20).
Dem Zweifel können sämtliche Lebenssituationen unterworfen werden, die Entscheidungen erfordern. Häufig sind die Zweifel oder die Abwertungen gegenüber dem Ehepartner oder in der therapeutischen Situation. Die große Nähe derartiger Beziehungen wird nicht ertragen oder als harmonisch erlebt, sondern als bedrohlich und verschlingend. Um diesem regressiven Sog und der gefürchteten Allmacht zuvorzukommen, wird die Nähe durch Abwertungen zerstört.
Der Symbiotiker will durch Umdeutung der Realität die Welt der Kindheit wiedererstehen lassen. Zu dem Zweck, die Symbiose zu bewahren, wird die Welt in eine gute und böse gespalten. Die Außenwelt wird abgewertet, während die Familie, die das Gute verkörpert, idealisiert wird. Aggressivität wird nur gegen die Außenwelt zugelassen. Innerhalb der Familie wird die Aggressivität ausgeblendet. Direkte, aggressive Äußerungen sind tabuisiert, so daß sie nach außen projiziert werden oder sich in Krankheitssymptomen manifestieren
habe ich gerade gelesen......