Wir haben nun wieder Kontakt gehabt, initiiert durch ihn. Ich hab ihn schon mal nicht kontaktiert und da bin ich stolz drauf. Ich bin konsequent geblieben. Es ist nicht so, dass jetzt wieder mit wehenden Fahnen zu ihm zurückrenne. Ich bleibe von ihm getrennt. Ich melde mich nicht.
Liebe Randa,
ich glaube nicht, dass Dir hier jemand etwas kleinreden will, im Gegenteil. Ich lese ja hier mit und bewundere die Engelsgeduld der Schreiberin. Da mein Boot nicht unbedingt anders aussieht, nehme ich mir einfach mal das Recht heraus zu behaupten, dass der Absprung noch lang nicht geschafft ist.
Der "Absprung" ist dann geschafft, wenn es einem egal ist, welche Kontakte er bedient, was er an SMS schreibt, wenn er telefoniert. Was Du aber machst, ist im Loslassen den Kontakt noch enger zu knüpfen.
Es mag sein, dass Du oberflächlich gesehen alles machst, dass ihm signalisiert, es ist aus. Aber Dein eigentliches Handeln, dass Du nicht mit 1000 Gedanken steuerst, sagt etwas anderes.
In einem Beitrag hast Du geschrieben, dass Du es ihm so und so gesagt hast, damit er sich besser fühlt. Warum? Weil Du Dich dann besser fühlst? Es ist ja toll, immer so verständnisvoll und reflektiert zu sein, dies ist doch das Stigma der Geliebten. Sie versteht immer alles, sie ist immer auf Abruf bereit und und und.
Warum hast Du gerade in dem Telefonat nicht mal Deinen Bedürfnissen Raum gegeben, wenn es denn überhaupt sein mußte? Du hättest ihm mal deutlich sagen sollen (schlag mich nicht), dass er ein verweichlichter Arsch ist, der sich in den selben seine dümmlichen Weicheisprüche stecken kann.
Aber er ist nicht schlecht, er weiß Dich gut zu manipulieren und auch genau, in welcher Reihenfolge er die Knöpfe bedienen muss. Kontakliste, geschäftlicher Anruf, SMS.
Und er hat doch schon alles erreicht, die Kommunikation findet wieder statt. Das nächste ist, dass er Dir von vagen Trennungsplänen etc. pp. berichtet.
Weiter kommt dazu, dass Du Dir nun selbst wieder Hoffnung machst. Vielleicht kommt er ja und Du bist noch frei. Genau diese Hoffnung aber verhindert jeglichen Absprung.
Ich habe mir in meiner "Beziehung" das ganze Drama lange angesehen. Und vieles habe ich übersehen, weil ich es nicht sehen wollte, für den Rest fand ich Entschuldigungen und sonstige Gründe. Bis zu einem Punkt, nachdem die xste Diskussion geführt war, zum ysten Mal die selbe Thematik problematisiert worden war und ich resigniert habe, weiter zu monologisieren. Ich war selbst überrascht über mich, als ich ihm das erste Mal morgens sagte, dass ich ihn nicht sehen will. Dass ich seine nachfolgenden Anrufe nicht annahm, seine Email eher gelangweilt in wütend, traurig, zornig, unter der Gürtellinie einordnete und keinerlei Drang verspürte, sie zu beantworten. Dies trotz Liebe.
Zwischenzeitlich sind die Fronten geklärt, wir suchen gerade eine neue gemeinsame Bleibe. Soweit wäre es aber nicht gekommen, wenn ich nicht komplett losgelassen hätte. Kein Ultimatum an ihn, nichts. Genau dadurch hat er gemerkt, was er wirklich will und entsprechend gehandelt.
Und ich hatte durch diese "Pause" Zeit, für mich durchzuatmen. Ehrlicherweise muss ich auch dazu schreiben, dass es nach dem geschilderten Morgen für mich egal war, ob er sich wieder meldet. Es war das Gefühl da, dass es richtig ist.
Nun ist der letzte Absatz und die Erläuterungen zu meiner Geschichte ziemlich blöd, da es so wirken kann, als würde ich Dir Hoffnung machen wollen, dass es ja doch auch "die anderen Geschichten" gibt. Dies ist nicht meine Absicht.
Ich will Dir aufzeigen, wie wichtig das tatsächliche Loslassen ist und nicht Dein "ich schalte jetzt meinen Kopf auf Loslassen um". Hier bewertet auch niemand Dein Tun, niemand stellt Deine Absicht in Frage. Loslassen geht aber nicht nur mit dem Kopf.
Ich kann morgen keine Zigarette mehr rauchen und behaupten, ich bin Nichtraucher. Gleichwohl dreht es sich immer in meinem Kopf, was ich denn zum Kaffee noch mache, wie ich ohne diesen blöden Brief öffne, was ich nach dem guten Essen mache und wohin mit meinen Fingern, wenn ich den guten Wein trinke. Wenn diese Gedanken nicht mehr sind, dann bin ich vielleicht Nichtraucher. Und doch genügt eine Zigarette....
Blödes Beispiel, ich hoffe, halbwegs vermitteln zu können, was schwer zu schreiben ist.