Ich weiss, dass ich mit mir alleine glücklich sein sollte. Aber ist es nicht ein menschliches Bedürfnis, soziale Bindungen einzugehen?
Irgendwie scheinst du die Formulierung mit dem "alleine glücklich sein" nicht zu verstehen. Es geht doch nicht darum, als Eremit alleine im Wald zu leben. Es kann aber nicht sein, dass man sich so von einem Menschen abhängig macht, dass man es als den totalen Mangel empfindet, wenn man mal alleine ist.
Und Mangel wirst du im Leben immer mal wieder empfinden. Du wirst z.B. mit deinem Bildungsstand immer wieder an Grenzen stoßen, an denen du nicht mehr weiter weißt und das Gefühl hast, dass dir das nötige Wissen fehlt. Seltsamerweise wird mangelndes Wissen gaaaanz selten als wirklicher Mangel empfunden. Aber warum? Eigentlich sollten unsere Bestrebungen nur daraus hinauslaufen. Denn dann würden wir uns auch besser verstehen. Daran besteht aber offenbar nur sehr wenig Interesse.
Du wirst auch irgendwann in deinem Leben schon einen Mangel an Nahrung empfunden haben. Nämlich dann, wenn weit und breit nix zu essen da war und du mittlerweile einen Riesenhunger hattest.
Du wirst auch schon den Mangel an Schlaf erlebt haben. Nämlich dann, wenn du wie verrückt gearbeitet hattest und am nächsten Tag wieder zeitig raus musstest. Dieser Mangel wird ebenfalls sehr unterschätzt. Und darüber rumgejammert wird noch weniger.
Das alles ist völlig normal. Unsere Selbstzufriedenheit sollte doch nicht so weit gehen, dass wir nun danach streben, wirklich JEDEN Mangel zu JEDEM Zeitpunkt zu beseitige. Muss es wirklich so weit kommen, dass wir immer nur den totalen Wohlstand wollen? Oder geht es nicht auch mal eine Zeit lang ohne die Rundum-Befriedigung aller Bedürfnisse?
Und wenn du schon mit Bedürfnissen und Mangelerscheinung anfängst, solltest du dir auch mal die Maslowsche Bedürfnispyramide anschauen, auf die du dich ja sicherlich beziehst. Was da ganz oben steht...
Es ist aber logisch, wenn du dich sooo in dein Alleinsein hineinsteigerst, dass du dich alleine fühlst. Du musst doch mal akzeptieren, dass es im Moment in deiner Wohnung ziemlich einsam zugeht. Ja und? Dein Problem scheint mehr darin zu liegen, dass du dich nicht an den kleinen Sachen erfreuen kannst.
Ich kenne auch das "Problem", dass ich von irgendeiner Feier etc. alleine nach Hause komme. Aber dann freue ich mich darüber, dass ich so einen schönen Abend erleben konnte - und jammere nicht rum, dass ich nun wieder alleine zu Hause sitze.
So etwas nennt man auch "Selbstzufriedenheit". Scheint aber Menschen, die krampfhaft einen Partner suchen, total abzugehen.
Im übrigen weiß ich auch, dass es sehr viele Ehepaare gibt, die zusammen nach Hause kommen und danach auch alleine herumsitzen - obwohl sie sich zusammen in einem Raum aufhalten. Es ist ein rosarotes Denken, wenn man glaubt, dass der Partner nun dafür zuständig ist, dass irgendwelche "Mangelerscheinungen" befriedigt werden.
Und eine heile Beziehungswelt garantiert dir auch noch keine Zufriedenheit. Das erinnert mich immer sehr an Weihnachten und wie da Familien nach außen hin auf heile Welt machen - in im "Inneren" gibt es Streit ohne Ende. In solchen Momenten bin ich unendlich dankbar, dass ich alleine lebe.
@Troja
Ich beneide z.B. meine Schwester, die einen Ehemann und zwei Kinder hat.
Und deine Schwester beneidet dich um dein Single-Leben.
Nur sehen Paare gaaaanz selten, dass das Single-Leben mit zunehmenden Alter immer schwieriger wird.
@Randa & Troja
Kann euer "Mangelempfinden" vielleicht damit zusammenhängen, weil euch über längere Zeit vorgegaukelt wurde, dass ihr ja eine Beziehung hättet, obwohl es in Wirklichkeit keine war und ihr jetzt der verlorenen Zeit nachtrauert und dadurch das Gefühl habt, dass ihr schon ewig alleine seid?