Und klar liegt einiges in meiner kindheit begraben, mein vater ist gestorben als ich 12 war- er hatte krebs - ich habe es zu hause mit angesehen- meine mutter hat danach nach nem halben wieder geheiratet- und welch wunder- mit ihrem mann kam und komme ich bis heute nicht klar...
Allerdings bin ich der meinung, dass man ab einem gewissen alter nicht mehr alles auf seine kindheit schieben kann- ich müsste doch mein leben alleine in ordnung bringen, ohne die schuld auf meine kindheit, meine mutter zu schieben, oder?
Hehe, als meine Therapeutin mit meiner Kindheit anfing, da hab ich genau den gleichen Kram erzählt, dass ich meine Kindheit kenne und weiss, dass da einiges schief lief und wir uns gar nicht damit beschäftigen brauchen.
Denkste. Genau da drückt der Schuh. Das "Wissen" darüber, dass in meiner Kindheit was schief lief, das war ein Abwehrmechanismus. Das hat mir nicht die Therapeutin gesagt, sondern ich hab's gemerkt.
Alles, mein gesamtes heutiges Verhalten, ganz besonders die Fehler in die ich immer wieder schlitter, hab ich alles aus der Kindheit mitgebracht.
Der Augenöffner war für mich, als es zum ersten mal um meine Mutter ging in der Therapie und meine Therapeutin meine Mutter "spielte" und zu mir sagte - naja, aber Du warst ja auch ein schwieriges Kind und ich das mit einem eindeutigen, überzeugten Ja beantwortete. Und
da drückt mein Schuh! Ich bin der Überzeugung, dass es meine Schuld ist wie meine Kindheit ablief. Ich bin der Ansicht, dass meine Mutter nur auf mich "schwieriges Kind" reagierte.
In der Therapie geht es jetzt aber gar nicht darum, dass ich die Schuld meiner Mutter gebe, sondern es geht darum, dass ich meine Schuld ablege. Denn ich war ein Kind! Meine Mum erwartete von mir mich wie ein Erwachsener zu verhalten. Und das seit ich auf die Welt kam! Ich war aber ein Kind und
konnte das nicht leisten und deswegen trifft mich auch keine Schuld!
Ich merke jetzt überhaupt erst wieviel von meinem verhalten ich aus der Kindheit unabgeschlossen mit in meine Gegenwart gebracht habe. Bspw. hab ich doch geschrieben, dass meine Nachbarin mir Angst macht. Aber das ist nur halbrichtig. Es ist nicht sie - sondern es ist ein verhalten von ihr, welches eine Kindheitsangst von mir auslöst. Sprich, meine Nachbarin ist nicht die ursache dieser Angst sondern der Auslöser. Aber die ursache muss weg, damit ich auf das verhalten meiner Nachbarin angstfrei - und damit angemessen reagieren kann.
Ich hab durch all das gemerkt, wiviel tatsächlich in der Kindheit verborgen liegt, ob man das nun glauben will oder nicht. Und ich kann Dir x-Beispiele dieser Art geben. Das Bewusstsein, dass es so ist, wird auch jetzt erst in mir wach. Vor der Therapie dachte ich auch, dass ich mit meiner Kindheit abgeschlossen und die Probleme verarbeitet hätte - jetzt merke ich, genau das Gegenteil ist der fall. Dieses Denken damit abgeschlossen zu haben, war nur ein Mechanismus um das nicht verarbeiten zu müssen.
Hätte ich übrigens das hier, was ich gerade geschrieben habe, vor 4 Wochen gelesen, hätte es mir keinen Meter geholfen. Weil mir komplett der Zugang dazu fehlte einen inneren Zusammenhang zu mir dazu herzustellen. Das ging tatsächlich erst durch die Therapie. Und das zieht sich erschreckend durch mein ganzes Leben, ja durch mein ganzes sein.
Beispiele:
Bin ja immer gleich an die Decke gegangen. Früher hab ich gesagt, naja, ich bin halt aufbrausend. Stimmt gar nicht. Bin ich gar nicht. Ich bin eigentlich 'n ruhiger Typ. Der Punkt ist, meine Mum hat mich laufend kritisiert. Ich war immer irgendwie falsch - natüüüüürlich meinte sie das nur gut. Warum ich heute an die Decke gehe liegt genau darin verborgen, ich fühl mich sofort kritisiert und natüüüürlich meint der Andere es nur gut. Und ich such sofort die Schuld bei mir (weil ich ja überzeugt bin, dass ich schwierig bin) und gifte den Anderen an, rechtfertige, verteidige mich. Völlig unangemessens verhalten, was gar nicht ich bin.
Oder ich rede und quassel gern und viel über mich. Manchmal lehrerhaft. Grund: So hat's mir Mum vorgelebt, also ist das "richtiges" verhalten. Denn Mama hat ja Recht. Ausserdem kommt noch dazu, dass ich gehört werden will, weil Mama mir ja nie zugehört hat.
Oder ich komm nur schwer damit klar, wenn ein mensch den ich liebe, mal Zeit für sich braucht. Zwar bin ich nicht blöde und weiss, dass jeder das braucht, aber mir fällt es schwer Distanz zu ertragen. Auch ein Mitbringsel aus der Kindheit, weil meine Mum nie emotional für mich da war, da lief alles nur nach Verstand. Emotionale Distanz ist deswgen für mich unerträglich und ich werde zum Klammeraffen.
Um all das aufzulösen, damit ich angemessen auf andere menschen reagieren kann ohne, dass es mir selbst weh tut, müssen aber die Ursachen aufgelöst werden. Und die liegen in der Kindheit verborgen. Alle. Mein leben danach war nur eine Reihe von Wiederholungstaten. Merk ich auch jetzt erst
Jaja, der olle freud war gar nicht so doof