Total kaputt nach einer Beziehung...!?

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@ Kaleu

Wie lange seid ihr jetzt schon ein Paar?

Ich hab´hier schon mal geschrieben, wenn man die Trennungsphasen mitrechnet, kommt es mir fast vor, als wären wir von acht nur vier Jahre zusammen gewesen. Ich hab in der Beziehung ein regelrechtes Trauma weg. Das mit dem Distanzieren war Gift für mich, das hat mich traumatisiert.

 
@ leergeliebt

Ja, genau diese Ohnmacht bei dem Distanzieren, nichts geklärt und er hatte dicht gemacht, man kam nicht an ihn ran. Er hatte die MACHT in dem Moment. Wir haben uns nur mit einem Krümel danach zufrieden gegeben. Ich hasse es und es tramatisiert tatsächlich.

 
Ach Engelsschmerz

Es fällt uns so schwer das zu verstehen. Dafür müssen wir in die verquere Logik eines BL abtauchen. Völlig anders denken. Das ist nicht leicht.Vergleichbar damit einem Rechtshänder zu sagen, er solle jetzt Linkshänder werden?

 
@Engelsschmerz,

Oberhand...

weißt Du, in der ersten Zeit dachte ich tatsächlich, ich wäre diejenige, die gestört ist, ich wäre krank, ich wäre nicht fähig, ich wäre all das, was er mir zuletzt entgegen geschleudert hat...

Aber:

Ich bin fähig, über mich nachzudenken, ich bin fähig, über ihn nachzudenken, ich bin in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, ich bin in der Lage, mein Handeln und mein Verhalten anderen gegenüber so zu gestalten, dass ich niemanden verletze, ich kann Mitleid empfinden, bin empathisch, kann erkennen, welche Ursachen und Wirkungen meine Handlungen haben und mich danach richten... usw...

Er kann das alles definitiv nicht. Er bleibt in seiner Wiederholungsschlaufe hängen. Er erlebt immer wieder diesselbe Leier.... und am Ende des Tages wird er sehr wahrscheinlich sehr einsam sein ... (aber daran sind dann nur alle anderen schuld...all die Bösen, die ihn nicht verstehen).

Es sind einfach zwei Realitäten, die da aufeinander geprallt sind. Ich habe für kurze Zeit meine Realität verlassen und seine erlebt. Bin sozusagen über die Grenze gegangen und zutiefst erschrocken.... Ich bin jetzt wieder auf "meiner" Seite und um eine riesige Erfahrung über die Vielfältigkeit der menschlichen Natur reicher.

Ob ich das gebraucht hätte, steht auf einem anderen Papier.

Gute Nacht @all,

thinking

 
Hi an alle,

zum Thema Schuld:

@engelsschmerz:

Ich kenne diese Schuldgefühle! Ich habe nichts gemacht meiner Meinung nach, aber ich wurde bestraft durch ihn durch Abwertung, Rumgehacke, Ignoranz, etc.

Warum habe ich Schuldgefühle, obwohl ich nichts gemacht habe? Weil ich das kenne aus meiner Kindheit. Deswegen habe ich das in meinen Beiträgen hier geschrieben. Damit man selber sieht, was bei einem selbst nicht stimmt.....denn genau DADURCH hat man das ermöglicht, hat man keine Grenzen schon frühzeitig gesetzt, ist man ggf. zulange in so einer Beziehung.

Weil zumindest ich so funktioniere:

1. Ich tue nichts...objektiv gesehen lege ich menschliches Verhalten an den Tag.

2. Der andere greift mich an.

3. Ich denke: Was soll der Mist? Spreche das an.

4. Der andere greift weiter an, lässt nicht locker, weicht nicht von seiner Meinung ab, dass ich ach so böse war.

5. Ich fange an zu schwanken und denke "Vielleicht ist da ja doch was doof gelaufen, was du gemacht oder gesagt hast"

6. Der andere zieht sich zurück und ignoriert mich, spricht nicht mit mir.

7. Spätestens jetzt bin ich fast überzeugt, dass ich ganz schlimme Sachen gemacht haben muss. Sonst würde er ja nicht so reagieren.

8. Ich habe tiefste Schuldgefühle. Ich habe eine Beziehung nicht auf die Reihe gekriegt. Ich habe dafür gesorgt, dass es dem anderen nicht gutgeht.

Gründe: Elternhaus - Verantwortung - Negieren der kindlichen Gefühle durch die Eltern

führt zu:

- Kind kommt nicht klar, dass es eine Scheißsituation gegeben hat, für die es nichts kann (ist sich noch keiner Schuld bewusst)

- Eltern negieren die Gefühle der Traurigkeit, Wut beim Kind

- Kind denkt sich "Na, die sind groß, da müssen sie rechthaben"

- denkt sich weiter "Dann kann ich ja nur Schuld haben"

- (meine Mutter hat zusätzlich noch auch nicht mit mir gesprochen - je länger der Zustand anhielt...umso mehr war ich davon überzeugt, dass ich der Depp sein MUSS)

- Kind versucht daher, Verantwortung zu übernehmen (Kompensation der eingeredeten Schuldgefühle) und verbiegt sich fortan, damit es allen Leuten gutgeht (nur ihm selber nicht)

So funktioniert Schuld und so funktioniert daher auch so eine Beziehungsstruktur mit Partnern, wenn man dann kein Kind mehr ist (aber im Inneren - oha, da greifen doch die alten Muster noch).

Also: Man hat seinen Teil dazu beigetragen mit dem Partner. DESWEGEN hat es funktioniert, bei mir zumindest. Ihr müsst selber eine Lösung finden, warum es bei euch funktioniert hat. DAS war zumindest mein Knopf, den er drücken konnte. Er hat schnell rausgehabt, dass ich mich verantwortlich fühle und was tun werde, Schuld auf mich nehme, trotzdem gesprächsbereit bin.

Ich habe ihm nie gezeigt, wo der Hammer hängt!!!!

Und was noch lustig ist: Ich habe gepasst aufgrund meines Schuldproblems....weil er auch mit dem gleichen Thema ein Problem hat - nur gegenteilig gelagert. Er will keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen - ich übernehme zuviel.

Deswegen habe ich letztens geschrieben "Anteile von Verantwortung gerecht verteilen". Das Problem beim Partner auch mal stehen lassen und es nicht zu seinem Problem machen.

Zum Thema "Taktik" oder "sieht er das denn nicht, was er da macht?":

Nein! Er KANN es nicht. Er funktioniert genau andersherum. Für ihn ist die Welt spiegelverkehrt. Er assoziiert mit Liebe genau das Gegenteil von dem, was wir damit assoziieren. Und für ihn ist es genau so wahr wie für uns.

Er KANN es so wenig, wie ich mir vorstellen kann, dass die Teletubbies echt sind.

Er hat die Fähigkeit einfach nicht - und daher kann ich ihn auch nicht hassen. Er kanns halt nicht - ich kann ihn nur irgendwie bemitleiden, distanzierte Anteilnahme haben.....

....und ihm aus dem Weg gehen, aus dem Grund, dass er MIR NICHT GUT TUT. Ich will mir meine Welt nicht kaputt und irre machen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass meine Welt die "richtige" ist. Ich setze das in Anführungsstriche, weil er bei seiner Welt GENAUSO davon überzeugt ist.

Problem: Was ist nun richtig, was ist falsch? Gibt es EINE Wahrheit, gibt es sowas wie Logik? Es zeigt uns die Grenzen auf! Die Grenzen haben wir in der Beziehung schon gespürt.

ICH kann nur hergehen, auf MICH gucken, warum ich gepasst habe und für mich daraus lernen. Dann kann ich es beim nächsten Mal besser, anders machen. Mir nützt es aber gar nichts, an dem anderen rumzudoktern. Ich kann mir Erklärungen suchen, ich will es ja verstehen. Aber nützen tut es nur dann, wenn ich auf mich selber schaue.

Und ich glaube, das ist der Punkt. Manche Menschen können nicht LERNEN. Können nicht auf sich selber schauen. Es ist aber keine bösartige, mutwillige Entscheidung. Sie KÖNNEN nicht. Sie haben es nicht anders gelernt. Sie haben Jahre ihres Lebens gelernt, dass sie eh nicht geliebt werden, die Welt schlecht ist. Wenn sie jetzt plötzlich die Augen geöffnet bekämen (wenn das jemand tatsächlich schafft), würden sie "sterben". Sie müssten sich die Welt neu erfinden. Aber die Welt, wie sie für diese Menschen ist, macht für sie Sinn. Deswegen wollen sie vielleicht auch nicht. Weil sie Angst haben, dass sie dann etwas erkennen würden. Nämlich ihre Anteile, ihre Verantwortung - und erst einmal ihren Abgrund.

 
Und wenn ich dann angerufen hab´konnte es sein, das es alles noch schlimmer machte. Dann fühlte er sich eventuell bedrängt. Es fühlte sich an,wie auf einem Minenfeld zu gehen- Jeder Zeit konnte er explodieren und die Beziehung kündigen. Ich musste mich komplett zurücknemen. Und dann hieß es paradoxerweise auch noch: " Tja,du meldest dich ja auch nicht mehr!"

Vor allem sieht man ja auch nicht ein, wenn man voher abgewertet wurde, auch noch anzurufen, und SELBST zu Kreuze zu kriechen.

 
@ ahnungslos

wunderbar ausgedrückt...bei kaleu muss ich immer nachfragen, weil ich etwas nicht verstehe. Bei den Damen hier .......grins, als ob wir dieselbe Sprache sprechen....

Nur ich schreibe im Moment nicht so differenziert, weil ich wohl echt durch den Wind bin und alles noch so frisch ist. Mein Satzbau ist übelst....ich merke es selber... :mauer:

@ leergeliebt

kann ich absolut nachvollziehen, habe genau das Gleiche erleben müssen. Es ist erschreckend wie sich das wiederholt. Wenn er kein Borderline hat, aber eine Persönlichkeitsstörung ist es allemale. Diese Therapeutin heute sagte, es ist extem krank was ich so beschrieben habe. Das schlimme ist, ich muss mich bei anderen absichern, ob er wirklich krank ist. Weil er auch so normal sein konnte...und schwupps die Krankheit war aus dem Kopf bei mir...

 
Hey Leergeliebt,

DANKE! Aber lieber würde ich gaaaaar nicht hier schreiben, hätte ich mir diese Erfahrung erspart. Aber die Erfahrung musste ich machen, damit ICH was lerne. Also war er ja doch zu was gut. Danke auch an IHN!!! Grins.

Weißt du, ich habe so Phasen an mir entdeckt:

1. Schmerz, Verzweiflung, Verletzung

2. Verstehen wollen, "Warum macht er das"

3. deswegen rumrecherchiert im Internet, Bücher gelesen, gequatscht

4. auf mich geguckt, Gründe bei mir gesucht (nicht für das Scheitern der Beziehung, aber warum es passte)

Und jetzt, wo die Verletzung auch weg ist, kann ich das leichter annehmen, was bei MIR passte. Das enthebt ihn in keinstem (gibt von kein eigentlich nen Superlativ? - in diesem Fall schon!!!) von seiner Verantwortung, von seiner Beziehungsunfähigkeit.

Aber ich kann beim nächsten Mal eher auf mich achten und mir die Frage stellen "Falle ich wieder in meine Muster, Schuldmuster?" Wenn man irgendwie das Gefühl von Schuld über Manipulation, irrationalen Shit, komische Kommunikation eingeimpft bekommt, wenn man Schmerzen, Verletzung spürt - dann stimmt was nicht. Dann ist das nicht Liebe, die man da entgegengebracht bekommt.

Schlaft gut!

Ahnungslos

 
@ Engelsschmerz

Was uns primär von denen unterscheidet, WIR machen uns Gedanken, sie nicht. WIR leiden weil wir ein Gewissen besitzen. Das bereitet uns viel Schmerz, aber wir entwickeln uns dadurch weiter,WIR wachsen daran!

 
@ Leergeliebt

na, im Prinzip haben wir hier eine virtuelle Selbsthilfegruppe.... =) :compi:

Ich wohne in Niedersachsen, vielleicht lässt sich das irgendwie mal machen, würde ich mich auch sehr freuen. Das wäre doch mal was.

Ich bin sehr froh bei mir, das ich nicht mehr hingefahren bin und da wenigstens konsequent geblieben bin, wo er meinte, er hat was von damals gutzumachen...er schob seine Arbeit vor....er kam nicht. So sehe ich es. Warum, weil er sieht dass ich seine hässliche Seite nun weiss. Und weil ich ihm gesagt habe, dass er diese Krankheit evtl. hat. Es wurde unbequem für ihn. Aber vier mal anrufen am Tag geht????? Aus der Distanz heraus versteht sich...geht vieles für ihn besser. Arme Seele, ein normaler Mensch hätte gesagt.....vor langer Zeit ich liebe dich nicht mehr....aber er...nährte immer und immer meine Hoffnung über Stunden. Und das ist traumatisch. Im Reden sind sie ja:klatsch:

 
Er sagte einmal zu mir....nach dem Streit könne er umschalten, nichts an sich heranlassen ...aber er würde meinen Schmerz sehen. Für mich schalte ich um, um kein Schmerz zu haben, sein Zitat. Aber nicht lange, sagte er, dann müsse wieder was passieren.

 
@ Engelsschmerz

Das mit der Hoffnung nähren, machen sie um uns bei Laune zu halten, um uns dann am langen Arm verhungern zu lassen!!!

Lieber Gruss

 
Also meiner hat sich gestern per sms gemeldet, er würde sich freuen wenn ich doch mal persönlich bei ihm vorbeischaue und wir das klären. Also unser verhalten jetzt. Dazu muss ich sagen, dass es mich anfangs sehr verletzt hat, dass er nicht mal ein Hallo zu Stande gebracht hat, jetzt allerdings denke ich für mich ist das besser so!!! Ich will da nicht hin!!!! Und ich will auch nicht hallo sagen!!!! Denkt ihr das ist ok??? Jap, da hat er mich wieder - EINMAL handelt er dann verantwortungsvoll und nun fühle ich mich wieder dreckig weil ich nicht darauf einsteigen will.... Man, vielleicht hab ich doch einen an der Marmel...???!!!
Laß es bleiben! Du hast verständlicherweise Angst, wieder manipuliert zu werden und wieder in diesen Strudel zu geraten. Du hast keinen an der Marmel, wie Du es ausdrückst.

Ich würde es nicht tun!

 
@mandoline

Was versprichst DU DIR von dieser Aussprache?

Was willst DU ?

Bleib bei dir.

Natürlich ist es ok, das nicht zu wollen.

Es wühlt nur alles wieder unnötig auf, danach hättest du wahrscheinlich wieder tagelang gedankenkarussels über das Gesagte. Zerpflückt und analysiert ins kleinste detail. *grusel*

Er und es hat sich nicht geändert !

Lass den Zucker liegen =)

Lg

Still

 
@mandoline

mach einfach was dein Bauchgefühl dir rät und lass das Forum ausser Acht. Es wird zwar immer viel geschrieben und es werden viele Gemeinsamkeiten aufgedeckt aber im Grunde ist doch jeder Fall individuell und auch BL funktionieren nicht nach Schema F., wenns denn ein BL ist. Lass dir Zeit und denke selber darüber nach was Du wirklich möchtest und nicht was er will. Ich habe mich anfangs noch auf solche Gespräche eingelassen um zu prüfen ob ich wirklich manipuliert werde.

...ist doppeldeutige Kommunikation und Liebe austesten in Maßen eigentlich nicht normal wenn es Streit/Trennung gegeben hat, man weiss ja in solchen Stuationen nicht, ob der andere noch will. Machen das nicht alle Menschen ein bischen?

Viel Glück

@all

Wie sah das bei euch eigentlich mit Naivität aus. Hattet ihr manchmal das Gefühl er/sie steckt noch in den Kinderschuhen und woran liegt das eigentlich?(

 
Es sollte auch kein Aufruf zu einem Treffen sein, sondern nur das zu tun was du wirklich willst und das hast du grade geschrieben:schmatz:

Es spielt nämlich keine Rolle, ob es dieses Forum und den Begriff BL gibt, es kommt allein darauf an was du möchtest und wenn jmd gehen möchte dann hat er das Recht zu gehen, egal was war und sein könnte.

lg

 
@ auchratlos

habe hier ein paar Ausführungen gefunden:

Mit freundlicher Genehmigung des Wilhelm Griesinger Instituts

Das Symbiosekonzept

Die Ergebnisse meiner psychiatrischen Behandlung von 561 Patienten mit

2610 Träumen zeigen, daß die Patienten mehrheitlich an einer

persistierenden, pathologischen Symbiose zu einem ihrer Elternteile leiden

und infantile, symbiotische Verhaltensweisen aufweisen. Diese Symptome, die

im unterschiedlich ausgeprägten Maß bei einer pathologischen Symbiose

auftreten, gleichen weitgehend der Symptomatik des Borderline-Syndroms, in

ihrer Psychodynamik weisen sie jedoch erhebliche Abweichungen auf.

Das Symbiosekonzept bietet eine klare und handhabbare theoretische

Struktur, die sich auf äußere Verhaltensmuster und vor allem auf

tiefenpsychologische Konfliktbereiche bezieht. Ich habe das Symbiose-Konzept

in meinem Buch "Angst - Ursprung und Überwindung" eingehend beschrieben (7).

Folgende symbiotische Verhaltensweisen sind zu nennen:

1.. Angst

2.. Passivität

3.. Identifikationsstörung und Überanpassung

4.. Innere Unruhe und Anspannung

5.. Ungeduld

6.. Kränkbarkeit und Wut

7.. Grandiosität

8.. Abwertungen

9.. Depressivität

10.. Sucht

11.. Sexuelle Störungen

12.. Destruktivität

Das Haftenbleiben in der Infantilität, in der Welt der kindlichen

Vorstellungen und Reaktionsweisen, die Spannungszustände, die durch den

Gegensatz zwischen dem erreichten Lebensalter und den infantilen,

regressiven Persönlichkeitsanteilen hervorgerufen werden, manifestieren sich

im symbiotischen Verhalten. Auch psychosomatische Symptome treten als

ungelösten, persistierenden Symbiose auf.

Der symbiotisch gebundene Mensch reagiert auf diese Frustration mit einer

Kränkungshaltung und häufig mit Aggressivität. Mit Hilfe aggressiven

Schweigens oder eines Jähzornanfalls oder anderen aggressiven Verhaltens

soll die ursprüngliche symbiotische Einheit wiederhergestellt werden. Die

Wut des enttäuschten Kindes, das eine allgegenwärtige und umsorgende

Mütterlichkeit vermißt, richtet sich im Erwachsenenleben gegen andere oder

gegen sich selbst. Sie entspringt in beiden Fällen infantilen, symbiotischen

Verschmelzungswünschen und dem Impuls nach Rache an einer enttäuschenden

Realität.

Es wurde bisher in der psychoanalytischen Literatur zu wenig beachtet, daß

narzißtische Wut nicht nur durch frühkindliche Kränkungen und Traumata

entsteht, sondern primär ein infantiles Verhalten ist und auch der

Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Symbiose dient.

Manche Eltern grenzen sich gegenüber dem aggressiven Verhalten ihres

Kindes nicht genug ab oder neigen selber zu Wutanfällen. Sie heißen

insgeheim oder auch offen die Wutanfälle des Kindes gut. Das Kind behält die

Wutanfälle über die Kleinkindphase hinaus bei, da ihm nicht genügend Grenzen

gesetzt worden sind. Der Erwachsene glaubt, durch sein Verhalten etwas

erreichen zu können, wie es ihm damals als Kind möglich war. Mit dem

Jähzornanfall manipuliert der Erwachsene seine Umwelt nach dem Motto: "Wenn

du nicht willst, wie ich will, dann kriege ich eben einen Wutanfall und du

wirst schon sehen, daß ich meinen Willen durchsetze!"

Der Symbiotiker neigt dazu, sich selbst mitsamt seiner Vergangenheit,

seiner Art des Denkens, des Handelns und Fühlens zu verabsolutieren. Was er

sagt, tut und fühlt ist richtig. Der Symbiotiker zeigt Enttäuschung und

beleidigtes Verhalten, wenn seinen Wünschen nicht entsprochen wird. Er

mault, stunden- oder tagelang, je nachdem wie tief er sich gekränkt fühlt.

Er sieht sich von seinem Partner oder seinem Therapeuten, an die zu große

Erwartungen und Wünsche gestellt werden, enttäuscht.

Der Gekränkte zieht sich zurück. Er ist nicht in der Lage, sich mit einem

Partner über die Kränkung zunächst zu unterhalten oder seinen Ärger zu

verbalisieren. Schweigen als Rückzugssyndrom bei regressiven Wünschen, als

Strafe und als Ausdruck der Unfähigkeit, Ärger adäquat zu äußern, ist die

Folge. Nachdem sich genügend Wut in dem gekränkten Partner angestaut hat,

explodiert er aus einem geringen Anlaß heraus und zeigt einen infantilen

Wutausbruch.

Eine weitere Quelle der Wut besteht darin, daß mit dem Eingehen einer

Partnerschaft der symbiotisch gebundene Partner Abschied vom elterlichen

Objekt nimmt. Der Abschied ist mit Trauer und Wut verbunden, die um so

stärker sind, je fester die Bindung an die Eltern gewesen ist. Aus der

Trauer und der Enttäuschung heraus, daß der Partner einem nicht alle Wünsche

erfüllt, entsteht Wut, welche die Nähe zum anderen zerstört. Das Festhalten

an der Vergangenheit führt auch zur Ablehnung der Gegenwart und der

Bezogenheit zum Partner.

In Phasen der psychischen Entwicklung verstärkt sich als Ausdruck von

Trauer und verstärktem Suchen nach Symbiose die Neigung zu aggressiver

Gereiztheit und Wutanfällen. Der jeweilige Individuationsschritt geht mit

erhöhter Kränkbarkeit, Ungeduld und Wut einher. Auch psychosomatische

Angstsymptome und depressive Symptome sind verstärkt zu beobachten.

Während die Kränkungsreaktionen den Abstand zum Gegenüber vergrößern und

Nähe verhindern, kann ein Wutanfall aber auch Nähe schaffen. Manchmal ist in

einer verhärteten Partnerschaft die Wut der letzte Versuch, zum Gegenüber

Kontakt herzustellen und ihn aus seiner Arroganz und Symbiose herauszuholen.

Erhöhte Kränkbarkeit und Wut sind Zeichen von Symbiose und infantilem

Verhalten. Je stärker sich ein Elternteil des Kindes bemächtigt hat, desto

größer wird die Ambivalenz und die verdrängte Wut gegen ein

grenzüberschreitendes und verschlingendes Objekt sein. Vom Vater fühlt sich

der Symbiotiker verlassen, da dieser oft eine schwache Position in der

Familie einnimmt. Eine häufige Antwort der Patienten auf die Rolle des

Vaters in ihrer Familie ist: "Mein Vater hat wenig Zeit für mich gehabt und

sich wenig um mich gekümmert." Aus der mangelnden Zuwendung des Vaters zum

Kind resultiert einerseits eine ungenügende Fähigkeit, auf die Welt

zuzugehen und sich ihrer realitätsgerecht zu bemächtigen, andererseits sind

die Kinder gekränkt und enttäuscht über die fehlende Liebe des Vaters. Auch

aus dieser Enttäuschung entspringen erhöhte Verletzbarkeit, Kränkbarkeit und

narzisstische Wut.

lg

Engelsschmerz

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Noch ein Nachtrag.....:

Als Psychiater sehen wir den Mechanismus der Auftrennung zwischen einer

guten und bösen Welt, zwischen Idealisierung und Abwertung besonders in der

Therapie. Die Trennung in Gut und Böse mit einem plötzlichen Umkippen der

Idealisierung in die völlige Abwertung hat den Sinn und das Ziel, die

Beziehung zum Partner, zur Berufswelt oder zum Therapeuten abzubrechen, wenn

die Beziehung einerseits zu dicht wird oder aber den Idealvorstellungen

nicht mehr entspricht. In diesem Moment bleiben von Zuneigung und Liebe

wenig oder nichts übrig, sondern der bislang geliebte Mensch wird für

kürzere oder längere Zeit verteufelt und abgewertet. Im Verlaufe von

Stunden, Tagen oder Wochen weichen die Haßgefühle zumeist einem positiv

getragenen Gefühl - der Liebe.

Die völlige Abwertung des geliebten Menschen über einen gewissen Zeitraum

entspricht dem archaischen, aufgestauten Aggressionspotential, das enorm ist

und keine positiven Seiten am anderen zuläßt. Es gelingt dem Symbiotiker in

der Regel nicht, mit dieser enormen Wut umzugehen. Es gibt für ihn entweder

den Weg des Rückzugs, der völligen Abwertung, wobei er Gefahr läuft, die

Beziehung zu zerstören, oder aber er idealisiert seinen Partner weiterhin

und verdrängt seine archaische Wut, die den Partner sonst treffen würde.

Aufgabe des Erwachsenen ist es aber, seine infantilen Aggressionen zu

überwinden, die inneren Gegensätze seiner Persönlichkeit bewußt werden zu

lassen und zu integrieren.

Die Suche nach Verschmelzung und Wiederherstellung der symbiotischen

Einheit mit dem allmächtigen Objekt wird vom Symbiotiker zwar heftig

betrieben, das Wiederauffinden des Paradieses gelingt ihm aber nicht mehr.

Auf diese Enttäuschung reagiert er mit brüsker Ablehnung, die sich als

Abbruch der Beziehung darstellen kann. Je stärker der symbiotisch gebundene

Patient mit dem allmächtigen Objekt eine Einheit bilden möchte, desto mehr

wird er auf reale Enttäuschungen mit Abwertungsmechanismen reagieren, die

das Umschlagen von Zuneigung in Enttäuschungsärger beinhalten. Nachdem der

Symbiotiker die Symbiose unter Schuldgefühlen und einer Fülle von Symptomen

gespalten hat, ist er nicht mehr genötigt, Beziehungen zu spalten und

abzubrechen, sein Gegenüber übermäßig abzuwerten und abzulehnen, da er nach

Auflösung der Symbiose zu einer erwachsenen Ich-Du-Beziehung befähigt ist.

Primitive Idealisierung

Die Neigung, äußere Objekte übermäßig zu idealisieren, ist in ihrer

starken Ausprägung eine infantile Haltung. Sie entstammt der Identifikation

mit dem allmächtigen Objekt. Kernbergs Feststellung, daß die idealisierte

Person "als Beschützer gegen eine Welt voller gefährlicher Objekte (23)

auftritt, stützt meine Beobachtungen über symbiotische Verhaltensweisen beim

"Borderline-Patienten."

Projektive Identifikation

Die projektive Identifikation spielt in meiner Nomenklatur keine Rolle.

Der Begriff wurde von der Klein'schen Schule entwickelt, deren unklaren

Sprache ich bemängelt habe. Auch Wurmser hat sich kritisch zu diesem

überflüssigen Begriff der Psychoanalyse geäußert (52).

Grandiosität und Allmacht

Grandiosität und Allmacht sind symbiotische Verhaltensweisen. Sie sind

nicht "direkte Manifestation primitiver Introjektion und Identifizierung zu

Abwehrzwecken" (23), sondern sie stehen in einem direkten Zusammenhang mit

der infantilen Symbiose. Ein Mensch, der in der Welt der Kindheit

hängengeblieben ist, der seine infantilen Größenphantasien weiterhin nährt

und verwirklichen will, der so sehr von seiner Mutter in diesen

Größenphantasien bestärkt worden ist, durch ihre allumfassende Zuwendung und

Liebe; ein Mensch, der in seinen Grenzen, in seiner Identität so sehr

gestört worden ist, wie es bei symbiotisch gebundenen Menschen vorkommt, der

wird kompensatorisch, aber auch gefüttert durch die narzißtische Liebe

seines mütterlichen Objektes, Allmachtsphantasien hegen und verwirklichen

wollen. Sie werden kompensatorisch gebildet infolge von Ohnmachtsgefühlen

gegenüber allmächtigen Objekten.

In folgenden Redewendungen findet sich Grandiosität:

Nie werde ich heiraten.

Das werde ich niemals tun.

Das habe ich immer schon so gemacht.

Das schaffe ich nie.

Ich interessiere mich für nichts.

Keiner kann mir helfen.

Keiner versteht mich.

Keiner liebt mich.

Ich habe schon alles versucht. Kein Therapeut ist gut für mich.

Du hörst mir nie zu.

Sowohl in therapeutischen Beziehungen als auch in den

Partnerschaftskonflikten ist es wichtig, darauf hinzuweisen, daß Sätze wie

"Keiner hat mich lieb" oder "Keiner versteht mich" nur dazu dienen, die

Symbiose mit dem elterlichen Objekt aufrechtzuerhalten. Der grandiose Mensch

ist nicht bereit, aus seinem mütterlich-kindlichen Beziehungsmuster

auszusteigen und sich auf die jetzige Beziehung einzulassen. Es ist

schwierig, an derartige Menschen heranzukommen und sie zu einem anderen

Verhalten zu bewegen. Sie sind schnell gekränkt, ziehen sich beleidigt

zurück, oder sie reagieren mit narzißtischer Wut.

Grandiosität findet sich beim Narzißten, der zu sehr in seine eigenen

Ideen verliebt und überzeugt ist von seiner Großartigkeit in bezug auf seine

Begabungen und seine Ideen. Er scheitert jedoch häufig in engen,

zwischenmenschlichen Beziehungen.

Grandiosität kann auch aus der Abwehr einer depressiven Grundstimmung

entstehen. Anstatt die Depressivität und Trauer, die notwendigerweise im

Loslösungsprozeß entsteht, zu ertragen, wird sie bei den Menschen, die sich

grandios verhalten, verdrängt und in ihr Gegenteil verkehrt.

Abwertungen

Der Symbiotiker wertet ab, wenn die Nähe unerträglich groß wird.

Abwertungen haben den Sinn, die Symbiose zu den Eltern aufrechtzuerhalten,

da Abwertungen zurück zum elterlichen Herd führen. Wer abwertet, fühlt sich

nicht wohl in der Welt, sondern er mäkelt an vielem herum, um Beziehungen

abzubrechen und eine Zugehörigkeit zu verhindern. Der Symbiotiker versucht,

das Weltbild der Kindheit zu erhalten, indem er die Realität umdeutet und

herabsetzt.

Abwertungen sind gleichzusetzen mit Zweifeln. Auch die Zweifel dienen

dazu, die Symbiose zu erhalten. C.G. Jung sieht im Zweifel das Wirken der

ungelösten Mutterbindung: "Jedes Hindernis, das sich auf seinem Lebenspfad

türmt und seinen Aufstieg bedroht, trägt schattenhaft die Züge der

furchtbaren Mutter, die mit dem Gifte des heimlichen Zweifels und des

Zurückweichens seinen Lebensmut lähmt, und in jeder Überwindung gewinnt er

die lächelnde Liebe und lebensspendende Mutter wieder" (20).

Dem Zweifel können sämtliche Lebenssituationen unterworfen werden, die

Entscheidungen erfordern. Häufig sind die Zweifel oder die Abwertungen

gegenüber dem Ehepartner oder in der therapeutischen Situation. Die große

Nähe derartiger Beziehungen wird nicht ertragen oder als harmonisch erlebt,

sondern als bedrohlich und verschlingend. Um diesem regressiven Sog und der

gefürchteten Allmacht zuvorzukommen, wird die Nähe durch Abwertungen

zerstört.

Der Symbiotiker will durch Umdeutung der Realität die Welt der Kindheit

wiedererstehen lassen. Zu dem Zweck, die Symbiose zu bewahren, wird die Welt

in eine gute und böse gespalten. Die Außenwelt wird abgewertet, während die

Familie, die das Gute verkörpert, idealisiert wird. Aggressivität wird nur

gegen die Außenwelt zugelassen. Innerhalb der Familie wird die Aggressivität

ausgeblendet. Direkte, aggressive Äußerungen sind tabuisiert, so daß sie

nach außen projiziert werden oder sich in Krankheitssymptomen manifestieren.

Narzißmus

Auch Kernberg vertritt die Theorie von der frühen Störung, die durch frühe

orale Traumata und enorme prägenitale Aggression hervorgerufen wird. Die

Nähe des Borderline-Syndroms zum Konzept des Narzißmus liegt darin

begründet, daß im Narzißmus eine harmlosere, weniger lärmende und

symptomreiche Form symbiotischen Verhaltens zu sehen ist. Wenn sich aber der

Narzißt seiner Ablösungs- und Individuationsproblematik stellt, setzt auch

bei ihm oft eine laute, vielfältige Symptomatik ein.

 
@ Engelsschmerz

genial, genau das ist es! :klatsch: Ich war für sie die allgegenwärtige alles verzeihende Mutter die sie bedingungslos geliebt hat, egal was sie macht und sie musste das ständig testen oder aber durch Wut versuchen die Symbiose wiederherzustellen, denn ich bin ja nicht ihre Mutter sondern ein Mensch mit vielen anden Aufgaben und Eigenschaften. Das ist es! Deswegen war sie beim Sex auch immer woanders, sie kann ja nicht mit ihrer Mutter schlafen:D

Danke für deineTexte, wieder ein Augenöffner:eek:

 
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