Liebe Randa,
Ich habe den Eindruck, was Deinen Freund am meisten ängstigt an einer Trennung, ist der Verlust seiner Sicherheit – deshalb der Wunsch, mit Dir festzulegen, wie es weiterzugehen hat, das Bedürfnis nach sofortigem Zusammenziehen etc. Der Telefonkontakt, BEVOR er irgendwas unternommen hat, hat m.E. genau das zum Zweck: Er muss das Fundament für einen neuen sicheren Hafen haben, bevor er den alten verlässt. Und er braucht Dich ständig als emotionale Stütze. (Dass es bei dieser Telefonkontakt-Geschichte um Rücksicht auf Dich geht, das glaube ich keine Sekunde.)
Das Problem für Eure evtl. Beziehung – wenn er sich denn tatsächlich trennt – sehe ich vor allem darin, dass seine Liebe bzw. deren Umsetzung so sehr an Forderungen geknüpft ist. Du sollst ihm schon von Vorneherein garantieren, dass Du ihn nach seiner Trennung vollumfänglich auffängst. Im Prinzip fängst Du ihn ohnehin schon die ganze Zeit auf.
Sein Bedürfnis nach “garantierter” Zuwendung scheint so stark zu sein, dass ich an Deiner Stelle ins Grübeln kommen würde, wieviel da noch für die Liebe übrig bleibt, die Du wahrscheinlich gerne hättest. Die, in der es um DICH geht. Im Moment geht es vor allem darum, wie er ein Maximum an Wärme bekommt. Ob das durch seine Familie ist oder durch Dich, das scheint immer erst an zweiter Stelle zu kommen.
Er ist eigentlich bemitleidenswert, weil seine Ängste ihm die Möglichkeit nehmen, wirklich achtsam mit Gefühlen umzugehen – mit denen seiner Familie, mit Deinen und nicht zuletzt auch mit seinen.
Vielleicht schaffst Dus, dass er sich tatsächlich irgendwann trennt, wenn Du konstant und auf Abruf für ihn da bist – sei das nun am Telefon oder sonstwie – und er den Mut fasst, den Hafen zu wechseln. Ich würd mir aber gut überlegen, ob Du das wirklich willst. Und das würde ich mir jetzt überlegen und nicht erst, wenn er mit Sack und Pack bei Dir eingezogen ist, Du die unweigerlich eintretende Trennungsdepression mittragen musst und Dir vielleicht auf einmal nicht mehr sicher bist, ob das wirklich das ist, was Du erwartet hast.
Vielleicht hilft Dir der Gedanke ein wenig, Dich seinen Entscheidungen weniger ausgeliefert zu fühlen.
Liebe Grüsse
missie